Chirurgin mit Mundschutz im Operationssaal.

Viszeralchirurgin aus Leidenschaft

Juliette Slieker operiert Patienten mit teils lebensbedrohlichen Erkrankungen im Bauchraum. Warum der gekonnte Umgang mit dem Skalpell in ihrem Beruf längst nicht alles ist, erzählt sie im Porträt.

Juliette Slieker hatte das Ziel ihrer medizinischen Laufbahn bereits früh vor Augen: die Viszeralchirurgie. Diese beschäftigt sich mit Eingriffen im Bauchraum bei Erkrankungen innerer Organe wie Leber, Darm, Magen und Bauchspeicheldrüse, fachsprachlich Pankreas genannt. Charakteristisch für diese Erkrankungen sind oftmals schwere Verläufe und die Bildung von Tumoren. Entsprechend herausfordernd gestalten sich die Behandlungsmethoden. «Unabhängig davon, wer mir jeweils gegenübersitzt: Von Anfang an setze ich auf offene Kommunikation und Transparenz. Bereits als junge Chirurgin musste ich im Dialog mit dem Patienten das Vertrauen aufbauen, dass wir gemeinsam durch diese OP gehen – und dass es gut herauskommt», sagt Juliette Slieker.

Viszeralchirurgin Juliette Slieker

Juliette Slieker ist in Paris geboren. Als Tochter eines Niederländers wuchs sie französischsprachig in dessen Heimatland auf, absolvierte dort ihr Medizinstudium und sammelte erste Erfahrungen als Ärztin. Anschliessend migrierte sie über die Romandie, wo sie am Universitätsspital Lausanne forschte und bereits als Chirurgin arbeitete, in die Deutschschweiz ans KSB.

Viszeralchirurgie – eine Männerdomäne?

Obwohl sie während ihrer Zeit als Unterassistentin viele Stationen von der Neurologie bis zur Gynäkologie durchlief, zeigte sich von Anfang an eine Präferenz für die Chirurgie. Als Frau in eine vermeintliche Männerdomäne eingestiegen, galt es für sie, ein anspruchsvolles Metier von Grund auf zu lernen und stets offen zu sein, neue Wege zu gehen. Nachtschicht um Nachtschicht zu absolvieren und gleichzeitig die Work-Life-Balance nicht aus den Augen zu verlieren: Auch das hat sich Juliette Slieker rasch zu eigen gemacht. «Im Medizinstudium haben wir oft gehört, dass der Ärzteberuf viel Anerkennung bringe. Ich aber wollte als Studentin viel lieber Action. Ich denke heute, es braucht einen guten Mix aus Bestätigung, Vertrauen und Challenge», sagt die Chirurgin.

Juliette Sklieker, Viszeralchirurgin am KSB
«Wenn die Patientin oder der Patient lächelnd aus der Sprechstunde läuft und danke sagt, bestärkt mich das im Gefühl, im richtigen Beruf zu sein.»
Juliette Slieker, Oberärztin Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie

Im OP-Saal trägt sie bei einem Eingriff die Verantwortung. «Da konnte ich bereits früh Kompetenzen aufbauen. Du musst einen Plan haben, schnell entscheiden können und immer an den nächsten Schritt denken. Diese Dynamik hat mir von Anfang an zugesagt», sagt sie. «Zwar bin ich am Ende eines Tages oft todmüde. Aber indem ich meine Berufung leben kann, gibt mir die Arbeit auch wieder Energie zurück.»

Die Heilungschancen sind sehr unterschiedlich

Während es in der Krebsforschung in den letzten Jahren grosse Fortschritte gab, sowohl in der Früherkennung als auch in der Behandlung, gestalten sich diese beim Pankreas-Karzinom viel schwieriger. Juliette Slieker räumt ein: «Man muss ehrlich sein: Es gibt Patienten, bei denen man keine OP mehr durchführen kann. Das Pankreas gleicht einer Kreuzung, in die viele Strassen münden. Bei bösartigen Gewebewucherungen haben wir es dann mit einer Erkrankung zu tun, die nicht immer geheilt werden kann.» Es steht aber die Option zur Verfügung, das Wachstum der Krebszellen durch eine Chemotherapie zu bremsen. Denjenigen, die man operieren könne, sagt die Chirurgin, dürfe man auch ein wenig Hoffnung machen. Selbst wenn die Resultate nach einer Pankreas-OP nicht so positiv seien wie oft etwa beim Dickdarmkrebs. «Dort haben wir im Frühstadium eine Fünfjahres-Überlebensrate von 90 Prozent. Beim Pankreas-Krebs sind die Prognosen in der Regel weniger positiv.»

«Niemand bleibt sich selbst überlassen»

Nichtsdestotrotz sei es immer das Ziel, den ganzen Tumor zu entfernen.  Zwar wisse man, dass der Krebs jederzeit wieder auftauchen könne. Doch es gebe auch Patienten, die nach einer OP noch jahrelang weiterlebten. Juliette Slieker: «Man kann aber im Voraus leider nicht sagen, wer das sein wird.» Die Herausforderung liege daher darin, Einfühlungsvermögen zu zeigen, offen gegenüber den Patienten zu bleiben und keine falschen Hoffnungen zu wecken. «Ich nehme mir Zeit für die Patienten und erkläre ihnen, dass sie zusätzlich zur Viszeralchirurgie ein kompetentes Team aus Onkologen, Psychologen und anderen Experten um sich haben. Niemand bleibt sich selbst überlassen. Das Wichtigste ist es, zu vermitteln, dass die Patienten ihr Dasein trotzdem noch geniessen dürfen. Schliesslich sind sie ja noch am Leben.»

«In der Viszeralchirurgie verstehen wir uns als Allrounder»

Die Arbeit der Chirurgin spielt sich im Berufsalltag logischerweise nicht nur im Operationssaal ab. Das Vorurteil, Chirurgen könnten nur mit dem Skalpell umgehen, stört sie. Juliette Slieker: «Unsere Patienten behandeln wir solange wie möglich konservativ. Ein chirurgischer Eingriff ist immer die Ultima Ratio. Eine OP erfolgt bei uns im KSB meist minimalinvasiv. Das heisst, wir versuchen einen grossen Bauchschnitt zu vermeiden.» Chirurgen seien eine Art Allrounder, ergänzt sie: «Wir verfügen über umfassende Fachkenntnisse über die Organe und ihre Zusammenhänge. Und wir sind darauf trainiert, schnell zu handeln. Zudem legen wir viel Empathie an den Tag.»

Das Bauchzentrum des Kantonsspitals Baden stehe für medizinische Qualität. Ihre Arbeit sowie der Umgang mit ihren Patienten brächten ihr, wie im Studium prophezeit, tatsächlich viel Anerkennung und Wertschätzung. «Wenn die Patientin oder der Patient aus der Sprechstunde läuft, mich lächelnd anschaut und danke sagt, bestärkt mich das jedes Mal im Gefühl, im richtigen Beruf zu sein.»

Viszeralchirurgie am KSB

Spüren Sie Schmerzen im Bauch? Haben Sie ein Krebsleiden, das Bauchorgane betrifft? Wenden Sie sich an unser Spezialistenteam im Bauchzentrum. Wir begleiten Sie mit Empathie und Fachkompetenz.

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