Eine Krebspatientin zieht sich nach der Chemotherapie zuhause die Perücke ab.

Die richtige Perücke während der Chemotherapie

Um sich während einer Chemotherapie trotz Haarausfall wohl zu fühlen, tragen viele betroffene Frauen eine Perücke. Eine Zweithaar-Spezialistin und eine Gynäkologin erklären, worauf es beim Haarersatz ankommt.

Diagnose Krebs: Bei Brustkrebs, wie auch vielen weiteren Tumorerkrankungen, geht die Behandlung häufig mit einer Chemotherapie einher. Doch diese hinterlässt oft Spuren. Neben den körperlichen Beschwerden leiden besonders Frauen auch psychisch unter dem Haarausfall. «Der Haarausfall setzt meist einige Wochen nach Beginn der Chemotherapie ein», erklärt Cornelia Leo, Leiterin des Brustzentrums am KSB. Die Gynäkologin empfiehlt ihren Patientinnen deshalb, sich bereits frühzeitig mit dem Thema Haarausfall bei Chemotherapie und Haarersatz auseinanderzusetzen. Um wegen der fehlenden Haare nicht gleich als Krebspatientin aufzufallen und an Selbstbewusstsein einzubüssen, können eine Perücke oder ein anderer Haarersatz sehr hilfreich sein. Cornelia Leo rät dazu, bereits vor Beginn der Chemotherapie einen auf Haarersatz und Kopfbedeckungen spezialisierten Salon aufzusuchen. Am KSB werden die Patientinnen diesbezüglich von spezialisierten Pflegeexpertinnen (Breast und Cancer Care Nurses) informiert und beraten. Bereits gegen Ende der Chemotherapie wachsen die Haare allmählich wieder nach.

Haarausfall bei Chemotherapie: Die passende Perücke finden

Im KSB befindet sich einer der spezialisierten Coiffeursalons im Aargau, eine Niederlassung von Coiffeur Grimm. «Wenn die Frauen das erste Mal unseren Salon betreten – meist bevor sie die erste Chemotherapie beginnen – sind sie sehr traurig», sagt die ausgebildete Perückenspezialistin Teuta Gecaj Rama. Eine einfühlsame Beratung sei deshalb wichtig.

Aus mehreren Katalogen kann die Patientin sechs bis neun Perücken zur Anprobe auswählen. «Wir suchen jene aus, die den echten Haaren der Kundin am ähnlichsten sind und bestellen die passende Farbe. Die Perücke, die ihr am besten gefällt, behalten wir.» Im Anschluss schneidet Teuta die Perücke zu und verkleinert diese passend zur Kopfform nach Bedarf. Fünf bis acht Stunden benötigt sie, um die Perücke für die Patientin vorzubereiten, bei grossen Veränderungen noch länger. Neben Perücken bietet Coiffeur Grimm auch verschiedene Tücher oder Turbane als Kopfbedeckungen an.

Häufige Fragen rund um den Haarersatz während der Chemotherapie

Wie hoch sind die Kosten für Haarersatz?

Bei einer ärztlich verordneten Chemotherapie übernimmt die IV jährlich 1‘500 Franken, ab einem Alter von 64 resp. 65 Jahren übernimmt die AHV 1‘000 Franken für den Haarersatz. Bei einer Perücke aus Kunsthaar sind damit in den meisten Fällen die Kosten gedeckt. (Quelle: Krebsliga Schweiz)

Warum fallen bei der Chemotherapie häufig die Haare aus?

Die Medikamente der Chemotherapie hemmen die Zellteilung und verhindern ein weiteres Wachstum und Streuen des Tumors. Diese Zytostatika können jedoch nicht zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheiden und unterbrechen daher auch die Zellteilung der Haarwurzelzellen.

Kann man Haarausfall bei einer Chemotherapie verhindern?

Ganz verhindern lässt sich Haarausfall bei einer Chemotherapie nicht. In einigen Fällen kann eine Kühlkappe den Haarausfall jedoch mindern, sodass die Patientin weniger Haare verliert. In der Kühlkappe befindet sich eine Kühlflüssigkeit, die die Temperatur auf der Kopfhaut abkühlt. Hierdurch verengen sich die Blutgefässe der Kopfhaut, was dazu führt, dass weniger Chemotherapeutikum in die Haarwurzelzellen vordringt.

Vor dem Haarausfall das Haar abrasieren?

Der Grossteil der Frauen entscheidet sich, vor Beginn der Chemotherapie die Haare abzurasieren. Einige warten indes auch ab, bis das Haar von allein ausfällt – meist in den ersten Wochen der Chemotherapie. Das darf jede Frau entscheiden, wie es für sie am besten passt. Der Moment, in dem sie den Rasierer anlegt, ist für die Zweithaar-Spezialistin jedes Mal wieder berührend. Oft sei der Partner oder auch die Tochter der Patientin dabei. «Die Angehörigen weinen in diesem emotionalen Moment manchmal mit», sagt sie. Sichtlich gerührt erinnert sie sich an eine spezielle Situation zurück: «Als ich der Kundin gerade die Haare abrasiert hatte, betrat ihr Ehemann mit den kleinen Kindern den Salon.» Die Patientin rief daraufhin ihre Kinder zu sich. Aber die Kleinen hätten ihre Mami gar nicht erkannt ohne Haare. Später mit neuer Perücke waren die Kinder aber wieder ganz vertraut mit ihrer Mutter.

Die Perückenexpertin Teuta
«Etwa 85 Prozent der Patientinnen entscheiden sich für eine Perücke aus Kunsthaar»
Teuta Gecaj Rama, Perückenspezialistin

Echthaar oder Kunsthaar?

Perücken aus Kunsthaar sind leichter zu pflegen als Echthaar-Perücken. «Eine Kunsthaar-Perücke kann man am Abend waschen und sie sitzt am Morgen wieder gut», sagt Teuta Gezaj Rama.  Kunsthaar ist besonders für kurzhaarige Frauen geeignet. Denn kommen die Haare auf den Schultern oder am Kragen auf, neigen sie dazu, filzig zu werden. Da Kunsthaar schneller entflammbar ist, müsse man jedoch beim Backen und Kochen gut aufpassen, dass die Haare nicht direkt mit der Hitzequelle in Kontakt kommen.

Der schönste Moment ist für Teuta Gezaj Rama, wenn die Patientin den Salon mit einer schönen, passenden Perücke wieder verlassen kann. «Die Frauen haben dabei meist mit einem Lachen im Gesicht.» Und wie fühlen sich die Frauen mit der Perücke? «Ich spüre sie gar nicht», freut sich eine Kundin. «Auch bei Wärme fühlt es sich gut an und verrutschen tut auch nichts.»






Brustkrebsbehandlung am KSB

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