Momentaufnahme eines Wespenstichs

Wespenstich – das sollten Sie wissen

Im Juli gab es vermehrt Patienten, die mit einem Insektenstich den KSB-Notfall aufsuchten. Welche Massnahmen nach einem Wespenstich sinnvoll sind und in welchen Fällen man schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen sollte, erläutert Tim Bulaty, Oberarzt im Interdisziplinären Notfallzentrum am KSB.

Eben haben wir noch den herrlichen Spätsommertag mit einem Picknick auf der Wiese genossen, schon ist der Wespenstich passiert. Momentan ist die Situation in der Schweiz besonders schlimm. Binnen kürzester Zeit ist man draussen von Wespen umgeben. Das merken auch die Ärztinnen und Ärzte aufgrund des erhöhten Patientenaufkommens im Notfall des KSB.

Herr, Bulaty, wie gefährlich ist ein Wespenstich?

Für Nichtallergiker, sprich den Grossteil der Bevölkerung, ist ein Stich lediglich unangenehm und tritt mit einer brennenden Rötung und Schwellung um die Eintrittsstelle auf. Später kann diese auch jucken. Nur gut 3,5 Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Wespenstiche. Bei unseren Patienten hat etwa jeder vierte eine bekannte Allergie auf Wespen- oder Bienengift.

Welche Sofortmassnahmen helfen bei einem Wespenstich?

Die Einstichstelle mit kaltem Wasser, einem kalten Waschlappen oder Kühlkompressen aus dem Kühlschrank behandeln, bei Stichen an Armen oder Beinen die Extremität hoch lagern. Alte Hausmittel, die gegen Juckreiz oder Schwellung helfen können, sind beispielsweise Speichel oder Zwiebel. Letztere kann halb aufgeschnitten auf die Stichstelle gelegt oder eingerieben werden. Bei einem Stich im Mund- oder Rachenraum helfen das Lutschen von Eiswürfeln und kalte Umschläge als Erste-Hilfe-Massnahme. Sollte sich noch ein Stachel mit Giftblase in der Stichstelle finden, war eine Biene am Werk. Bei einem Bienenstich müssen Sie den Stachel vorsichtig entfernen, ohne die Giftblase auszudrücken.

«Nur gut 3,5 Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Wespenstiche.»
Tim Bulaty

Welches sind Anzeichen für eine allergische Reaktion?

Allergische Reaktionen treten in der Regel wenige Minuten bis zu Stunden nach dem Stich auf. Dazu gehören Symptome wie Schwellungen und Rötungen, Juckreiz am ganzen Körper, aber auch Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen bis hin zu Atemnot, Bewusstlosigkeit oder Kreislaufstillstand.

Wann sollte man zum Arzt oder in den Notfall fahren?

Bei den genannten allergischen Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Somit sollten Sie auch einen Wespenstich im Mund- oder Rachenraum oder bei Kleinkindern sicherheitshalber medizinisch abklären lassen. Halten die Schmerzen tagelang an, empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung ebenfalls.

Welches sind die Sofortmassnahmen bei einer allergischen Reaktion?

Bei einer schweren allergischen Reaktion mit Atem- oder Kreislaufbeschwerden muss sofort die Sanität (Tel. 144) gerufen werden. Die Person sollte so lange am Boden liegen. Bei Schwindel kann es sinnvoll sein, die Beine hoch zu lagern, bei Erbrechen muss der Patient in Seitenlage gelagert werden. Ich würde den Patienten immer fragen, ob er Notfallmedikamente dabei hat und sie eingenommen hat. Im Falle eines Atem- oder Kreislaufstillstandes müssen bis zur Ankunft der Sanität Wiederbelebungsmassnahmen erfolgen. Dazu kann man sich von der Notrufzentrale anleiten lassen.

Tipps: So vermeiden Sie den Wespenstich

  • Nicht nach der Wespe schlagen. Auch Wegpusten macht sie durch das ausgeatmete Kohlenmonoxid aggressiv.
  • Die Wespen am besten mit einem Wassernebel aus einer Sprühflasche vertreiben.
  • Möglichst kein Parfüm tragen sowie kein Haarspray oder keine duftende Körpercrème verwenden.
  • Lieber weisse bzw. neutrale Kleidung anziehen. Bunte Farben ziehen Wespen an.
  • Besonders süsse und eiweisshaltige Lebensmittel (Konfitüre, Früchte, Süssgetränke, Schinken etc.) abdecken, Getränke möglichst nur mit Strohhalm trinken
  • Bei Kindern darauf achten, dass Mund und Hände nach dem Verzehr von Süssem und Glace abgewischt werden.

Um im Fall der Fälle gewappnet zu sein: Woher weiss man, dass man möglicherweise eine Allergie auf Wespenstiche hat?

Wenn Sie auf einen Wespenstich mit allergischen Symptomen reagiert haben, muss der Arzt Sie über die Gefahr eines weiteren Stichs aufklären. In diesem Fall sollten Sie immer ein Notfallset mit Antihistaminika sowie Kortisontabletten bei sich tragen. Zudem ist ab einem bestimmten Schweregrad eine Adrenalinfertigspritze sinnvoll. Die Diagnose wird mittels Anamnese gestellt. Ein Allergietest kann bei Unsicherheiten weiterhelfen. Für Allergiker ist eine Desensibilisierung, eine sogenannte allergenspezifische Immuntherapie, verfügbar. Die Behandlung dauert drei bis fünf Jahre, ist insbesondere im Falle des Wespengifts hochwirksam und kann das Risiko für schwere allergische Reaktionen entscheidend reduzieren.

Erste Hilfe

Bei einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion wählen Sie die 144, um die Sanität zu rufen. Haben Sie nach einem Wespenstich eine starke Schwellung, Rötung, Juckreiz am ganzen Körper oder Übelkeit? Dies sollten Sie umgehend von Ihrem Arzt oder auf einer Notfallstation abklären lassen.






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