Eine schwangere Frau bei einer Wassergeburt.

Gebären im Wasser, unter Hypnose oder im Geburtshaus

Für die Geburt gibt es viele Möglichkeiten. Vielleicht ist eine hebammengeleitete Entbindung die richtige Wahl, möglicherweise interessieren Sie sich aber auch für Hypnobirthing oder eine Geburt im Wasser. Wir haben die wichtigsten Gebärarten und -orte zusammengestellt.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die allermeisten Babys zu Hause im Bett zur Welt kamen. Das war seit Menschengedenken so, schliesslich gab es kaum Alternativen. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg machte die moderne Medizin ungeheure Fortschritte, und das Gesundheitswesen wurde massiv ausgebaut. Spätestens ab den 1970er Jahren stellte die Geburt im Spital den Normalfall dar. In der jüngeren Vergangenheit zeichnete sich jedoch ein Trend zu alternativen Geburtsarten und –orten ab. Wir geben Ihnen einen Überblick.

Die Wassergeburt

Schon die alten Ägypter sollen im Wasser geboren haben. So richtig in Fahrt kam diese Art des Gebärens, ausgehend von Frankreich, bei uns aber erst in den 1980er Jahren. Die Vorteile der Wassergeburt liegen auf der Hand: Die durchschnittliche Geburtsdauer ist kürzer, die Gebärende benötigt im Allgemeinen weniger Schmerzmittel und Dammschnitte sind deutlich seltener notwendig, weil das warme Wasser das Gewebe dehnbarer macht. Zudem hat die werdende Mutter viel mehr Bewegungsmöglichkeiten als im Bett, und die Entspannungsmöglichkeiten sind grösser.

Es gibt aber auch Nachteile. So ist eine Periduralanästhesie (PDA) in der Wanne nicht möglich, und bei einem Notfall dauert es länger, bis die erforderlichen medizinischen Massnahmen eingeleitet werden können. Zudem gibt es weitere Einschränkungen: Bei Früh- oder Mehrlingsgeburten, bei einer Beckenlage oder wenn die Schwangere unter akuten Infektionen leidet, muss geklärt werden, ob die Voraussetzungen für eine Wassergeburt gegeben sind.

Übrigens: Solange es über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt wird und keinen Luftkontakt hat, kann das Baby problemlos unter Wasser bleiben; es ertrinkt nicht.

Die Geburt im Geburtshaus

2016 gab es in der Schweiz laut der Interessengemeinschaft Geburtshäuser Schweiz 23 Geburtshäuser. Von den 87 883 Babys, die 2016 geboren wurden, kamen 1769 in einem Geburtshaus zur Welt. Das entspricht etwa zwei Prozent. In Geburtshäusern werden Schwangere und Paare während der Schwangerschaft, der Entbindung und in den ersten Tagen nach der Geburt von Hebammen begleitet und betreut. Kommt es zu Komplikationen, werden Frau und Baby ins Spital verlegt. Dies ist etwa dann der Fall, wenn die Geburt zu lange dauert, die Schmerzen zu stark werden oder wenn die Frau eine Periduralanästhesie (PDA) wünscht. 2016 mussten 17 Prozent der Frauen, die eine Geburt im Geburtshaus begonnen hatten, ausserplanmässig in eine Klinik überwiesen werden. Betroffen waren vor allem Frauen, die zum ersten Mal ein Kind zur Welt brachten.

Die Doula-Begleitung

Um Missverständnisse gleich zu Beginn auszuräumen: Eine Doula (ausgesprochen Dula) ersetzt weder die ärztliche Betreuung noch die Hebamme. Das altgriechische Wort bedeutet «Dienerin der Frau» und bringt die Aufgaben einer Doula damit auf den Punkt: Sie steht einer werdenden Mutter – aber auch ihrem Partner – vor, während und nach der Entbindung als Begleiterin zur Seite. Alternativ nennen sich Doulas deshalb auch Geburtsbegleiterinnen. Eine Frau, die sich zur Doula ausbilden lassen möchte, muss mindestens ein eigenes Kind geboren haben. Der Verband Doula CH nimmt nur Mitglieder auf, die eine anerkannte Ausbildung absolviert haben. So wird eine seriöse und professionelle Arbeit sichergestellt.

Die hebammengeleitete Geburt

Wer unter medizinischen Top-Bedingungen ausschliesslich von einer Hebamme betreut werden möchte, entscheidet sich für die sogenannte hebammengeleitete Geburt im Spital. Dieses Modell erfreut sich zunehmender Beliebtheit: Am KSB kam Mitte November 2018 das erste Kind auf diese Art zur Welt.

Die hebammengeleitete Geburt richtet sich in erster Linie an gesunde Frauen mit einem geringen Risiko für sich und das Baby. Die Hebamme betreut die werdende Mutter eigenständig und selbstverantwortlich. Kommt es zu Komplikationen, steht ihr Fachpersonal aus den Bereichen Geburtshilfe, Neonatologie, Anästhesie und Pädiatrie rund um die Uhr zur Verfügung. Das grosse Plus des KSB: Ist ein solcher „Systemwechsel“ notwendig, kann die schwangere Frau in den gleichen Räumlichkeiten bleiben.

Der Kaiserschnitt

Der Kaiserschnitt wurde noch bis vor wenigen Jahrzehnten fast ausschliesslich aus medizinischen Gründen durchgeführt, wenn die Gefahr für Mutter und/oder Kind auf natürlichem Weg zu gross war. 2016 hat in der Schweiz fast jede dritte Mutter auf diese Weise entbunden. In Brasilien etwa liegt diese Rate bei weit über 50 Prozent, wobei es sich häufig um sogenannte Wunsch- oder Wahlkaiserschnitte handelt, für die es keine medizinische Notwendigkeit gibt. Die Rate der Wunschkaiserschnitte wird in der Schweiz auf rund sechs Prozent aller Schwangeren geschätzt. Frauen plädieren in der Regel aus zwei Gründen für eine „Sectio caesarea“: weil sie Angst vor den zu erwartenden Schmerzen haben oder weil sie eine terminlich geplante Geburt wünschen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass ein Kaiserschnitt ein chirurgischer Eingriff ist, bei dem Infektionen oder Spätfolgen wie Narbenbildung nicht ausgeschlossen werden können.

Das Hypnobirthing

Hypnobirthing bietet schon während der Schwangerschaft diverse Techniken zur Entspannung, Meditation und Visualisierung an. So soll die Gebärende ihre Wehen nicht mehr hilflos hinnehmen müssen, sondern sich aktiv mit ihnen auseinandersetzen können. Mit Selbsthypnose lässt sich eine Entspannung erreichen, die es braucht, damit die gebärenden Muskeln natürlich, spannungsfrei und ungestört arbeiten können. Wie bei jedem Mentaltraining ist es deshalb wichtig, bereits einige Woche vor der Geburt zu üben. Dann sollte der der Zustand der freudigen Gelassenheit und Entspannung bei der Entbindung auch tatsächlich erreicht werden.

Die Spitalgeburt

Der bewährte Klassiker: Eine Spontangeburt im Spital, begleitet von einem interprofessionellen Team aus Ärzten, Hebammen und Pflegfachkräften. Die überwiegende Mehrheit der Babys erblickt hierzulande auf diese Weise das Licht der Welt. Im Vordergrund des Arzt-Hebammen-Modells stehen die individuelle Betreuung und Selbstbestimmung der Frau: Sie entscheidet, wann und ob sie gegen die Schmerzen Medikamente oder eine Periduralanästhesie (PDA) wünscht. Dank der medizinischen Infrastruktur bietet die Spitalgeburt die höchstmögliche Sicherheit. Gerade bei Risikoschwangerschaften gibt es zu diesem Modell daher keine Alternative.

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