Brustkrebsrisiko: zwei Plastiknippel auf rosa Fläche

Brustkrebsrisiko: Der grosse Mythen-Check

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen in der Schweiz. Dennoch kursieren viele falsche Vorstellungen und Gerüchte. Cornelia Leo, Leiterin des KSB-Brustzentrums, gibt Antworten auf neun häufige Fragen und sagt, was das Brustkrebsrisiko erhöht.

Kann ein BH Brustkrebs verursachen? Erhöhen Schläge oder Brustimplantate das Brustkrebsrisiko? Sollte tatsächlich jede Frau zur Vorsorgeuntersuchung, und wann ist das persönliche Brustkrebsrisiko erhöht? Cornelia Leo, Leiterin Interdisziplinäres Brustzentrum, gibt Antworten auf die häufigsten Fragen. Zudem räumt sie auf mit Mythen rund um das Thema Brustkrebs.

Ist eine Mammografie wirklich notwendig? Sie ist doch ungenau, schmerzhaft und eine zusätzliche Strahlenbelastung!

Mit der heutigen modernen Technologie ist die Strahlenbelastung äusserst gering und nicht schädlich. Moderne Mammografiegeräte sind zudem so konstruiert, dass sie so wenig Druck wie möglich verursachen. Der Vorteil einer Mammografie ist, dass dadurch Brustkrebs und Brustkrebsvorstufen in vielen Fällen frühzeitig erkannt werden können. Da die Brüste kurz vor oder nach der Menstruation empfindlich sein können, sollte Frau die Mammografie zu einem anderen Zeitpunkt durchführen lassen. Ist eine Mammografie unauffällig, sinkt die Wahrscheinlichkeit, innerhalb des nächsten Jahres an Brustkrebs zu erkranken.

Cornelia Leo, Leiterin interdisziplinäres Brustzentrum am Kantonsspital Baden
«Nur etwa fünf bis zehn Prozent der Brustkrebsfälle sind erblich.»
Cornelia Leo, Leiterin Interdisziplinäres Brustzentrum

Wie hoch ist das Brustkrebsrisiko bei jungen Frauen?

Im Gegensatz zu früher sind heute tatsächlich häufiger auch jüngere Frauen von Brustkrebs betroffen. Insgesamt ist Brustkrebs bei jungen Frauen jedoch selten. Nur fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen treten bei Frauen unter 40 Jahren auf. Hingegen finden sich mehr als drei Viertel der Erkrankungen bei Frauen ab 50.

Autsch! Meine Brust hat beim Basketball einen Schlag abbekommen. Erhöht dies mein Brustkrebsrisiko?

Eine Verletzung der Brust verursacht keinen Krebs. Möglicherweise schenkt Frau der Brust nach der Verletzung jedoch mehr Aufmerksamkeit und stösst dabei zufällig auf einen Knoten, der bereits längere Zeit da war.

Ich habe keinen Brustkrebs in der Familie. Muss ich trotzdem zur Vorsorge gehen?

Bei den meisten Brustkrebspatientinnen gibt es keine bekannte familiäre Vorbelastung. Tatsächlich sind nur etwa fünf bis zehn Prozent der Brustkrebsfälle erblich. Diese werden durch Defekte in bestimmten Genen (sogenannte Mutationen) verursacht. Eltern können diese Gendefekte an ihre Kinder weitergeben, und die Kinder haben dann ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko. Häufig gibt es jedoch keine Erklärung dafür, warum eine Person an Brustkrebs erkrankt und eine andere nicht. Der grösste Risikofaktor ist das Alter. Im Laufe der Zeit können gesunde Brustzellen zu Krebszellen mutieren. Das heisst, dass die Brustkrebsvorsorge für alle Frauen zu empfehlen ist.

Ich trage gern Bügel-BHs. Erhöht dies mein Brustkrebsrisiko?

Nein, Sie brauchen nicht auf Bügel-BHs zu verzichten. Der Mythos entstand durch die Annahme, dass durch die Bügel die Lymphbahnen abgeklemmt werden. Und so der Abtransport giftiger Stoffe mit den Lymphen verhindert werde. Einen Beweis dafür gibt es jedoch nicht.

Können Silikonimplantate das Brustkrebsrisiko erhöhen?

Nein, Frauen mit Brustimplantaten haben kein höheres Brustkrebsrisiko. Allerdings kann bei Brustimplantaten die Durchführung von Mammografien erschwert oder auch nicht möglich sein. Man kann dann einen Ultraschall oder ein Brust-MRI durchführen, um das Brustgewebe genauer zu untersuchen.

Der Gentest zeigt Veränderungen im BRCA1- oder BRCA2-Gen («Angelina-Jolie-Gen»). Bedeutet dies, dass ich früher oder später Brustkrebs bekommen werde?

Der Nachweis einer Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen ist keine Krebsdiagnose. Jedoch haben Frauen mit einer nachgewiesenen Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen ein Risiko von 60 bis 80 Prozent, im Laufe ihres Lebens einen Brustkrebs zu entwickeln. Und auch ihr Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, ist erhöht. Es liegt bei 20 bis 40 Prozent. Für die Brust werden intensivierte Früherkennungsuntersuchungen empfohlen, wie die jährliche Mammografie und bereits ab dem 25. Lebensjahr das jährliche Brust-MRI. Auch die vorbeugende Brustentfernung mit einem Wiederaufbau stellt eine Möglichkeit zur Senkung des Brustkrebsrisikos dar und muss ganz individuell diskutiert werden. Nach Abschluss der Familienplanung oder ab dem 40. Lebensjahr empfiehlt es sich zudem, die Eierstöcke und Eileiter operativ entfernen zu lassen.

Meine Gynäkologin hat erwähnt, dass mein Brustgewebe «fettreich» sei. Habe ich ein höheres Brustkrebsrisiko?

Ganz im Gegenteil! Auch wenn viel Körperfett generell das Krebsrisiko erhöht und ein normaler BMI das Risiko wieder senkt: Beim Brustgewebe ist es genau andersherum. Die Brust setzt sich zusammen aus Drüsen- und Bindegewebe auf der einen Seite sowie Fettgewebe auf der anderen Seite. Die Dichte beschreibt die Verteilung der Gewebearten in vier Kategorien: 5–10 Prozent der Brüste sind sehr fettreich, sie bestehen fast vollständig aus Fettgewebe; 40–50 Prozent sind aufgelockert mit vereinzelten Bereichen mit dichtem Drüsen- und Bindegewebe; 30–40 Prozent weisen eine mittlere bis höhere Dichte auf, also mehr Drüsen- und Bindegewebe als Fettgewebe, und 5–10 Prozent eine sehr hohe Dichte, sie bestehen fast ausschliesslich aus Drüsen- und Bindegewebe.

Was ist hinsichtlich Brustkrebsrisiko problematischer, dichte oder fettreiche Brüste?

Bei einer Mammografie erweisen sich weniger dichte (also fettreichere) Brüste als Vorteil: Denn bei ihnen werden mit hoher Sicherheit auch kleinere Tumoren erkannt, sofern vorhanden. Bei dichtem Brustgewebe ist dies schwieriger, da braucht es zusätzliche Untersuchungen, wie beispielsweise den Brustultraschall. Zudem ist eine dichte Brust ein eigener Risikofaktor. Das heisst, das Brustkrebsrisiko einer Frau zwischen 50 und 64 Jahren mit einer fettreichen Brust ist nur halb so gross wie das durchschnittliche Risiko. Eine Frau mit sehr hoher Brustdichte hat hingegen ein mehr als anderthalb Mal so hohes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Man kann die Brustdichte ebenso wenig wie das familiäre Risiko beeinflussen. Ob Sie dichte oder fettreichere Brüste haben, kann mittels einer Mammografie festgestellt werden. Übrigens bedeuten von der Form her feste oder grosse Brüste nicht automatisch, dass die Brüste auch von der Struktur her dicht sind.

Ich habe eher grosse Brüste. Habe ich also auch ein grösseres Brustkrebsrisiko?

Nein, das Brustkrebsrisiko hängt nicht von der Grösse der Brust ab. Jedoch sind grössere Brüste manchmal schwieriger zu beurteilen. Es ist wichtig, die ganze Brust in der Untersuchung gut darzustellen.

Müssen Männer auch zur Brustkrebsvorsorge?

Auch Männer können Brustkrebs bekommen. Das ist allerdings sehr selten. Nur ein Prozent aller Brustkrebserkrankungen tritt bei Männern auf. Falls in Ihrer Blutsverwandtschaft bereits Frauen wie auch Männer an Brustkrebs erkrankt sind, könnte das auf eine erbliche Komponente hinweisen, und Ihr Risiko für Brustkrebs auch als Mann könnte erhöht sein. Wichtig ist, dass auch Männer Veränderungen der Brust zügig abklären lassen.

Abklärung im Brustzentrum

Haben Sie Veränderungen an Ihrer Brust festgestellt und möchten diese abklären lassen? Oder interessieren Sie sich für eine genetische Beratung? Melden Sie sich für eine Sprechstunde im Interdisziplinären Brustzentrum am KSB an.

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