Rendering eines Darms mit Krebszellen.

Darmkrebs: Wir räumen mit Halbwahrheiten auf

Wie hängen Darmkrebs und Ernährung zusammen? Und wie steht es um die Früherkennung? Die Wissenschaft brachte in letzter Zeit viele neue Erkenntnisse zu Darm und Darmkrebs hervor. KSB-Gastroenterologe Matthias Froh nimmt gängige Mythen unter die Lupe.

Bei Darmkrebs ist immer der Dickdarm, nie der Dünndarm betroffen.

«Das stimmt fast immer», sagt Matthias Froh, Chefarzt Gastroenterologie am KSB. Der Dünndarm könne zwar auch von Krebs betroffen sein. Das komme aber äusserst selten vor. Die meisten Erkrankungen des Verdauungstrakts befallen entweder den Beginn, das heisst Speiseröhre und Magen, oder das Ende, also den Dickdarm. Darmkrebs wird deshalb gleichbedeutend mit Dickdarmkrebs verwendet.

Wer viel Fleisch isst, erkrankt eher an Darmkrebs.

«Da ist was dran», sagt Matthias Froh. «Viele Studien belegen, dass vor allem Wurst und andere verarbeitete Fleischwaren das Darmkrebsrisiko erhöhen können.» Für rotes Fleisch wie Rind, Kalb oder Schwein gebe es ebenfalls Hinweise, dass sie die Krebserkrankung wahrscheinlicher machen.

Allerdings ist alles eine Frage der Menge. Froh empfiehlt, nicht mehr als einmal pro Woche rotes Fleisch zu essen – und stattdessen Geflügel, Fisch oder vegetarischen Proteinquellen den Vorzug zu geben.

Die Zubereitungsart kann Fleisch zusätzlich krebserregend machen.

Wenn das Fleisch beim Zubereiten verbrennt, können krebserregende Stoffe entstehen. Diese nennt man polyzyklische aromatische Kohlenstoffwasserstoffe (PAK). Sie entstehen auch, wenn Fleischsaft in die Glut tropft oder das Holz verbrennt. Deshalb können beim Grillieren sowohl das Fleisch als auch das Holz krebserregende Stoffe freisetzen.

Milch und Milcherzeugnisse schützen vor Darmkrebs.

Die Lage ist widersprüchlich: Manche Studien kommen zum Schluss, dass der Konsum von fettarmer Milch und Milchprodukten vor Darmkrebs schützen könne. Es gibt aber auch Wissenschaftler, die das Gegenteil behaupten. Matthias Froh sagt: «Es ist sicherlich noch zu früh für eine Empfehlung.» Es brauche unbedingt noch mehr Forschung.

Darmkrebs lässt sich nicht verhindern.

Das stimme so nicht, sagt der KSB-Gastroenterologe. Insbesondere neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten, dass unterschiedliche Faktoren die Krankheit beeinflussen können, etwa eine gesunde Ernährung.

Was sicher hilft: Übergewicht vermeiden, sich ausreichend bewegen, auf Alkohol und Tabak verzichten und sich ausgewogen ernähren.

Zusätzlich empfiehlt Froh eine entsprechende Vorsorge mittels Darmspiegelung. Diese spielt einen entscheidenden Faktor zur Vermeidung von Dickdarmkrebs.

Eine Darmspiegelung zur Vorsorge bringt nichts. Man sollte sie deshalb nur bei Symptomen durchführen lassen.

Bei einer Darmspiegelung wird das Innere des Darms mit einer kleinen Kamera untersucht. Dadurch können Polypen, also kleine Wucherungen, entdeckt und entfernt werden. Dazu führt der Arzt einen biegsamen Schlauch durch den After in den Darm ein.

Polypen machen oft keine Beschwerden, gelten aber als Vorstufe von Krebs. Wenn man sie früh entdeckt, kann einen dies vor einer Erkrankung schützen. Kommt hinzu: Wenn spürbar Symptome auftreten, ist die Erkrankung oft schon fortgeschritten. Es ist aber wichtig, Krebs oder dessen Vorstufen möglichst früh zu erkennen. Denn je früher Darmkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

So entsteht Krebs

Gesunde Zellen teilen sich nur, wenn das nötig ist – und sterben ab, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Anders ist es bei einem Tumor: Die Zellen beginnen, sich unkontrolliert zu teilen. Wenn das Immunsystem nicht eingreift, bildet sich Tumorgewebe. Für die Behandlung ist meistens eine Operation, oft auch eine Chemotherapie und/oder eine Strahlentherapie nötig. Welche Lebensmittel können Darmtumoren vorbeugen, was sind Polypen und wie entstehen Metastasen? Die Infografik zeigt’s.

Zur Infografik

Eine Darmspiegelung zur Vorsorge muss man jedes Jahr wiederholen.

«Das hängt vom Befund ab», sagt Matthias Froh. «Gibt es bei der ersten Darmspiegelung keinen Hinweis auf eine Erkrankung des Darms, muss sie normalerweise erst nach zehn Jahren wiederholt werden.» Macht die Spiegelung aber Polypen sichtbar, sollte die Untersuchung je nach Befund nach drei bis fünf Jahren wiederholt werden.

Ebenfalls engmaschiger kontrollieren lassen sollten sich Personen, bei denen Darmkrebs in der Familie gehäuft vorkommt. Ihr Risiko ist höher, ebenfalls an dieser Krebsart zu erkranken.

Froh empfiehlt, allgemein ab 50 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung zur Darmkrebserkennung durchführen zu lassen.

Eine Darmspiegelung ist mühsam und schmerzhaft.

«Falsch», sagt Matthias Froh. Der Patient liegt während der Untersuchung zur Früherkennung zugedeckt auf einer Liege. Er spürt keine Schmerzen, weil er meistens ein Schlafmittel erhält. Nach rund zwanzig Minuten ist die Spieglung vorbei.

Vor der Spieglung muss der Patient ein abführendes Mittel einnehmen. Froh: «Eine Spiegelung des Darms ergibt nur Sinn, wenn dieser entleert ist.» Das Abführen würden manche als mühsam empfinden. Froh: «Betrachtet man aber deren Nutzen, lohnt sich dieser Aufwand.»

Zur Behandlung von Darmkrebs ist immer eine Chemotherapie nötig.

«Das stimmt nicht», sagt Matthias Froh. «Die Therapie ist vom Stadium der Krebserkrankung abhängig.» In einem frühen Stadium, wenn der Tumor nicht in den Darm eingewachsen ist und sich noch keine Metastasen gebildet haben, kann er mit einer Operation entfernt werden. In einem fortgeschrittenen Stadium ist zusätzlich zur Operation meistens eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie nötig.

Früherkennung von Darmkrebs

Möchten Sie sich über eine Darmspieglung informieren? Die Spezialisten des Darmzentrums im KSB beraten Sie gerne.






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