Packungsbeilage: Alles, was Sie wissen müssen
Auf der Packungsbeilage reiht sich oft eine Nebenwirkung an die nächste. Doch was hat man wirklich zu befürchten? Spitalapotheker Peter Wiedemeier vom KSB klärt auf.
Kopfschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung und Schwindel – die Liste der möglichen Nebenwirkungen auf Packungsbeilagen hört manchmal scheinbar nicht mehr auf. Manche werden als «selten» deklariert, andere als «häufig». Doch wie oft ist das? Und welche Medikamente unterschätzen die Patienten? Peter Wiedemeier, Leiter der Spitalapotheke am KSB, erklärt die häufigsten Fragen zur Packungsbeilage und zum Umgang mit Medikamenten.
Peter Wiedemeier, wenn man in der Apotheke ein Medikament kauft, wird einem das Wichtigste dazu immer auch erklärt. Weshalb sollte man die Packungsbeilage trotzdem lesen?
Im Gespräch nennen Apothekerinnen und Apotheker die häufigsten Nebenwirkungen, wie man das Medikament einnehmen soll und was man sonst noch beachten muss. Dennoch: Für alle Informationen auf der Packungsbeilage ist meistens keine Zeit. Deshalb schadet es nie, diese zu Hause nochmals in Ruhe durchzulesen – vor allem, wenn man das Medikament zum ersten Mal einnimmt.
Oft liest man darin, dass schwangere und stillende Frauen das Medikament nicht einnehmen sollen. Trifft das tatsächlich auf so viele Medikamente zu?
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte man das Risiko-Nutzen-Profil eines Medikaments besonders kritisch beleuchten. Der Grund, weshalb das beinahe auf jeder Packungsbeilage steht, ist: Aus ethischen Gründen darf die Pharmaindustrie an schwangeren und stillenden Frauen keine Medikamentenstudien durchführen. Deshalb wissen die Hersteller nicht mit Sicherheit, ob die Medikamente sich für sie eignen, und sichern sich mit diesem Satz ab. Apotheker kennen aber oft Wirkstoffe, von denen man weiss, dass sie für Mutter und Kind erfahrungsgemäss kein Problem darstellen.
Die Begrifflichkeiten auf der Packungsbeilage sagen einem Laien oft wenig, beispielsweise über die Wahrscheinlichkeiten von Nebenwirkungen. Wie oft tritt denn eine «sehr häufige Nebenwirkung» auf?
Dafür gibt es klare Angaben. Treten Nebenwirkungen «sehr häufig» auf, betrifft es mehr als jeden Zehnten, «häufig» weniger als jeden Zehnten. «Gelegentlich» bedeutet per Definition jeden Hundertsten bis jeden Tausendsten. «Selten» bedeutet, dass 0,01 bis 0,1 Prozent aller Patienten diese Nebenwirkung verspüren, bei «sehr selten» sind es noch unter 0,01 Prozent. Das sagt aber noch nichts über das Nutzen-Risiko-Verhältnis aus. Dieses unterscheidet sich von Patient zu Patient. Die individuellen Bedürfnisse, die Krankengeschichte, aber auch persönliche Erfahrungen mit Medikamenten spielen bei der Therapieentscheidung mit.
Welche Medikamente werden häufig unterschätzt?
Das sind vor allem die freiverkäuflichen Schmerzmittel. Sie werden viel zu häufig in hohen Dosen geschluckt, bei Kopf-, Bauch- oder Menstruationsschmerzen, ohne sich deren möglichen Nebenwirkungen bewusst zu sein. Wenn man diese Medikamente aber über lange Zeit hoch dosiert einnimmt, kann das die Niere schädigen oder Magenblutungen verursachen. Bis man diese Symptome allerdings wahrnimmt, ist die Schädigung oft schon sehr stark fortgeschritten und irreversibel.
Wie kann man dem vorbeugen?
Mit Medikamenten sollte man kritisch sein. Es gibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung, das muss man im Hinterkopf behalten. Man sollte sich deshalb in der Apotheke beraten lassen, auch wenn man ein Medikament ohne Rezept kauft, schon jahrelang einnimmt und noch keine Beschwerden spürt. Denn die Wirkstoffe haben vielleicht bereits Organe angegriffen oder dem Körper anderweitig geschadet.
Was sind die häufigsten Fehler im Umgang mit Medikamenten?
Viele lagern ihre Medikamente in einem Badezimmerschrank, also in feuchtwarmer Umgebung. Das kann deren Wirkung beeinflussen. Besser ist deshalb ein Schrank in einem trockenen Raum ohne direkte Sonneneinstrahlung und ausserhalb der Reichweite von Kindern.
Die Spitalapotheke des KSB
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