
Narkosen: Keine Angst vor Nebenwirkungen
Übelkeit, Filmriss, böses Erwachen: Viele Menschen haben mit Narkosen und ihren Nebenwirkungen schlechte Erfahrungen gemacht. Die Angst vor der Narkose sei heute jedoch unbegründet, sagt Professor Michael Heesen, Chefarzt und Direktor Departement Anästhesie am KSB.
Wer eine Operation vor sich hat, hört allenthalben Horrorgeschichten – von Leuten, die während der Vollnarkose aufwachten, Arztgespräche mithörten oder Schmerzen spürten.
Doch was ist dran an solchen Geschichten? Ist die Angst vor der Narkose berechtigt? Professor Michael Heesen, Chefarzt und Direktor am Departement Anästhesie am KSB, schaut sich die Situation mit jedem Patienten vor der Operation genau an. In unserer fiktiven E-Mail-Sprechstunde zerstreut er die häufigsten Bedenken.
Wie gefährlich ist eine Narkose?

Lieber Jakob, fährst du Auto? Wenn ja, gehst du täglich ein Risiko ein. Dennoch passiert selten etwas, und eine Alternative hast du nicht. Bei der Anästhesie ist es ähnlich. Ohne geht es nicht. Komplikationen können wir nicht ausschliessen, sie sind jedoch äusserst selten. Das liegt auch daran, dass wir Narkosen so häufig durchführen. Mit der Routine sinkt das Risiko. Ausserdem passt ein ganzes Team auf dich auf.

Michael Heesen, Direktor und Chefarzt Departement Anästhesie, weiss, dass Narkosen heutzutage kaum noch ein Risiko sind.
Übelkeit und Erbrechen

Lieber Werner, wenn deine Erfahrung mit Vollnarkosen schon weit zurückliegt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Heute haben Narkosemittel viel weniger Nebenwirkungen als noch vor 60 Jahren. Übelkeit oder Erbrechen sind sehr selten. Und wir können diese Nebenwirkungen behandeln; vorbeugend oder wenn sie auftreten.
Die Narkose wirkt nicht richtig

Liebe Rita, die Situation ist jetzt anders. Während der Wehen fiel es dir schwer, stillzuhalten. Da gelang es den Ärzten nicht, die Anästhesie perfekt zu setzen. Diesmal bist du vor der Operation ruhig und schmerzfrei. Es ist also viel leichter, deine Schulter zu betäuben. Wenn dir die OP aber Angst macht, wäre die Vollnarkose eine Option.
Total ausgeliefert

Lieber Loïc, es stimmt, dass du während der Narkose nicht sprechen kannst. Aber wir überwachen deine Vitalfunktionen. Wir schauen, wie dein Herz schlägt, wie du atmest und wie entspannt deine Muskeln sind. Deine Hirnströme zeigen uns, wie tief du schläfst. An deinem Blutdruck und deiner Herzfrequenz merken wir sofort, wenn du Schmerzen hast, und greifen ein.
Vertrauen schaffen durch Vertrautmachen
Ärzte hinter Masken, das kalte Licht und die sterile Spitalumgebung wirken bedrohlich. Kein Wunder, fürchten sich viele Patienten vor einer Operation und dadurch häufig auch vor einer Narkose. «Manchmal versteckt sich hinter dieser Angst eine andere», sagt Dr. Heesen, Chefarzt und Direktor Departement Anästhesie am KSB. Im Vorbereitungsgespräch gibt er solchen Sorgen Raum. Sind es schlechte Erfahrungen, das Gefühl, ausgeliefert zu sein, oder das Spital an sich? Diesem möchte Heesen das Fremde nehmen: «Ich versuche, Vertrauen zu schaffen, indem ich die Abläufe genau erkläre und gezielt auf die Ängste eingehe.» Das hilft meistens: «Je besser sich die Leute vorstellen können, was sie erwartet, je menschlicher und konkreter es wird, desto weniger Angst haben sie», sagt der Arzt, der auch ein wenig Psychologe ist.
Querschnittgelähmt

Lieber Alex, eine Querschnittlähmung nach einer Rückenmark-OP kann fast nur auftreten, wenn die Blutgerinnung nicht gut funktioniert. Diesen Punkt klären wir vor der Operation ab. Aber keine Angst. Betroffen sind nur die wenigsten Menschen.
Die fremde Stimme

Lieber Noah, deine Oma klingt bestimmt bald wieder so wie immer. Bei der Vollnarkose müssen wir die Patienten intubieren, das heisst, wir legen einen Schlauch in ihren Hals, damit sie atmen können. Dabei entsteht manchmal ein Ödem, das ist Wasser im Gewebe. Dieses drückt auf die Stimmbänder und lässt die Stimme fremd klingen. Auch ein Bluterguss ist möglich. Aber diese Nebenwirkungen vergehen fast immer von alleine.
Der Kontrollverlust

Liebe Rahel, dafür braucht sich niemand zu schämen. Wer operiert wird, ist in einer Ausnahmesituation. Für unser Personal ist diese aber normaler Alltag; wir können damit umgehen.
Der Filmriss

Lieber Adrian, damit bist du nicht allein. Manche angstlösenden Narkosemedikamente können einen Filmriss verursachen. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Sobald du so ein Medikament absetzt, verschwindet diese Nebenwirkung, und deine Erinnerungsfähigkeit kommt zurück.
Total durch den Wind

Lieber Paul, diese Nebenwirkung betrifft vor allem ältere Menschen und solche, die Medikamente nehmen. Erzähle in der Anästhesie-Sprechstunde vor der OP unbedingt von deiner Erfahrung. Nimmt deine Frau Medikamente? Sage dies der Anästhesistin. Manche Wirkstoffe machen abhängig und verursachen beim Absetzen Entzugserscheinungen. Dies kann nach der OP ein sogenanntes Delir auslösen. Es vergeht gewöhnlich von selbst. Dabei hilft es, Patienten in einen regelmässigen Tag-Nacht-Rhythmus zurückzubringen. Auf der Intensivstation haben wir deshalb spezielles Licht, das sich am Tagesverlauf orientiert.
Anästhesie am KSB
Haben Sie Angst vor der Narkose und möglichen Nebenwirkungen? Sprechen Sie in unserer Anästhesie-Sprechstunde darüber. Unsere Anästhesieärztinnen und -ärzte nehmen sich Zeit für Ihre Sorgen und suchen die bestmögliche Narkoseform für Sie.
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