Hallux valgus

Hallux wegen High Heels?

Verursachen Schuhe mit hohen Absätzen einen Hallux valgus? Ist mit den Fingern knacken schlecht für die Gelenke? Orthopädie-Chefarzt Dr. Karim Eid hat die Antworten auf Mythen rund um die Orthopädie.

Schmerzhafte Druckstellen, Hautreizungen und Entzündungen – ein Hallux valgus kann ganz schön unangenehm werden. Bei dieser Fehlstellung ist der grosse Zeh seitlich in Richtung der kleinen Zehen abgewinkelt, während sich der Mittelfussknochen in die entgegengesetzte Richtung verschiebt. So entsteht der typische herausstehende Ballenzeh, Hallux valgus genannt. Doch ist diese Erkrankung wirklich auf das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen zurückzuführen? Dr. Karim Eid, Gesamtleiter des Orthopädie-Zentrums KSA-KSB, über den Wahrheitsgehalt von Mythen rund um Hallux, Fingerknacken & Co.

Mythos #1: Frauen, die regelmässig High Heels tragen, kriegen früher oder später einen Hallux valgus.

Karim Eid: Die Ursachen des Hallux valgus liegen vor allem in einer Schwäche des Bindegewebes, die wiederum meist genetisch bedingt ist. Das Tragen von hohen Schuhen allein reicht also nicht aus, um einen Hallux valgus zu entwickeln. Allerdings ist es sicherlich nicht günstig, bei bestehender Fehlstellung oder nach einer Korrektur des Hallux allzu oft hohe und enge Schuhe zu tragen.

Mythos #2: Wer häufig mit seinen Fingern knackt, riskiert, an Arthrose zu erkranken.

Karim Eid: Das Knacken der Finger wird durch ein Vakuumphänomen der Gelenkkapsel ausgelöst. Dabei werden Gase freigesetzt, die in der Gelenkflüssigkeit gelöst sind. Der dadurch nachlassende Unterdruck führt zum typischen Knackgeräusch. Meist passiert dies eher bei Menschen mit einer hohen Beweglichkeit. Eine erhöhte Arthrosegefahr können wir nicht feststellen.

Mythos #3: Wer sich ein künstliches Gelenk einsetzen lässt, muss damit rechnen, dass der Körper die Prothese abstösst.

Karim Eid: Nein – die meisten Prothesen bestehen aus metallischen Legierungen, Keramik oder Polyethylen, einem Kunststoff. Eine Abstossung gibt es nur bei biologischen, zumeist proteinhaltigen Stoffen, die der Körper wegen ihrer Zusammensetzung aus Aminosäuren als «fremd» erkennt. Patienten im KSB erhalten eine Hüftprothese aus Titan, die künstliche Gelenkkugel besteht aus Keramik und die Gelenkpfanne aus Polyethylen. Diese Stoffe sind sogenannt «inert», sie reagieren also nicht mit dem Körper. Deshalb lösen sie keine allergische Reaktion aus, die zu einer Abstossung führen könnte.

Mythos #4: Meniskusriss? Sofort operieren!

Karim Eid: Nicht unbedingt. Der Meniskus ist eine c-förmige, sehr widerstandsfähige Struktur, die im Kniegelenk die Kontaktfläche der beiden Gelenkanteile vergrössert. Gleichzeitig übt er eine erhebliche mechanische «Stossdämpferfunktion» aus und ist damit enormen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Es ist also wenig erstaunlich, dass mit der Zeit bereits kleine Risse entstehen; das beginnt ab dem 40. bis 50. Lebensjahr. Diese Risse beeinträchtigen aber die Kniefunktion nicht. Mit den immer besser zugänglichen diagnostischen Verfahren erhalten sehr viele Menschen ein MRI, bei dem man auch bei kniegesunden Patienten über 40 bereits Risse findet. Ich empfehle, die Knieschmerzen für mindestens ein halbes Jahr mit konservativen Massnahmen zu behandeln. Ein grosser Teil der Patienten wird so wieder beschwerdefrei, ganz ohne Operation.

Mythos #5: Tennisarm? Krieg’ ich nicht, ich spiele schliesslich Golf.

Karim Eid: Nein, der Tennisarm tritt auch ohne Tennisspielen auf. Häufig sind es stereotypische Bewegungen, wie zum Beispiel das Bedienen der Maus, die zu einer Belastung der Streckermuskulatur am Unterarm führen. Man könnte daher viel passender von einem «Maus-Arm» sprechen. In diesen Bereich fällt auch der Golfer-Ellenbogen. Beides sind Schmerzsyndrome, die durch akute oder chronisch übermässige Belastungen der Muskulatur entstehen.
Die typischen Schmerzen treten am Ursprung der Streck- oder Beugemuskulatur des Unterarms in Höhe des Ellenbogens auf. Die Therapie ist zunächst immer konservativ (Physiotherapie, Ruhigstellung). Dazu kommen ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz, welche die Stellung der Handgelenke verbessern. Fast in allen Fällen kommt es nach 9 bis 12 Monaten zu einer vollständigen Ausheilung – ohne Operation.

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