Kinderarzt Markus Wopmann im Wartezimmer

«Ein Kinderarzt braucht Geduld – auch mit den Eltern»

Markus Wopmann, Chefarzt der Kinderklinik am Kantonsspital Baden, wird dieses Jahr pensioniert. Im KSB-Podcast spricht Kinderarzt Wopmann über tragische Schicksale kleiner Patienten, beratungsresistente Eltern und über seinen unermüdlichen Einsatz für den Kinderschutz.

«Schütteln Sie Ihr Baby nicht. Auch dann nicht, wenn es nicht aufhören will zu schreien», sagt der Mann im weissen Kittel in die Kamera. Es ist Kinderarzt Markus Wopmann, der Ende der 1990er-Jahre in einem Präventionsfilm auf die Gefahren des «Babyschüttelns» hinweist. «Wir wollten den Film im Schweizer Fernsehen zeigen. Aber die Ausstrahlungskosten waren viel zu hoch für uns», sagt er. Als dann zwei Jahre später ein bekannter Schweizer Bergsteiger seinen sieben Monate alten Sohn zu Tode schüttelt, wird das Thema in den Medien breit diskutiert. «So tragisch es klingt, aber dank dieses Vorfalls lief der Film sogar im deutschen Fernsehen – gratis natürlich.» Markus Wopmann setzt sich seit über dreissig Jahren für den Kinderschutz ein. Das wird sich auch nach seiner Pensionierung nicht ändern.

Überforderte Eltern

Ein Kinderarzt braucht Geduld – nicht nur im Umgang mit Kindern. «Hin und wieder sind es die Eltern, die uns die Arbeit erschweren», sagt Markus Wopmann. «Manche sind überängstlich, andere wiederum sehr kompliziert oder beratungsresistent. Zudem kommt es auch vor, dass sich Erwachsene extrem fordernd oder gar ausfällig verhalten.» Und dann gibt es noch die Eltern, die nicht nur dann überfordert sind, wenn der Nachwuchs krank ist. «Körperliche und psychische Gewalt gegen Kinder ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Wer im Umgang und in der Konfliktbewältigung mit Kindern an seine Grenzen stösst, soll sich unbedingt Hilfe holen.» Zum Beispiel in einem Gespräch mit dem Kinderarzt oder mit einem Anruf bei der Kinderschutzgruppe des KSB.

Hören Sie im KSB-Podcast, weshalb Markus Wopmann Kinderarzt geworden ist, wie er mit «schwierigen» Eltern umgeht und was seine Pläne als Pensionär sind.

Der KSB-Podcast: Jetzt auch auf Spotify und iTunes.

Tragische Schicksale, schöne Momente

Klar, wer sich jahrzehntelang mit kranken Kindern befasst, erlebt einiges. «Wenn beispielsweise ein Kind im Spital stirbt, geht das dem ganzen Team sehr nah. In Baden kommt das nicht oft vor, da wir keine Kinderkrebsabteilung haben», sagt Markus Wopmann. Obwohl der Berufsalltag oft intensiv ist: Die schönen Momente überwiegen. «Ich erinnere mich an ein Baby, das ohne Herzschlag zur Welt kam. Alle Reanimationsversuche brachten nichts. Als wir nach einer Viertelstunde kurz vor dem Aufgeben standen, begann das Herz plötzlich zu schlagen.» Das Kind ist heute acht Jahre alt, normal intelligent und hat nur leichte körperliche Einschränkungen. Ebenfalls ein schöner Moment war es, als Markus Wopmann zum Aargauer des Jahres 2017 gewählt wurde. «Es hat mich sehr gefreut, dass unsere Bemühungen für mehr Kinderschutz wahrgenommen werden. Durch die Wahl hat das Thema eine zusätzliche Plattform bekommen.»

Kinderschutz am KSB

Die Kinderschutzgruppe am Kantonsspital Baden befasst sich mit Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder seelisch misshandelt werden. Dabei geht es um eine möglichst rasche Gesamtbeurteilung der medizinischen, psychologischen und sozialen Situation. Wenn nötig, leiten die Fachpersonen entsprechende Schutzmassnahmen in die Wege. Die Kinderschutzgruppe nimmt auch Telefonanrufe besorgter oder überforderter Eltern entgegen und bietet Hilfe im Umgang mit Kindern.

Top

Flop

Sie haben für diesen Artikel abgestimmt.

Sie haben gegen diesen Artikel gestimmt.

Newsletter Anmeldung