Gesunde Nahrungsmittel

Wie ernähre ich mich gesund bei Krebs?

Im Zusammenhang mit Krebs und Essen geistern im Internet allerlei Theorien herum. Einige davon wecken bei Betroffenen falsche Hoffnungen, andere schüren zusätzliche Ängste. Was steckt hinter Krebsdiäten? Und was bringen Nahrungsergänzungsmittel bei Krebs?

Wer schwer krank ist und die Hoffnung auf eine wundersame Genesung trotzdem nicht aufgegeben hat, klammert sich oft an jedem noch so dünnen Strohhalm fest. Auch an solchen, die eben nicht rettend, sondern im Gegenteil gar gefährlich sein können. «Der Ansatz, dass Patienten nebst der medizinischen Krebstherapie selbst zu einem positiven Heilungsverlauf beitragen möchten, ist verständlich», sagt Alexandra Stocker, Ernährungsberaterin am Kantonsspital Baden. «Beim Thema Nahrungsmittel und Krebs ist es aber wichtig, klar aufzuzeigen, wo die Grenzen liegen.»

Alexandra Stocker, Ernährungsberaterin am KSB
«Der Körper benötigt während einer Krebserkrankung mehr Energie und Proteine.»
Alexandra Stocker, Ernährungsberaterin am KSB

Denn gerade in Sachen Ernährung stossen googelnde Krebspatienten im Internet immer wieder auf Theorien und Halb- oder gar Unwahrheiten, die sie verunsichern. Was nützt beispielsweise eine sogenannte Krebsdiät? Sollen Krebspatienten auf Fleisch verzichten? Oder sich nur noch vegan ernähren? Tragen Nahrungsergänzungsmittel zu einem besseren Heilungsverlauf bei? Alexandra Stocker erklärt, was die entsprechenden Ansätze taugen und wo Vorsicht geboten ist.

Gesund werden dank Krebsdiät: Geht das?

«Fasten ist oft mit vielen Einschränkungen verbunden, was das Risiko einer Mangelernährung mit sich bringt. Diese wiederum kann die Lebensqualität sowie die Prognose negativ beeinflussen. Eine Krebsdiät kann also eine schwere Krebserkrankung nicht heilen. Es gibt abgesehen davon auch keine wissenschaftlichen Studien, welche die positive Wirkung einer solchen Ernährungsweise belegen würden. Unbestritten ist jedoch, dass das Essen den Verlauf einer Erkrankung sehr wohl positiv beeinflussen kann. Denn es ist wichtig, dass der Körper während einer Krebstherapie durch eine ausreichende Energie- und Proteinversorgung gestärkt bleibt. Das unterstützt das Immunsystem, zudem bleibt so die Muskelkraft erhalten. Denn der Körper benötigt während einer Krebserkrankung mehr Energie und deutlich mehr Proteine als im gesunden Zustand.»

Fleischverzicht bei Krebs: Macht das Sinn?

«Wie gesagt hat der Körper während einer Krebserkrankung einen erhöhten Bedarf an Proteinen. Fleisch ist eine gute Proteinquelle. In über 100 Studien mit mehr als 6 Millionen Menschen fanden sich keine Gründe, weshalb bei einer Krebserkrankung explizit auf Fleisch verzichtet werden sollte. Viele Krebspatienten entwickeln zudem während der Erkrankung und aufgrund von Nebenwirkungen der Therapie eine gewisse Appetitlosigkeit oder Geschmacksveränderungen. Sie stören sich an bestimmten Essensgerüchen, leiden unter Übelkeit, müssen erbrechen oder durchleben depressive Phasen. Das alles kann die Lust aufs Essen sehr einschränken, was wiederum die Gefahr einer Mangelernährung erhöht. Deshalb sollte die Auswahl an Lebensmitteln auch beim Fleisch nicht unnötig eingeschränkt werden. Eine Ausnahme gilt bei verarbeitetem und rotem Fleisch: Dieses steht im Verdacht, Krebs zu begünstigen. Deshalb sollten Betroffene darauf möglichst verzichten.»

Ist eine ketogene Diät bei Krebs sinnvoll?

«Ketogen bedeutet eine sehr kohlenhydratarme Ernährung. Eine ketogene Diät ist im Alltag enorm schwierig umzusetzen. Sie empfiehlt sich nur in Begleitung einer Ernährungsfachperson. Die Gefahr einer Mangelernährung ist gross.»

Gesunde Ernährung bei Krebs: Die wichtigsten Tipps

  • Essen Sie vielseitig und abwechslungsreich nach den Empfehlungen der schweizerischen Gesellschaft für Ernährung.
  • Die mediterrane Kost ist empfehlenswert, weil sie reich an Gemüse und magerem Fleisch und Fisch ist. Dazu zählen viel Gemüse, gute Fette wie Olivenöl oder Leinöl, Eiweiss aus Hülsenfrüchten, Käse, Joghurt und Fisch.
  • Wählen Sie Vollkornprodukte, diese sind reich an Nährstoffen
  • Vermeiden Sie «Fastfood» und andere verarbeitete Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt. aus Gründen der Nachhaltigkeit und der gesunden Abwechslung empfiehlt es sich, nicht öfters als 2-3x pro Woche Fleischzu essen, Wurstwaren max. 1x wöchentlich.
  • Bevorzugen Sie ungesüsste Getränke wie Wasser, Tee und Kaffee.
  • Vermeiden oder konsumieren Sie Alkohol in moderaten Mengen. Bereits geringe Mengen an alkoholischen Getränken können das Risiko für einige Krebsarten erhöhen.
  • Vermeiden oder begrenzen Sie zuckerhaltige Getränke. Pro Tag sollten nicht mehr als 10% der Gesamtenergie aus raffiniertem Zucker zugeführt werden. Mit 5dl Süssgetränk (z.B. Limonaden, Energiedrinks) ist diese Menge für eine erwachsene Person bereits erreicht.
  • Halten Sie ein gesundes Körpergewicht: BMI 18.5 – 24.9kg/m2. Eine höhere Körperfettmasse stellt eine Ursache für viele Krebsarten dar.
  • Bewegen Sie sich min. 30min täglich und versuchen Sie, weniger zu Sitzen.
  • Rauchen Sie nicht.

Vegan oder vegetarisch: Kann «Chörnlipicke» Leben retten?

«Ob vegetarisch, vegan oder durch den Konsum tierischer Lebensmittel: Mit einer bedarfsdeckenden Ernährung kann man die Gesundheit fördern. Eine unheilbare Krankheit lässt sich aber so nicht einfach ‹wegessen›. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, sollte unbedingt darauf achten, dass keine Mängel entstehen, insbesondere in Bezug auf das Protein. Um proteinhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte zu kompensieren, bieten sich vegane Möglichkeiten wie Hülsenfrüchte, Sojaprodukte oder verschiedene Fleischersatzprodukte an. Kleine Mengen an Protein sind auch in gewissen Nüssen und stärkehaltigen Lebensmitteln wie Brot und Teigwaren enthalten. Wer auf tierische Lebensmittel verzichtet, kann auf Zusatzprodukte wie Proteindrinks oder Proteinpulver zurückgreifen, um dem Risiko eines Mangels entgegenzuwirken.»

Nahrungsergänzungsmittel: empfehlenswert oder nicht?

«Nahrungsergänzungsmittel sind generell, so auch bei Krebspatienten, sinnvoll, wenn ein Mangel eines bestimmten Nährstoffs besteht. Dies kann in der Regel in einer Blutentnahme festgestellt werden und sollte zwingend ärztlich besprochen werden. Andernfalls raten wir von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ab. Vitaminpräparate sind oft sehr hochdosiert, auch solche, die im gewöhnlichen Detailhandel zu kaufen sind. Studien zeigten, dass beispielsweise die hochdosierte Einnahme von Vitamin C das Krebswachstum gar stimulieren oder die Wirkung der Chemotherapie verringern kann. Deshalb nochmals der Hinweis: Lassen Sie sich bei einer Ernährungsumstellung unbedingt von Experten beraten.»

Zucker und Kohlenhydrate: Bei Krebs wichtig?

«Hartnäckig hält sich der Mythos, dass sich die Krebszellen mit dem richtigen Essen aushungern lassen. Dieser Idee liegt folgender Gedanke zugrunde: Für ihr Wachstum benötigen die Krebszellen Zucker. Wenn Patienten keinen mehr davon zu sich nehmen, lassen sich die gefährlichen Zellen ‘aushungern’. Das funktioniert aber nicht. Im Gegenteil, es ist sogar gefährlich: Wenn Krebspatienten auf Zucker und Kohlenhydrate verzichten, fördert das eine Mangelernährung. Das schädigt die Gesundheit zusätzlich.»

Gibt es je nach Krebsart unterschiedliche Empfehlungen, was man essen soll?

«Es gibt zwar Studien, die nahelegen, dass einige Lebensmittel bestimme Krebsarten fördern. So wird beispielsweise vermutet, dass rotes Fleisch Krebs im Darm begünstigen kann. Wenn jemand aber bereits von einer Krebserkrankung betroffen ist, kann man diese durch Weglassen des Nahrungsmittels nicht heilen.»

Ernährungsberatung am KSB

Eine gesunde Ernährung bei Krebs kann helfen, die Lebensqualität zu erhalten. Zudem unterstützt eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralien die medizinische Therapie. Die Ernährungsberatung am KSB hilft Ihnen gerne, einen passenden Ernährungsplan auszuarbeiten.

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