Nach PAVK-Behandlung: «Ich fühle mich vögeliwohl»
Beat Huber klagt über belastungsabhängige Schmerzen in der rechten Wade. Sein Hausarzt überweist ihn ans KSB, wo der Befund schnell klar wird: periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK. Schon unmittelbar nach einem kleinen Eingriff ist er beschwerdefrei.
Mit einem muskelkaterähnlichen Schmerz in der rechten Wade machte sich Beat Hubers «Schaufensterkrankheit» zum ersten Mal bemerkbar. «Anfangs versuchte ich, die Schmerzen mit Salben zu lindern», so der pensionierte Elektromonteur. Leider erfolglos. Die Beschwerden verschwanden nicht. Mit der Zeit schossen ihm nach rund zweihundert Metern Gehdistanz regelmässig stechende Schmerzen in den rechten Wadenmuskel.
Beat Huber besuchte seinen Hausarzt. Dieser schickte ihn sofort ins KSB, um eine Gefässabklärung inklusive Ultraschall durchzuführen. Die Diagnose: periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK. In der rechten Beinarterie staute sich das Blut am inneren Oberschenkel. Dadurch erhielt die Wadenmuskulatur nicht mehr genug Sauerstoff und begann zu schmerzen.
Was genau ist die PAVK?
Während bei gesunden Gefässen das Blut ungehindert fliessen kann (links) verengen sich bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) die Arterien durch Fett- und Kalkablagerungen (Plaques) und schränken den Blutfluss ein (rechts). Wenn diese Plaques aufbrechen, kann sich ein Gerinnsel bilden. Letztendlich kann sich das Gefäss ganz verschliessen. Der Sauerstoffmangel in den Muskeln zwingt Betroffene beim Gehen öfters zu Pausen. Daher kommt auch die umgangssprachliche Bezeichnung «Schaufensterkrankheit»: Denn beim Shoppen in der Stadt bleibt man alle paar Meter vor einem Schaufenster stehen, um die Auslage zu betrachten. Im schlimmsten Fall können auch Schmerzen in Ruhe auftreten.
Beat Hubers Körper versuchte sich zwar anzupassen, um das Blut doch noch weiter in den Unterschenkel zu transportieren. «Neben der verstopften Hauptarterie im Oberschenkel bildete sich ein natürlicher kleiner ‹Bypass›, also eine Leitung, die die Verstopfung umging», sagt Huber. Doch das reichte nicht. Huber musste sich einem Kathetereingriff unterziehen.
Raus mit der «Blutwurst»
«Wir stellten fest, dass die Blutverstopfung in Herrn Hubers Oberschenkelarterie in etwa die Konsistenz einer Blutwurst hatte», sagt Manuela Birrer, Leiterin der angiologischen Abteilung am Gefässzentrum KSB. Um diese Blockade zu entfernen, führte die Ärztin über einen Führungsdraht einen Katheter durch die Arterie bis zur betroffenen Stelle am inneren Oberschenkel. Anschliessend brach sie das geronnene Blut mit einem Spezialgerät auf und saugte das Material ab.
PAVK vorbeugen
Fast alle Menschen sind früher oder später von einem Arterienverschluss betroffen. Allerdings nicht im gleichen Ausmass. Die genetische Veranlagung lässt sich nicht beeinflussen, der Lebensstil und die Ernährung hingegen schon. Risikofaktoren sind beispielsweise Rauchen, Diabetes, hohes Cholesterin, Bluthochdruck, Stress oder Übergewicht. Reduzieren Sie diese Risikofaktoren soweit möglich. Bewegen Sie sich regelmässig, ernähren Sie sich ausgewogen und gesund.
Mit der sogenannten Ballondilatation dehnte die Ärztin die gesäuberte Arterie auf den korrekten Durchmesser. Dazu führte sie, wiederum über einen Führungsdraht, einen kleinen Ballon an die betroffene Stelle und blies ihn auf. In einem weiteren Schritt wurde ein Ballon nachgeführt, der mit Medikamenten beschichtet war. Diese Medikamente verhindern, dass sich Narben bilden. Beat Huber verfolgte den Eingriff übrigens live am Bildschirm, da er nur eine Lokalanästhesie erhalten hatte.
Nach vier Stunden Bettruhe konnte Huber das Spital verlassen. Vom Eintritt bis zur Entlassung waren gerade mal neun Stunden vergangen. Danach musste er sich noch zwei Tage leicht schonen. Schmerzfrei war er ab Tag eins. Rund zwei Wochen nach dem Eingriff sagt der 64-Jährige: «Ich fühle mich vögeliwohl.» Endlich kann er mit seinem Hund Django wieder problemlos spazieren. Nur das Treppensteigen strengt ihn noch etwas an, aber auch das wird sich legen.
Der typische Patient
Rund 20 Prozent der über 65-Jährigen leiden an PAVK. Je nach genetischer Veranlagung besteht ein erhöhtes Risiko. Tabakkonsum, Diabetes, erhöhte Blutfette und hoher Blutdruck steigern das Risiko, an einer Durchblutungsstörung zu erkranken, zusätzlich. Prävention ist deshalb die beste Therapie.
Das Gefährliche am Arterienverschluss ist die Tatsache, dass er den ganzen Körper betreffen kann. Verstopfen die Schlagadern, werden Gehirn oder Herz nicht mehr mit Blut versorgt. Es kommt zum Schlaganfall oder zum Herzinfarkt. PAVK-Patienten haben denn auch ein erhöhtes Risiko, eine dieser beiden Erkrankungen zu erleiden.
Was Beat Huber vom «Ballönle» davonträgt, ist ein kleiner Bluterguss in der Leiste. Dort wurde der Draht eingeführt. Der Erguss wird nach ein paar Wochen verschwinden. Weil auch sein linkes Bein einen Arterienverschluss aufweist, muss Huber regelmässig in die Kontrolle. Denn möglicherweise besteht auch da Handlungsbedarf. Die PAVK hat Huber also nicht besiegt, aber die erste Hürde ist genommen. Vor Schaufenstern muss er heute nicht mehr zwingend stehenbleiben.
PAVK am KSB
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