Gezeichnete Illustration: jemand liegt mit einer Atemmaske in Narkose im Operationssaal.

Narkosen: Keine Angst vor Nebenwirkungen

Übelkeit, Filmriss, böses Erwachen: Viele Menschen haben mit Narkosen und ihren Nebenwirkungen schlechte Erfahrungen gemacht. Die Angst vor der Narkose sei heute jedoch unbegründet, sagt Professor Michael Heesen, Chefarzt und Direktor Departement Anästhesie am KSB.

Wer eine Operation vor sich hat, hört allenthalben Horrorgeschichten – von Leuten, die während der Vollnarkose aufwachten, Arztgespräche mithörten oder Schmerzen spürten.

Doch was ist dran an solchen Geschichten? Ist die Angst vor der Narkose berechtigt? Professor Michael Heesen, Chefarzt und Direktor am Departement Anästhesie am KSB, schaut sich die Situation mit jedem Patienten vor der Operation genau an. In unserer fiktiven E-Mail-Sprechstunde zerstreut er die häufigsten Bedenken.

Wie gefährlich ist eine Narkose?

Symbolbild Jakob, er fürchtet sich vor seiner Knieoperation
«Ich werde bald am Knie operiert und habe furchtbare Angst vor einer Vollnarkose. Was, wenn sie schiefgeht?»
Jakob, 37

Lieber Jakob, fährst du Auto? Wenn ja, gehst du täglich ein Risiko ein. Dennoch passiert selten etwas, und eine Alternative hast du nicht. Bei der Anästhesie ist es ähnlich. Ohne geht es nicht. Komplikationen können wir nicht ausschliessen, sie sind jedoch äusserst selten. Das liegt auch daran, dass wir Narkosen so häufig durchführen. Mit der Routine sinkt das Risiko. Ausserdem passt ein ganzes Team auf dich auf.






Übelkeit und Erbrechen

Symbolbild Werner, er fürchtet sich vor der Übelkeit nach der Narkose
«Ich musste als Kind den Blinddarm operieren. Das geht mir heute noch nach. Mir war übel nach dem Aufwachen, und ich habe dauernd erbrochen.»
Werner, 72

Lieber Werner, wenn deine Erfahrung mit Vollnarkosen schon weit zurückliegt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Heute haben Narkosemittel viel weniger Nebenwirkungen als noch vor 60 Jahren. Übelkeit oder Erbrechen sind sehr selten. Und wir können diese Nebenwirkungen behandeln; vorbeugend oder wenn sie auftreten.






Die Narkose wirkt nicht richtig

Symbolbild Rita, fürchtet sich vor einer Teilanästhesie
«Ich hatte bei der Geburt meiner Tochter eine Spinalanästhesie. Doch die hat nicht richtig gewirkt. Jetzt steht mir eine Operation an der Schulter bevor. Die Ärzte möchten eine Teilanästhesie machen. Werde ich wieder leiden?»
Rita, 36

Liebe Rita, die Situation ist jetzt anders. Während der Wehen fiel es dir schwer, stillzuhalten. Da gelang es den Ärzten nicht, die Anästhesie perfekt zu setzen. Diesmal bist du vor der Operation ruhig und schmerzfrei. Es ist also viel leichter, deine Schulter zu betäuben. Wenn dir die OP aber Angst macht, wäre die Vollnarkose eine Option.






Total ausgeliefert

Symbolbild Loïc, er fürchtet sich vor Schmerzen während der Narkose
«Ich habe Angst, dass es wehtut und dass ich dann aber nichts sagen kann.»
Loïc, 11, muss die Mandeln herausnehmen

Lieber Loïc, es stimmt, dass du während der Narkose nicht sprechen kannst. Aber wir überwachen deine Vitalfunktionen. Wir schauen, wie dein Herz schlägt, wie du atmest und wie entspannt deine Muskeln sind. Deine Hirnströme zeigen uns, wie tief du schläfst. An deinem Blutdruck und deiner Herzfrequenz merken wir sofort, wenn du Schmerzen hast, und greifen ein.






Vertrauen schaffen durch Vertrautmachen

Ärzte hinter Masken, das kalte Licht und die sterile Spitalumgebung wirken bedrohlich. Kein Wunder, fürchten sich viele Patienten vor einer Operation und dadurch häufig auch vor einer Narkose. «Manchmal versteckt sich hinter dieser Angst eine andere», sagt Dr. Heesen, Chefarzt und Direktor Departement Anästhesie am KSB. Im Vorbereitungsgespräch gibt er solchen Sorgen Raum. Sind es schlechte Erfahrungen, das Gefühl, ausgeliefert zu sein, oder das Spital an sich? Diesem möchte Heesen das Fremde nehmen: «Ich versuche, Vertrauen zu schaffen, indem ich die Abläufe genau erkläre und gezielt auf die Ängste eingehe.» Das hilft meistens: «Je besser sich die Leute vorstellen können, was sie erwartet, je menschlicher und konkreter es wird, desto weniger Angst haben sie», sagt der Arzt, der auch ein wenig Psychologe ist.

Querschnittgelähmt

Symboldbild Alex, er fürchtet sich vor einer Querschnittslähmung nach der Rückenoperation
«Ich habe von Leuten gelesen, die nach einer Rückenmark-OP querschnittgelähmt waren. Ich hatte einen Bandscheibenvorfall und komme um die Operation nicht herum. Droht mir jetzt der Rollstuhl?»
Alex, 42

Lieber Alex, eine Querschnittlähmung nach einer Rückenmark-OP kann fast nur auftreten, wenn die Blutgerinnung nicht gut funktioniert. Diesen Punkt klären wir vor der Operation ab. Aber keine Angst. Betroffen sind nur die wenigsten Menschen.






Die fremde Stimme

Symbolbild Noah, er sorgt sich um die veränderte Stimme seiner Oma
«Meine Oma musste notfallmässig die Wirbelsäule operieren lassen. Seither klingt ihre Stimme ganz komisch – ich erkenne sie gar nicht mehr. Das macht mir Angst.»
Noah, 10

Lieber Noah, deine Oma klingt bestimmt bald wieder so wie immer. Bei der Vollnarkose müssen wir die Patienten intubieren, das heisst, wir legen einen Schlauch in ihren Hals, damit sie atmen können. Dabei entsteht manchmal ein Ödem, das ist Wasser im Gewebe. Dieses drückt auf die Stimmbänder und lässt die Stimme fremd klingen. Auch ein Bluterguss ist möglich. Aber diese Nebenwirkungen vergehen fast immer von alleine.






Der Kontrollverlust

Symbolbild Rahel, fürchtet sich vor dem Kontrollverlust während der Narkose
«Während der Narkose habe ich null Kontrolle über mich. Was, wenn ich ungewollt ‹muss›? Das wäre mir so peinlich!»
Rahel, 27

Liebe Rahel, dafür braucht sich niemand zu schämen. Wer operiert wird, ist in einer Ausnahmesituation. Für unser Personal ist diese aber normaler Alltag; wir können damit umgehen.






Der Filmriss

Symbolbild Adrian, er konnte sich nach seiner letzten Operation im Aufwachsaal an nichts mehr erinnern
«Als ich letztes Mal operiert wurde, konnte ich mich nach dem Aufwachen an nichts mehr erinnern. Ist das normal?»
Adrian, 56

Lieber Adrian, damit bist du nicht allein. Manche angstlösenden Narkosemedikamente können einen Filmriss verursachen. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Sobald du so ein Medikament absetzt, verschwindet diese Nebenwirkung, und deine Erinnerungsfähigkeit kommt zurück.






Total durch den Wind

Symbolbild Paul, seine Frau redete nach der Operation ganz wirr
«Meine Frau erhielt ein künstliches Hüftgelenk und redete nach dem Aufwachen wirres Zeug. Ich dachte zuerst, sie sei total übergeschnappt. Zwar legte sich das, doch jetzt steht die OP für das zweite Hüftgelenk an. Was kann ich tun, damit sie danach nicht so verwirrt ist?»
Paul, 78

Lieber Paul, diese Nebenwirkung betrifft vor allem ältere Menschen und solche, die Medikamente nehmen. Erzähle in der Anästhesie-Sprechstunde vor der OP unbedingt von deiner Erfahrung. Nimmt deine Frau Medikamente? Sage dies der Anästhesistin. Manche Wirkstoffe machen abhängig und verursachen beim Absetzen Entzugserscheinungen. Dies kann nach der OP ein sogenanntes Delir auslösen. Es vergeht gewöhnlich von selbst. Dabei hilft es, Patienten in einen regelmässigen Tag-Nacht-Rhythmus zurückzubringen. Auf der Intensivstation haben wir deshalb spezielles Licht, das sich am Tagesverlauf orientiert.






Anästhesie am KSB

Haben Sie Angst vor der Narkose und möglichen Nebenwirkungen? Sprechen Sie in unserer Anästhesie-Sprechstunde darüber. Unsere Anästhesieärztinnen und -ärzte nehmen sich Zeit für Ihre Sorgen und suchen die bestmögliche Narkoseform für Sie.

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