Holztisch mit einem Schälchen mit Früchten der Mistel.

Mit Bewegung und Misteln gegen die Nebenwirkungen der Krebstherapie

Chemotherapie bekämpft zwar den Tumor, Nebenwirkungen sind dabei aber fast garantiert. Manchmal lindern komplementärmedizinische Massnahmen wie Kühlung und Misteln die Beschwerden. Onkologin Tilly Nothhelfer erklärt, was hilft und wovon man besser die Finger lässt.

Gegen den Tumor gibt es Chemo- und Strahlentherapie. Auch gegen die Übelkeit und die Schmerzen verschreiben Ärzte standardmässig Tabletten. Die Psyche und die Seele aber kommen oft zu kurz. So beschreibt es Tilly Nothhelfer, Stv. Leitende Ärztin Onkologie und Hämatologie. «Auf diese Lücke möchten wir aufmerksam machen und die Patienten mit der Komplementärmedizin unterstützen. Denn damit kümmern wir uns parallel zur schulmedizinischen Therapie um die seelische Ebene. Dieses ganzheitliche Betrachten der Patienten verbessert den Erfolg der Therapie.» Dabei geht es vor allem darum, die Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern und auch Stress oder Unwohlsein anzugehen. Tilly Nothhelfer: «Der Fokus liegt natürlich auf dem Tumor. Aber der Körper muss als Ganzes heilen.»

Unterschied Alternativmedizin und Komplementärmedizin

Das Kantonsspital Baden unterstützt keine alleinige Alternativmedizin. Denn alternativ bedeutet, dass es als Alternative praktiziert wird. Alternativmedizin ersetzt also eine schulmedizinische Therapie. Komplementär hingegen bedeutet, dass eine Behandlung ergänzend zu anderen Behandlungen angewandt wird. Das heisst, die Komplementärmedizin geht Hand in Hand mit der Schulmedizin.

Mit Bewegung Nebenwirkungen der Krebstherapie behandeln

Anders als bei vielen Diagnosen gibt es für komplementärmedizinische Massnahmen keinen Standard, der für alle Betroffenen passt. «Ich versuche, mit jedem Patienten gemeinsam herauszufinden, was die Krebstherapie für ihn erträglicher macht. Die Massnahmen sind fast so unterschiedlich wie die Menschen selber.»

Die Beschwerden ähneln sich häufig: extreme Müdigkeit (Fatigue), Schmerzen, Atemnot, Gefühlsstörungen in Händen und Füssen (Polyneuropathie) und Schlafstörungen. Das Repertoire an Massnahmen reicht von Beratung über mechanische Einwirkungen bis zu pflanzlichen Extrakten.

Portraitbild Tilly Nothhelfer, Stv. Leitende Ärztin Onkologie/Hämatologie
«Der Fokus der Therapie liegt natürlich auf dem Tumor. Aber der Körper muss als Ganzes heilen.»
Tilly Nothhelfer, Stv. Leitende Ärztin Onkologie/Hämatologie

Mit Bewegung machen die Patienten fast immer gute Erfahrungen. «Bewegung mindert die Nebenwirkungen der Krebstherapie. Zudem reduziert sie die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen, verlängert die Überlebenszeit und macht die Chemotherapie erträglicher.» Wie das alles zusammenhängt, ist nicht abschliessend geklärt. Unter anderem vermuten Fachpersonen, dass Bewegung die Widerstandskraft verbessert. Zudem soll die Bewegung ablenken und so Stress mindern. Das wiederum fördere die Heilung. «Auch wenn die Frage noch Gegenstand der Forschung ist: Bewegung ist das Beste gegen einen Tumor und gegen die Nebenwirkungen von Krebstherapien.» Dabei macht es keinen Unterschied, ob Betroffene spazieren oder wandern gehen, ob sie Ausdauer oder Kraft trainieren.

Nutzen Sie Komplementärmedizin?

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Misteltherapie bei Krebs – was nützt’s?

Gegen viele Beschwerden ist ein Kraut gewachsen. Eine häufig genannte Behandlung bei Krebs ist die Misteltherapie. Unter anderem sollen die Extrakte die körpereigene Immunabwehr aktivieren. Zudem sollen sie Müdigkeit, Erschöpfung und Schwäche reduzieren und die Lebensqualität von Betroffenen steigern. Die Studienlage dazu ist allerdings nicht eindeutig. Denn eine direkte Minderung des Tumorwachstums konnten Experten bisher nicht nachweisen. Dies ist ebenso der Fall bei anderen pflanzlichen Anwendungen. «Wir wenden sie trotzdem an, wenn wir sicher sind, dass sie dem Patienten nicht schaden. Natürlich informieren wir Betroffene darüber – wie das auch bei herkömmlichen Medikamenten üblich ist», sagt Tilly Nothhelfer.

Folgend finden Sie eine Auswahl von Beschwerden und die komplementärmedizinischen Therapien.

Komplementärmedizin gegen Nebenwirkungen der Krebstherapie

Übelkeit

Ingwer als Tee und Pfefferminzöl können die Beschwerden lindern. Auch Bitterstoffe können helfen.

Polyneuropathie (Gefühlsstörungen in Händen und Füssen)

Die Chemotherapie kann die Nerven in Händen und Füssen angreifen. Betroffene nehmen dies als Kribbeln wahr – als wären die Finger oder Zehen «eingeschlafen». Dagegen helfen Massnahmen wie während der Chemotherapie enge Handschuhe tragen oder die Füsse kühlen. Der Grund: Die Blutgefässe ziehen sich zusammen, und die Inhaltsstoffe der Chemotherapie gelangen weniger gut bis in die feinsten Gefässe. An den Tagen ohne Chemotherapie wirken sich Massnahmen positiv aus, welche die Durchblutung fördern beziehungsweise die Nerven mit frischen Nährstoffen versorgen. Dazu zählt unter anderem eine Massage mit Rosmarinöl. Als Prävention hilft zum Beispiel Vibrationstraining.

Die Physiotherapie des KSB bietet für Betroffene zudem sensomotorisches Training an.

Unruhe und Stress

Experten vermuten, dass Stress möglicherweise die Entstehung oder das Wachstum eines Tumors fördert. Deshalb lohnt es sich, präventiv oder dann während der Krebstherapie den Umgang mit Stress anzugehen. Dazu eignet sich jede Art von Entspannungsübung oder auch ein Achtsamkeitskurs. Yoga oder auch Qi Gong helfen, Psyche und Körper in eine Einheit zu bringen. Das fördert die innere Ruhe.

Schmerzen

Ohne Schmerzmittel geht es häufig nicht. Massnahmen der Komplementärmedizin lindern die Beschwerden häufig zusätzlich. So helfen beispielsweise Wickel mit Salben oder Schafgarbe. Auch Akupunktur lindert bei manchen Betroffenen die Schmerzen.

Appetitlosigkeit

Es hilft, nicht selbst zu kochen. Denn der Geruch allein fördert manchmal schon die Appetitlosigkeit. Natürlich ist gemeinsam zu essen besser. Wichtig ist dabei aber auch, keine randvollen Teller aufzutischen. Das wirkt auf Betroffene möglicherweise abschreckend. Deshalb: Kleine, hübsch angerichtete Portionen regen den Appetit eher an. Je nachdem hilft es auch, mit kräftigen Gewürzen oder verschiedenen Konsistenzen zu experimentieren.

Finger weg von Internettipps

Eigentlich weiss man’s ja: Dr. Googles Tipps sind mit ganz viel Vorsicht zu geniessen. Das bestätigt auch Tilly Nothhelfer: «Ich muss in der Sprechstunde immer wieder von Empfehlungen aus dem Internet abraten. Sie sind teilweise schlicht gefährlich.» So könne sie beispielsweise eine Therapie mit «Vitamin B17» keinesfalls befürworten. «Das sind Extrakte aus Aprikosenkernen. Wer zu viel davon kaut, vergiftet sich selbst.»

Komplementärmedizin bei Nebenwirkungen der Krebstherapie

Leiden Sie an Nebenwirkungen der Chemotherapie? Oder macht Ihnen die Strahlentherapie zu schaffen? Die Experten am KSB beraten Sie gerne zu möglicher Komplementärmedizin.

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