Eine Frau kratzt sich an einer geröteten Stelle am Arm.

Histaminintoleranz: Diffuse Symptome erschweren die Diagnose

Kopfschmerzen, Übelkeit und Juckreiz – die Symptome für Histaminintoleranz sind vielfältig. Ernährungsberaterin Christina Hüsler erklärt, wie sie die Unverträglichkeit behandelt und welche Lebensmittel für Betroffene tabu sind.

Das typische Symptom für Histaminintoleranz gibt es nicht. Die Unverträglichkeit bringt häufig eine ganze Reihe diffuser Beschwerden mit sich. Zum Beispiel kann die Unverträglichkeit den Verdauungstrakt beeinträchtigen. Dann leiden Patienten oft an Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen. Auch Kopfschmerzen, Hautrötungen oder juckende Haut können von einer Histaminintoleranz kommen. Sie kann ausserdem den Blutkreislauf beeinflussen. Dann stört sie etwa den Herzrhythmus oder bringt den Blutdruck aus dem Gleichgewicht.

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Drei Fragen an KSB-Ernährungsberaterin Christina Hüsler

Christina Hüsler, was ist Histamin?

Das Protein Histamin erfüllt im Körper viele wichtige Funktionen. Es ist also nichts Schlechtes. Histamin reguliert den Blutdruck und den Herzrhythmus. Ausserdem ist es beteiligt an den Muskelfunktionen. Auch bei allergischen Reaktionen wirkt es als Botenstoff. In weissen Blutzellen produziert der Körper Histamin, wir nehmen es aber auch mit der Nahrung auf.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Enzyme bauen das Histamin im Körper ab. Wenn ein Ungleichgewicht zwischen dem Histamin im Körper und den abbauenden Enzymen entsteht, kommt es zu einem Histaminüberschuss. Wann das Histamin dem Körper zu viel wird, ist von zu Person zu Person verschieden. Gewisse Personen vertragen weniger Histamin, das nennen wir Histaminintoleranz. Man spricht hier von einer Unverträglichkeit mit schwächeren allergieähnlichen Symptomen. Die Intoleranz gehört allerdings nicht in die Kategorie der klassischen Allergien.

Was sind die Ursachen der Histaminintoleranz?

Die Histaminintoleranz ist noch zu wenig erforscht, als dass man eine klare Ursache oder einen Auslöser bestimmen könnte. Wir erkennen aber genetische Faktoren: Wenn Familienmitglieder Histamin nicht gut vertragen, ist es wahrscheinlicher, dass man selbst auch histaminintolerant wird. Viele Patienten haben die Histaminintoleranz nicht seit der Geburt, sondern entwickeln sie im Laufe des Lebens.

Mit histaminarmer Diät zur Diagnose

Aufgrund der zahlreichen diffusen Symptome ist es schwierig, die Histaminintoleranz zu diagnostizieren. Zuverlässige Tests oder Untersuchungen gibt es nicht. «Um die Diagnose zu stellen, leisten wir Ernährungsberaterinnen einiges an Detektivarbeit», sagt Christina Hüsler. Zuerst müssen andere mögliche Erkrankungen ausgeschlossen werden, die als Ursache der Symptome in Frage kommen.

Anschliessend folgt eine Ernährungsumstellung. Während zwei bis sechs Wochen verzichten Patienten auf Lebensmittel, die viel Histamin enthalten. «Am besten führen die Betroffenen in der Verzichtphase ein Ernährungs- und Symptomtagebuch. Darin dokumentieren sie, welche Nahrungsmittel sie wann zu sich nehmen – und wann sie Symptome haben», sagt Hüsler. Die Spezialistin kann die Resultate so gezielt auswerten. Zum Beispiel, in welchem Zeitabstand zu einer etwas histaminreicheren Mahlzeit Symptome einsetzen. Lassen die Beschwerden in der Verzichtphase nach, so weist das darauf hin, dass eine Histaminintoleranz vorliegen könnte.

Medikamente können die Histaminintoleranz verstärken

Ausserdem überprüft das Team Medikamente, die die Patienten zu sich nehmen, auf Histamin. Denn gewisse Wirkstoffe in Arzneimitteln erhöhen den Histaminspiegel im Körper. «Ob Medikamente eine Rolle spielen, prüfen wir im Einzelfall und machen bei Bedarf eine entsprechende Rückmeldung an den Arzt», so Christina Hüsler.

Portrait von Christina Hüsler, Ernährungsberaterin am KSB
«Um die Diagnose zu stellen, leisten wir Ernährungsberaterinnen einiges an Detektivarbeit»
Christina Hüsler, Ernährungsberaterin am KSB

Nach der Verzichtphase folgt eine Testphase. In dieser Zeit nehmen Patienten in Begleitung der Ernährungsberaterin wieder einige der histaminreicheren Lebensmittel zu sich. So tasten sie sich an ihre Grenzen heran: Wovon ertragen sie wie viel, bis sich Symptome zeigen? «In dieser Phase können wieder Beschwerden auftreten. Deshalb haben einige Patienten grossen Respekt davor und brauchen entsprechend viel Zuspruch und Unterstützung», sagt Christina Hüsler. Für die Diagnosefindung ist die Testphase jedoch essenziell. Denn durch sie erhärten die Spezialisten den Verdacht auf Histaminintoleranz weiter.

Diese Lebensmitteln enthalten viel Histamin

Manche Nahrungsmittel enthalten viel Histamin oder viele sogenannte Histaminliberatoren. Diese bringen den Körper dazu, selbst Histamin auszuschütten, und können somit ebenfalls Symptome hervorrufen. Als Faustregel gilt: Gereifte Lebensmittel, also zum Beispiel reifes Obst oder reifer Käse, sind voller Histamin. Christina Hüsler empfiehlt histaminintoleranten Menschen frische, wenig verarbeitete und möglichst kurz gelagerte Produkte. Meistens muss auf folgende Lebensmittel verzichtet werden. Die Liste ist nicht abschliessend.

  • Hartkäse
  • Fisch
  • Wurst
  • Alkohol
  • Sauerkraut
  • Tomaten
  • Zitrusfrüchte
  • Erdbeeren
  • Überreifes Obst

Möglichst vielseitige Ernährung

Erhärtet sich in der Verzicht- und Testphase der Verdacht auf Histaminintoleranz, plant Christina Hüsler die langfristige Ernährung gemeinsam mit ihren Patienten. Das Ziel ist, dass die Betroffenen trotz der Unverträglichkeit ausreichende Mengen sowie möglichst viel Verschiedenes essen und trinken. Denn so verhindern sie eine Mangelernährung. Wer sich histaminarm ernährt, verzichtet vor allem auf gereifte – und dadurch auch auf gewisse tierische – Nahrungsmittel wie Käse, Fisch und Fleischprodukte. Diese gehören allerdings zu den Hauptquellen von Protein und fettlöslichen Vitaminen. Deshalb ist es wichtig, diese Stoffe mit anderen Lebensmitteln aufzunehmen. Christina Hüsler sagt: «Eine gute Alternative sind zum Beispiel Milch und Milchprodukte wie Joghurt oder Frischkäse, aber auch Eier, Vollkorn-Getreideprodukte sowie Samen und Kerne in verträglichen Mengen. Auch sie enthalten Proteine und fettlösliche Vitamine.»

Normalerweise lindert eine Umstellung der Ernährung die Beschwerden. Aber Hüsler wendet ein: «Die Symptome können auch so stark, der Leidensdruck so gross sein, dass wir Enzympräparate oder Antihistaminika zur Behandlung einsetzen.» Doch diese kommen nur in Ausnahmefällen und unter ärztlicher Aufsicht zum Einsatz.

Wie gut vertragen Sie Histamin? Machen Sie den Selbsttest

Ernährungsberatung am KSB

Leiden Sie an diffusen Beschwerden und vermuten, dass Sie histaminintolerant sind? Unsere Ernährungsberaterinnen klären Ihren Verdacht sorgfältig ab und begleiten Sie bei der Ernährungsumstellung.

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