WC mit Nadeln

Hämorrhoiden: Schmerzhaftes Tabuthema

Rund die Hälfte aller über 30-Jährigen ist von einem Hämorrhoidalleiden betroffen. Wann lindern Hausmittel und Salben aus der Apotheke die Schmerzen, wann müssen Sie zum Arzt und wann ist eine Operation angezeigt? Hier bekommen Sie Antworten zum Tabuthema.

Jeder von uns hat Hämorrhoiden: In der Schleimhaut des unteren Enddarms sorgen sie dafür, dass wir Luft und Flüssigkeit im Analkanal zurückhalten können. Sind diese Schwellkörper allerdings vergrössert, kann das zu starken Schmerzen und Blutungen beim Stuhlgang führen. Wenn die Feinabdichtung des Afters nicht mehr richtig funktioniert, können kleinere Mengen an Flüssigkeit oder Stuhl entweichen.

Hämorrhoiden-Spezialist Andreas Keerl vom KSB
«Salben oder Zäpfchen können Linderung verschaffen. Die Ursache der Beschwerden können diese Mittel aber nur selten heilen.»

Andreas Keerl, Leitender Arzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie

Auch das Gefühl, den Darm nicht vollständig entleeren zu können, deutet auf ein Hämorrhoidalleiden hin. Juckreiz, Stechen oder Brennen zählen zu den typischen Beschwerden. Auch wenn es vielen Menschen peinlich ist: Man sollte nicht erst im fortgeschrittenen Stadium zum Arzt gehen. Denn auch die besten Hausmittel und Salben können die Beschwerden nur lindern, nicht aber beheben.

Mögliche Ursachen für Hämorrhoiden

Chronische Verstopfung gilt als wichtigste Ursache für entzündete Hämorrhoiden. Eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeitsmangel und zu wenig Bewegung können zu hartem Stuhlgang führen. Durch starkes Pressen staut sich Blut in den Schwellkörpern. Dadurch vergrössern sie sich. Auch eine Bindegewebsschwäche, eine Schwangerschaft oder intensives Krafttraining wie Gewichtheben begünstigen Hämorrhoidalleiden.

Wo und wie Hämorrhoiden schmerzen

Die Symptome und die Behandlung eines Hämorrhoidalleidens variieren je nach Schweregrad der Erkrankung (siehe Box). Insbesondere Symptome wie Blut im Stuhl oder Schmerzen im Analbereich können aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Daher sollten Betroffene frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Eine Spiegelung des Analkanals und Enddarms schliesst einen Tumor im Dick- oder Mastdarm aus.

Vier Schweregrade von Hämorrhoiden

1. Grad: Äusserlich sind keine krankhaften Ausstülpungen erkennbar. Betroffene bemerken die Erkrankung oft erst, wenn Blutungen auftreten.
2. Grad: Hämorrhoiden zweiten Grades treten manchmal vor die Afteröffnung. Das kann zu starken Schmerzen führen. Im Verlauf ziehen sie sich dann spontan zurück.
3. Grad: Beim dritten Schweregrad wölben sich die vergrösserten Schwellkörper beim Stuhlgang oder auch spontan vor die Afteröffnung. Sie lassen sich aber zurückschieben.
4. Grad: Die Hämorrhoiden sind dauerhaft aussen am After sichtbar und ziehen sich nicht mehr von selbst zurück. Dies verstärkt die oben genannten Symptome.

So lindern Sie Hämorrhoidenschmerzen

Bei sogenannten inneren Hämorrhoiden mit leichten Symptomen besteht die Chance, dass sich die Knoten mit einfachen Mitteln selbst zurückbilden: viel trinken, sich ballaststoffreich ernähren und bewegen. Eine gesunde Ernährung wirkt der Verstopfung entgegen. Auch Salben oder Zäpfchen aus der Apotheke verschaffen manchmal Linderung bei Schmerzen. «Die Ursache der Beschwerden können diese Mittel aber nur selten heilen», sagt Dr. Andreas Keerl, Leitender Arzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie am KSB. Von Hausmitteln wie Sitzbädern oder Cremes mit Aloe Vera rät Keerl deshalb eher ab.

Verschwinden die Beschwerden nach etwa einer Woche nicht, sollten Sie zum Arzt. In milden Fällen behandelt er konservativ, etwa mit blutstillenden Medikamenten. Ab Schweregrad 2 kommen interventionelle Therapien zum Einsatz, also Operationen. Dabei werden die Hämorrhoiden beispielsweise verödet oder abgeschnürt. «Wir stimmen die Art des operativen Eingriffs dabei in jedem Fall individuell auf die Beschwerden des Patienten ab», betont Keerl.

Schmerzende Hämorrhoiden chirurgisch behandeln

Als mögliche Behandlung von Hämorrhoidalleiden ab dem dritten Grad (äusseren Hämorrhoiden) ist häufig ein chirurgischer Eingriff nötig. Ärzte besprechen die verschiedenen Möglichkeiten mit dem Patienten und entscheiden sich gemeinsam für ein Verfahren. Neben einer chirurgischen Entfernung wenden sie häufig die sogenannte Stapleroperation (Operation nach Longo) an. Als weitere Option gilt die vermeintlich schonendere Laserhämorrhoidoplastie (LHP). Durch die Hitzeeinwirkung «verschweisst» der Arzt die vergrösserten Schwellkörper. Die betroffenen Gefässe werden so geschrumpft und bilden sich zurück. Wird sie früh eingesetzt, verursacht die OP nach Longo anschliessend kaum Schmerzen.

Die Behandlung von Hämorrhoidalleiden mittels Laser wurde in den letzten Jahren immer öfter eingesetzt. Bei diesem Verfahren ist aber Vorsicht geboten. Kurzfristig stellt sich zwar bei den meisten Patienten eine Besserung ein. Aber fünf Jahre nach dem Eingriff traten die Beschwerden bei jedem dritten Patienten erneut auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am KSB durchgeführt wurde. Andreas Keerl, Co-Autor der Studie: «Wir haben uns deshalb am KSB entschieden, die LHP nur noch in Einzelfällen einzusetzen.»

Proktologie am KSB

Verspüren Sie Schmerzen beim Stuhlgang? Leiden Sie unter den oben genannten Symptomen? Die KSB-Spezialisten führen die entsprechenden Abklärungen durch und behandeln Sie individuell.

Jetzt Termin vereinbaren

Mehr zum Thema:

Top

Flop

Sie haben für diesen Artikel abgestimmt.

Sie haben gegen diesen Artikel gestimmt.

Newsletter Anmeldung