Die richtige Ernährung nach der Bauch-OP

Magenbypass und Schlauchmagen: Ernährungsplan nach der Operation

Kleiner Magen, kleine Mahlzeiten: Nach einer Magenbypass- oder Schlauchmagenoperation verändern sich die Essgewohnheiten drastisch. Was dürfen Betroffene überhaupt essen? Und welche Lebensmittel sind tabu? Ernährungsberaterin Ramona Stöckli sagt, worauf Betroffene achten sollten.

An diesen Fall denkt Ernährungsberaterin Romana Stöckli besonders gerne zurück: Eine Patientin, einst übergewichtig und alles andere als sportlich, hat den Aerobic-Tanz Zumba für sich entdeckt. «Inzwischen arbeitet sie als Zumba-Instruktorin und gibt Kurse», erzählt Stöckli stolz. «Als diese Frau mit Zumba angefangen hatte, war sie plötzlich richtig motiviert. Das war genau ihr Ding.» Dieses «Ding» zu finden – dabei hat Romana Stöckli die Patientin über Jahre hinweg unterstützt.

Magenbypass oder Schlauchmagen bei Adipositas

Elf Ernährungsberaterinnen und einen freiberuflichen Ernährungsberater umfasst das Team am Kantonsspital. Ein Krankheitsbild, mit dem sie häufig konfrontiert sind: morbide Adipositas. Diese schränkt die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein und kann unter anderem zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Beschwerden führen. Entscheidet man sich zur Behandlung für einen chirurgischen Eingriff, so sind Magenbypass und Sleeve-Gastrektomie, auch «Schlauchmagen» genannt, die gängigsten Methoden. Beide verkleinern den Magen. Somit können Betroffene weniger essen, und das Sättigungsgefühl tritt rascher ein. Etwa hundert solcher Operationen finden pro Jahr im Kantonsspital Baden statt.

Voraussetzungen für einen Magenbypass

Ein chirurgischer Eingriff zur Behandlung von Adipositas und Übergewicht gilt als Ultima Ratio. Zuvor wird mit konservativen Methoden versucht, eine Operation zu umgehen, etwa mittels Ernährungsberatung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie.

Mindestens zwei Jahre lang muss ein Patient versucht haben, auf gesunde Art Gewicht zu reduzieren, ehe ein Eingriff überhaupt in Frage kommt. Sobald eine Chance besteht, es ohne Operation zu schaffen, wird davon abgesehen.

Ernährung hinterfragen

Vor einer Magenbypass- oder Schlauchmagen-OP werden die Patienten umfassend aufgeklärt – aber auch danach stehen ihnen die Ernährungsberaterinnen weiterhin zur Seite. «Mindestens zwei Jahre lang sehen wir die Patienten nach einem Eingriff noch regelmässig, zunächst in kürzeren, dann in längeren Intervallen. Und bei Bedarf auch länger als zwei Jahre», erklärt Stöckli. Ziel bleibt es, einen Weg zur gesunden Ernährung zu finden.

Zu diesem Prozess gehöre vor allem das Hinterfragen: In welchen Situationen wird die Kühlschranktür geöffnet? Ist es Langeweile? Stress oder Traurigkeit? Darauf aufbauend, sucht die Ernährungsberaterin gemeinsam mit den Betroffenen eine Alternative. Womit, statt Chips, lässt sich Langeweile verdrängen? Tut es bei Stress eventuell auch ein warmes Bad oder ein heisser Tee? Ist der Tagesanfang unter der Woche zu hektisch? Dann kann es ratsam sein, sich schon am Abend ein ausgewogenes Frühstück vorzubereiten, das lange anhält. Trinkt jemand zu wenig, ist es vielleicht eine Option, sich gleich morgens die Wasserration für den Tag in einer schönen Karaffe bereitzustellen.

Der Ernährungsplan nach der Magenbypass-Operation

Grundsätzlich können Personen mit einem Magenbypass oder einem Schlauchmagen alle Lebensmittel zu sich nehmen – Teigwaren und Kartoffeln, Fleisch und Fisch, Gemüse oder Früchte. Es ist aber sinnvoll, das frühere Essverhalten zu hinterfragen. Schliesslich hat dieses zum Übergewicht beigetragen. Folgende Tipps helfen zudem, sich nach der OP richtig zu ernähren.

  • Portionengrösse: Nach der Operation ändert sich vor allem die Menge, die der verkleinerte Magen pro Mahlzeit aufnehmen kann. Es ist sinnvoll, die Nahrung gut zu kauen, langsam zu essen sowie Essen und Trinken voneinander zu trennen.
  • Trinken: Wenn Flüssigkeit die kaum verdaute Nahrung in den Dünndarm spült und gleichzeitig das Volumen im Darm vergrössert, kann dies ein sogenanntes Dumping-Syndrom auslösen. Mögliche Folgen davon sind Schwäche, Blutdruckabfall, Schweissausbrüche, Übelkeit und Durchfälle kurz nach dem Essen. Trinken deshalb frühestens eine Viertelstunde vor oder eine halbe Stunde nach der Mahlzeit. Getränke mit Kohlensäure oder Zucker sind lebenslang zu meiden.
  • Mahlzeiten: Es empfehlen sich drei kleine Hauptmahlzeiten und zwei bis drei Zwischenmahlzeiten, um den Eiweissbedarf abzudecken. Ungefähr ein Jahr nach der Operation können die Portionen grösser sein, und die Zwischenmahlzeiten sind nicht mehr nötig.
  • Lebensmittel: Sinnvoll sind Lebensmittel mit viel Eiweiss. Dazu zählen zum Beispiel Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Quark, Hülsenfrüchte, Eier, Fleisch, Tofu und Fisch. Gemüse und/oder Salat sowie eine kleine Portion Kohlenhydrate wie Brot, Reis, Kartoffeln, Polenta oder Teigwaren sollten bei den Hauptmahlzeiten aber nicht fehlen.
  • Vitamine: Wegen der geringeren Nahrungsmenge und der schlechteren Aufnahme im Darm besteht die Gefahr von Mangelerscheinungen. Dagegen helfen Ernährungspräparate mit Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Fokus: Ablenkungen wie Fernseher oder Smartphone stören die Körperwahrnehmung. Das erhöht das Risiko für Überessen und allenfalls Erbrechen. Deshalb sind sie während des Essens tabu.

Motivation bei Rückschlägen

Die Ernährungsberaterinnen am Kantonsspital Baden geben so konkrete Hilfestellungen wie möglich. Neben der Expertise in Sachen «Essen» verfügen sie über Einfühlungsvermögen und Verständnis für ihre Patienten. Letzteres zeigt Romana Stöckli auch in den schwierigen Momenten, wenn die Waage nach einer Magenbypass- oder Schlauchmagen-OP plötzlich wieder mehr anzeigt als beim letzten Mal. «Rückschläge gehören dazu, und mir ist bewusst, dass es kein einfacher Weg für die Betroffenen ist.» Gleichzeitig versuche sie mit Nachdruck, zu mehr Bewegung zu ermuntern. «Wir führen mit den Patienten Bioimpedanzanalysen durch. Dabei sieht man, wie hoch der Muskel- und Fettanteil des Körpers ist. So lässt sich auch beobachten, wie sich das Verhältnis ändert, wenn sich Betroffene mehr Zeit für Bewegung und Ernährung nehmen. Das kann sehr motivierend sein.»

Apropos Motivation. Was war eigentlich Romana Stöcklis Motivation, eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin zu absolvieren? «Ich esse gern, und ich interessiere mich für Menschen und Medizin. Eine bessere Kombination kann ich mir gar nicht vorstellen», sagt sie.

Magenbypass und Schlauchmagen am KSB

Leiden Sie an starkem Übergewicht? Die Experten des KSB-Adipositaszentrums helfen Ihnen gerne weiter. Sie beraten Sie zur gesunden Ernährung, zu Gewichtsreduktion ohne Eingriff und helfen Ihnen, sich nach einer Bauch-OP sinnvoll zu ernähren.

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