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Lymphdrüsenkrebs vs. Cappuccio: 0:3

Stefania Cappuccio hat Lymphdrüsenkrebs – bereits zum dritten Mal. Dennoch bleibt die 48-jährige Aargauerin bei ihrer positiven Lebenseinstellung. Zu Recht: Die letzte Chemotherapie am KSB hat gewirkt, und die Chancen stehen gut, dass sie die Krankheit diesmal endgültig besiegt hat.

Das erste Mal schlägt der Krebs zu, als Stefania Cappuccio gerade 18 Jahre alt ist. Sie besiegt ihn zwar, erkrankt aber nur zwei Jahre später erneut. Chemotherapie und Bestrahlung setzen ihr so schwer zu, dass sie zwei Herzinfarkte erleidet und einen Bypass und eine neue Herzklappe eingesetzt bekommt. Im Herbst 2019 erhält sie wieder die Diagnose Krebs. Erneut nimmt Stefania Cappuccio den Kampf auf. Woraus sie die Energie dafür schöpft, erzählt sie im Interview.

Wie geht es Ihnen?

Grundsätzlich gut, danke. Die Chemotherapie ist abgeschlossen, und der Tumor ist verschwunden. Allerdings kämpfe ich immer noch ein bisschen mit den körperlichen Nachwirkungen. Aber inzwischen wachsen meine Haare wieder, und es geht mir von Tag zu Tag besser.

Wie war Ihre Situation während Corona? Als Krebspatientin haben Sie zur Risikogruppe gehört.

Zu dem Zeitpunkt war ich bereits in Zurzach zur Kur. Abstandsregeln sind bei zweihundert Patienten natürlich etwas knifflig. Am Anfang habe ich Corona nicht wirklich ernst genommen. Erst als dann alles geschlossen wurde, wurde mir der Ernst der Lage bewusst. Ich habe mir gesagt: «Nachdem ich den Krebs jetzt zum dritten Mal besiegt habe, sterbe ich sicher nicht an irgendeinem blöden Virus.» Entsprechend vorsichtig habe ich mich verhalten.

Sie gehen offensiv mit Ihrer Erkrankung um und waren mehrfach in den Medien. Wie sind die Reaktionen?

Früher habe ich mich und meine Krankheit versteckt. Das will ich nicht mehr. Die Reaktionen der Leute zeigen mir, dass ich damit richtig liege. Manche sprechen mich auf der Strasse an und ermutigen mich. Oder sie bedanken sich umgekehrt, dass ich ihnen wieder Mut gegeben habe. Nicht nur Krebspatienten, auch Menschen, die vielleicht jemanden verloren haben. Es freut mich, zu sehen, dass die meisten Menschen das Herz eben doch am rechten Fleck haben.

Wie übersteht man eine Chemotherapie gut?

Stefania Cappuccio gibt ihre persönlichen Tipps:

  • Über die Krankheit reden, singen, schreiben. Die eigenen Gefühle ernst nehmen und aussprechen.
  • Sich nie wegen der Glatze schämen!
  • Die Wanderung durch innere Vorstellungswelten hilft, die Schmerzen zu vergessen.
  • Besucher nach den eigenen Bedürfnissen einteilen und sagen, wenn man Ruhe braucht.
  • Vor der Chemo habe ich zur Unterstützung einen homöopathischen Sirup genommen.
  • Zur Ablenkung und gegen motorische Störungen habe ich gezeichnet und gemalt.

Sie waren schon früh mit dem Tod konfrontiert. Glauben Sie, dass Sie die Dinge dadurch anders sehen, Probleme anders angehen?

Natürlich. Die Krebserkrankung hat mich zum Beispiel gelehrt, mich auf das Positive zu konzentrieren und Nebensächlichkeiten und negative Emotionen abzulegen. Mit 18 Jahren hatte ich eine Nahtoderfahrung, aber daran war überhaupt nichts Bedrohliches. Im Gegenteil: Ich spürte, dass ich an einen schönen Ort kommen würde. Aber ich hatte noch Pläne: Ich wollte eine Familie und Kinder haben. Deshalb bin ich nicht durch diese Tür gegangen und stattdessen aus dem Koma erwacht.

Lymphdrüsenkrebs: Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome

Die bösartigen Tumore im Lymphsystem nennt man Lymphome. Sie sind relativ selten – in der Schweiz machen sie weniger als ein Prozent aller Krebserkrankungen aus. Man unterscheidet Lymphome in zwei Gruppen:

  • Hodgkin-Lymphome: Die bösartigen Zellen vermehren sich rasch, beschränken sich dabei aber meistens auf die Lymphknoten. Hodgkin-Lymphome machen etwa 15 Prozent aller Lymphome aus. Erstes Anzeichen ist häufig ein geschwollener Lymphknoten im Hals- oder Nackenbereich.
  • Non-Hodgkin-Lymphome: Umfasst alle anderen Arten von Lymphomen, die keine Hodgkin-Lymphome sind. Diese machen etwa 85 Prozent aus. Sie vergrössern sich meistens langsam und treten nicht nur in den Lymphknoten auf, sondern fast überall im Körper – in der Milz, im Knochenmark, oder im Verdauungstrakt.

Haben Sie noch Angst vor dem Tod?

Nein. Vor dem Tod muss niemand Angst haben. Im Gegenteil: Oft ist er eine Erlösung. Man spürt keine Schmerzen mehr und lässt alle Ängste hinter sich.

Und was ist wichtig im Leben?

Glücklich sein. Massgeblich ist für mich, dass ich mir am Ende jedes Tages sagen kann: «Ja, das war ein schöner Tag.» Wichtig finde ich auch, dass man bereit ist, aus Fehlern zu lernen. So habe ich auch meine Kinder erzogen. Ich habe sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen, denn nur so lernen sie etwas fürs Leben. Der persönliche Rucksack besteht ja nicht nur aus schönen Erinnerungen. Ich habe zwei Buben, 14 und 17. Die mussten natürlich schon einiges durchstehen – schon bei meiner Herzoperation musste ich mit ihnen darüber reden, dass ich sterben könnte. Aber es sind tolle Jungs, die haben das sehr gut gemacht.

Was kann das Umfeld tun, um Krebspatienten zu unterstützen? Was hat Ihnen geholfen?

Die Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis. Oft reicht es schon, wenn jemand mit einer kleinen Geste zeigt: Ich denke an dich. Ich verstehe aber auch, wenn jemand überfordert ist und mit der Situation nicht umgehen kann. Als ich zum ersten Mal Krebs hatte, hat sich meine beste Freundin zurückgezogen. Sieben Jahre später hat sie sich wieder bei mir gemeldet und um Verzeihung gebeten. Das gehört eben auch zum Leben: um Verzeihung bitten und verzeihen können.

Onkologie am KSB

Haben Sie Fragen? Das Zentrum für Onkologie und Hämatologie ist die Anlaufstelle für Krebspatienten am KSB.

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