Nuklearmedizin: Illustration eines Infusionbeutels mit radioaktiver Flüssigkeit

Radioaktive Strahlung gegen Krebs

Radioaktiv gleich gefährlich? Nicht immer: Mit radioaktiven Substanzen lässt sich sogar Krebs therapieren. So behandelt Irene Burger, Chefärztin Nuklearmedizin am KSB, den Darmtumor ihres Patienten mit einem radioaktiven Element.

Der 76-jährige Beat Tanner* hat einen neuroendokrinen Tumor im Darm. Dieser sehr seltene Tumor entwickelt sich aus hormonbildenden Zellen. Häufig bildet er selbst Hormone oder Botenstoffe. Da sich bei Beat Tanner bereits Metastasen im Körper entwickelt hatten, musste man diese in einem ersten Schritt aufspüren. «Hierfür nutzen wir das sogenannte Diagnostikverfahren DOTATATE – PET/CT. Damit können wir genau bestimmen, wo Ableger vorhanden sind», erklärt Irene Burger, Chefärztin Nuklearmedizin am KSB. DOTATATE ist ein Eiweissmolekül, das sich am Tumor festsetzt. Wird es mit radioaktiven Substanzen angereichert, ist es im PET/CT-Scan sichtbar. So kann Burger den Tumor genau verorten.

Chemotherapie möglichst lange hinauszögern

Die anschliessende Therapie erfolgte ebenfalls über DOTATATE. Irene Burger: «Bei Beat Tanner war es nicht mehr möglich, den Krebs chirurgisch zu entfernen. Denn dieser hatte bereits Metastasen mit Ablegern in der Leber und in den Lymphknoten gebildet.» Daher verwendete man im ersten Schritt ein Medikament, welches das Wachstum des Tumors bremst. Dieses wirkt aber oft nur über einen kurzen Zeitraum. Früher bestand danach die einzige Option in einer Chemotherapie. Diese geht allerdings mit vielen Nebenwirkungen einher.

«Wenn wir jedoch an die Eiweissmoleküle ein radioaktives Element dranhängen, können wir nicht nur Bilder machen und die Metastasen lokalisieren. Wir können sie direkt bestrahlen», sagt Irene Burger. «Dadurch stabilisieren wir das Ausmass des Tumors deutlich effizienter. Zudem ersparen wir den Patienten länger eine Chemotherapie. In einigen Fällen kann man mit einer solchen stationären, inneren Radiotherapie die Tumorlast sogar reduzieren.»

Weitere Vorteile einer nuklearmedizinischen Therapie gegenüber anderen Behandlungen: Sie ist nicht invasiv, bereitet in der Regel keine Schmerzen und hat sehr wenige Nebenwirkungen. Die radioaktive Strahlenbelastung dieses nuklearmedizinischen Verfahrens ist unbedenklich.

Einziges Therapieangebot im Kanton Aargau

Im Video sehen Sie, wie der Patient, der mit 177-Lutetium-DOTATATE behandelt wurde, nach der Therapie einen Scan mit 68-Gallium-DOTATATE erhält. Das KSB ist das einzige Spital im Aargau, das dieses Therapieverfahren der Nuklearmedizin anbietet.

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Die Substanz für die Therapiekontrolle stellen Spezialisten im Universitätsspital Zürich her. Speziell hierbei ist die geringe Haltbarkeit: Die Halbwertszeit von 68-Gallium-DOTATATE beträgt 67 Minuten. Nach dieser Zeit ist die Substanz nur noch halb so aktiv. Sprich: Man muss die radioaktive Substanz schnellstmöglich von Zürich nach Baden bringen, bereit machen und dem Patienten verabreichen. «Steht der Bote im Stau, haben wir ein Problem. Denn die Substanz baut sich nach und nach ab. Entsprechend könnte die diagnostische Qualität nachlassen», so Burger. Damit dieser Worst Case nicht eintritt, prüft man im Vorfeld beispielsweise das Verkehrsaufkommen.

*Name der Redaktion bekannt

Nuklearmedizin am KSB

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