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Schminktipps für Krebspatientinnen in der Chemotherapie
Eine Chemotherapie kann eine grosse physische und psychische Belastung für Patientinnen mit Brustkrebs sein. Make-up-Artistin Anita Steiner zeigt, wie sie die äusserlichen Auswirkungen der Krebsbehandlung kaschieren.
7 min
04. September 2018
Wimpern und Augenbrauen fallen aus, die Haut rötet sich oder wirkt gelblich, die Lippen springen auf – eine Chemotherapie hat bei Patientinnen mit Brustkrebs oft auch grosse Auswirkungen auf ihr Aussehen. «An manchen Tagen hat das Äussere eben auch Auswirkungen auf das Innere», sagt Claudia Annunziata. Seit ihrer Brustkrebs-Diagnose im Mai ist sie in der Chemotherapie am KSB-Brustzentrum. Mit einem Ziel vor Augen: wieder gesund zu werden. Neben den körperlichen Beschwerden wie Übelkeit oder Erschöpfung war der Verlust ihrer Haare ein einschneidendes Erlebnis. «Ich habe mich dann rasch entschieden, sie abzurasieren», sagt Annunziata. «Aber jetzt fallen auch Augenbrauen und Wimpern langsam aus.» Da sie ein permanentes Make-up um die Augen trägt, fällt das etwas weniger auf.
Schminken mit den richtigen Produkten
Make-up-Artistin Anita Steiner hat sich intensiv mit den Auswirkungen einer Chemotherapie auf die Haut befasst. «Die Haut wird viel empfindlicher, daher ist es besonders wichtig, die richtigen (Pflege-)Produkte auszuwählen», sagt Steiner. «Ich verwende nur solche auf natürlicher Basis ohne Duftstoffe, die pH-neutral sind und strengen Kontrollen unterliegen.» Diese eignen sich für alle Hauttypen sowie für sensible Haut und Allergiker. Ansonsten riskiert man Hautirritationen oder Unverträglichkeiten. Das kann zu Juckreiz oder Ausschlägen führen. «Tragen Sie das Make-up nicht mit den Fingern auf, sondern benutzen Sie immer Make-up-Utensilien wie Pinsel, Schwämme oder Spachtel. Wichtig ist auch die regelmässige Reinigung dieser Utensilien, beispielsweise Pinsel mit Seife oder einem speziellen Pinselreiniger zu waschen. «Zudem sollte man vor dem Schminken eine Pflege mit Lichtschutzfaktor 50 auftragen», sagt Steiner. Generell gilt es, die Sonne während einer Chemotherapie eher zu meiden.
Schminken bei Chemotherapie: So geht’s
Anita Steiner ist ein Profi. Sie kennt die Tipps und Tricks für ein perfektes Make-up. «Natürlich muss man nicht jeden Tag das ganze Programm durchlaufen», sagt sie und lacht. «Oft reicht es auch, ein bisschen Rouge und Lippenstift aufzulegen, um frischer zu wirken.» Claudia Annunziata stimmt zu: «Im Alltag muss es schnell gehen.» Dennoch freut sie sich auf das Schmink-Tutorial. «Make-up kann mir helfen, nicht krank auszusehen und mich wohler zu fühlen, wenn ich nach draussen gehe», sagt sie. Anita Steiner stimmt zu: «Wenn ich Claudia durch ein paar Tipps helfen kann, sich etwas wohler während dieser schwierigen Zeit zu fühlen, tue ich das sehr gerne.» Im Tutorial erklärt Anita Steiner Schritt für Schritt, wie sich Frauen in der Chemotherapie schminken können.
«Nachdem ich mir die Hände gewaschen und desinfiziert habe, trage ich auf die zuvor gereinigte Haut ein mattierendes und klärendes Tonic mit einem Wattepad auf.»
«Mit einem feinen Pinsel trage ich die feuchtigkeitsspendende Crème oder Lotion auf und verstreiche sie von innen nach aussen – auch auf dem Hals und dem Décolleté. Für die Augenpartie verwende ich eine Augencrème, die ich langsam mit dem Pinsel einarbeite. Danach 2–3 Minuten einwirken lassen und die Restfeuchtigkeit mit einem Taschentuch abtupfen. Dann trage ich eine Lippenpflege auf, die die Lippen zarter und geschmeidiger macht.»
«Unter den Augen trage ich einen Concealer auf. Der leicht hellere Ton lässt sie frischer aussehen und überdeckt dunkle Stellen. Hautirritationen decke ich mit einem Farbton ab, der dem Hautton entspricht. Rötungen kaschiere ich mit einem grünen Farbton, denn Grün neutralisiert Rot. Diese Produkte sind dermatologisch getestet und sehr gut verträglich.»
«Die Foundation trage ich von innen nach aussen mit einem Pinsel oder Make-up-Schwamm auf und verstreiche sie ebenmässig über die Kieferpartie zum Hals. Den richtigen Ton findet man, indem man den Hautunterton bestimmt hat. So habe ich drei verschiedene Nuancen ausgesucht und als dünnen Streifen am Kinn ausprobiert. Schnell sieht man, welcher Ton passt.»
«Ich trage grosszügig Puder unter den Augen auf, so kann allenfalls herunterbröckelnder Lidschatten aufgefangen werden. Später streiche ich diese Puderbank mit einem feinen Fächerpinsel weg, sodass sie nicht mehr zu sehen ist.»
«Die Augenbrauen zeichne ich mit einem Augenbrauenstift nach. Man kann auch Brauenpuder, Brauenschablonen oder Augenbrauen aus Echthaar verwenden – was einem am besten passt. Sind die Augenbrauen bereits ausgefallen, kann man sie wie folgt nachzeichnen: zuerst den Stift am Nasenflügel und am inneren Augenwinkel anlegen. Wo der Stift die Braue überschneidet, sollte sie anfangen.»
«Jetzt legt man den Stift vom Nasenflügel zum äusseren Augenwinkel. Wo er die Augenbraue kreuzt, sollte die Augenbraue aufhören. Den höchsten Punkt der Braue finde ich, indem ich den Augenbrauenstift am Nasenflügel und am äusseren Rand der Iris anlege. Ich zeichne die Brauen mit kleinen, feinen Strichen nach und kämme sie anschliessend mit einer Augenbrauenbürste; so werden die feinen Striche miteinander vereint, und es sieht natürlich aus.»
«Den Lidstrich ziehe ich eng am Wimpernkranz entlang und verlängere ihn leicht nach aussen. Beim unteren Augenlid trage ich den Lidstrich nur auf dem äusseren Drittel auf. Ein Lidstrich kann auch fehlende Wimpern schön kaschieren.»
«Als Basis trage ich einen hellen Lidschatten auf dem beweglichen Augenlid auf, anschliessend folgt ein leicht dunklerer Ton, den ich von der Mitte bis hin zum äusseren Augenwinkel auftrage. Am äusseren Augenwinkel setze ich einen noch dunkleren Ton in Form eines Dreiecks auf und verblende alle Farben miteinander. Am oberen Augenlid bis zur Augenbraue setze ich noch einen hellen Ton als Highlighter.»
«Mit dem Fixierpuder wird das Make-up haltbar gemacht, und Glanzstellen werden vermieden.»
«Bevor ich die Wimpern anklebe, desinfiziere ich die Pinzette. Ich verwende latexfreien Kleber, um unangenehme Reaktionen der Haut zu vermeiden. Zuerst lege ich die Wimpern probeweise an den Wimpernkranz und kürze sie, falls nötig, mit einer Nagelschere. Dann trage ich den Wimpernkleber auf die Wimpern auf und warte 1–2 Minuten, damit der Kleber trocknen kann.»
«Mithilfe eines Wattestäbchens und der Pinzette klebe ich die Wimpern von innen nach aussen möglichst nah am Wimpernkranz an. Der blaue Kleber wird schnell transparent, sobald er trocken ist. Abends sollte man die Wimpern wieder entfernen und waschen, damit man sie wiederverwenden kann.»
«Die Lippen zeichne ich mit einem Konturenstift nach und male sie aus, damit der Lippenstift länger hält. Die Lippen wirken voller, wenn man leicht über die Lippenlinie hinausmalt. Danach trage ich den Lippenstift mit einem Pinsel auf.»
«Rouge betont die Gesichtsform und lässt die Trägerin frisch aussehen. Am besten trägt man es lächelnd auf, denn dann findet man die höchste Erhebung der Wangen. Von dort aus trage ich das Rouge in kreisenden Bewegungen über die Wangenknochen bis zum Haaransatz auf.»
Kopfbedeckung statt Perücke
Um den Kopf vor der Sonne und vor neugierigen Blicken zu schützen, setzt Claudia Annunziata auf eine Kopfbedeckung von Kopfrausch. Diese Modelle haben den Vorteil, dass sie einfach und doch variabel zu binden sind. «Ich habe zwar eine Perücke, setze sie aber nie auf», sagt Annunziata. «Ich fühle mich damit nicht wohl.» Anita Steiner zeigt, wie man die Kopfbedeckung anziehen kann.
«Zuerst setze ich die Kopfbedeckung auf. Die beiden Stoffstreifen lassen sich beliebig um den Kopf wickeln und drehen – so kann man verschiedene Stile ausprobieren.»
«Dank den beiden Druckknöpfen lassen sich die Enden ganz einfach aneinanderfügen. So braucht es keine Knoten, die sich lösen könnten.»
«Je nach Bindetechnik sieht man mehr oder weniger von den farbigen Stoffstreifen – ganz nach dem eigenen Geschmack.»
Gesucht: Ihre Geschichte
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