Arteriosklerose: Eine blaue Hand auf der Herzen schweben

Lebensgefährliche Arteriosklerose: Das können Sie dagegen tun

Arteriosklerose ist die Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und die Schaufensterkrankheit. Die Gefässverkalkung lässt sich jedoch aufhalten, ja teilweise rückgängig machen. Lesen Sie, wie Sie vorbeugen und warum cholesterinsenkende Statine besser sind als ihr Ruf.

Jährlich sterben rund 20 000 Menschen in der Schweiz an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Kardiovaskuläre Ursachen standen 2019 in der Schweiz damit an zweiter Stelle bei den Todesursachen. Auslöser ist meist eine Arteriosklerose, also durch Fett- und Kalkablagerungen verhärtete, verengte Blutgefässe.

«Arteriosklerose kann man mit jeder Figur haben.»
Nicolas Gérard, Assistenzarzt Angiologie

Doch woran merke ich, dass ich Arteriosklerose habe und damit zu den Risikopatienten gehöre? Das Fiese ist: Sie merken es oft erst zu spät. Über Jahre lagern sich Kalk und Blutfette an den Gefässwänden ab. Die Erkrankung verursacht lange keine Symptome. Wenn sie dann schliesslich auftreten, sind sie heftig: Herzinfarkt, Brustenge (Angina pectoris), ein Schlaganfall, eine «Streifung» (die Folge einer kurzen Durchblutungsstörung) oder die Schaufensterkrankheit, auch periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) genannt.

Arteriosklerose: Illustration einer verstopften Arterie.

So entsteht Arteriosklerose

Bei Arteriosklerose verlieren die Gefässe an Elastizität. Sie werden härter und je nach Ausmass der Gefässwandablagerung auch enger. Dadurch fliesst weniger Blut hindurch. Im Volksmund spricht man oft von Arterienverkalkung. Das Blut enthält sowohl Kalk als auch bestimmte Blutfette (Cholesterin). Letztere sind an sich nichts Schlechtes, sondern notwendig für den Zellaufbau und die Bildung gewisser Hormone. Liefert das Blut jedoch zu viel Cholesterin, wird es gefährlich. Kalk und Blutfette setzen sich an den Gefässwänden fest. Sie bilden sogenannte Plaques: Arteriosklerose entsteht.

Wie kann man Arteriosklerose vorbeugen?

Je älter jemand ist, desto höher wird das Risiko für Arterienverkalkung und damit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies muss jedoch nicht in einem Herzinfarkt enden. Die Zivilisationskrankheit Arterienverkalkung lässt sich hinauszögern und in Schach halten, vorausgesetzt, Sie haben die Risikofaktoren im Griff. Dazu zählen:

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Bewegunsmangel
  • Ungesunde Ernährung

Verzichten Sie auf die Zigarette, bewegen Sie sich regelmässig und ernähren Sie sich ausgewogen, um Ihr Risiko tief zu halten. Falls Sie zu den Risikopatienten gehören, lassen Sie sich am besten vom Hausarzt untersuchen. Er erstellt ein Risikoprofil und unterstützt Sie dabei, Ihre persönlichen Risikofaktoren zu kontrollieren – zum Beispiel, indem er Ihre Cholesterinwerte überwacht und falls nötig, behandelt.

Ein Garant für gesunde Gefässe ist das allerdings nicht. «Arteriosklerose kann man mit jeder Figur haben», sagt Nicolas Gérard, Assistenzarzt Angiologie am KSB. Gefässverkalkung kann auch schlanke, junge Menschen treffen, wenn sie genetisch dazu veranlagt sind. Weitere Risikofaktoren, die sich unserem Zugriff entziehen, sind das Alter und das Geschlecht: Männer trifft es etwas häufiger als Frauen. Ziel der medikamentösen Therapie ist es, die Gefässverkalkung zu bremsen und schlimme Folgen wie (erneute) Schlaganfälle oder eine Beinamputation zu verhindern. Rückgängig machen lässt sich die Gefässverkalkung aber auch mit Medikamenten nicht vollständig. «Doch die Ablagerungen können unter Umständen schrumpfen», so Gérard. Zudem wirken Statine entzündungshemmend.

Arteriosklerose behandeln: Das sind die Optionen

Vorbeugen ist wie so oft das Beste. Doch selbst wenn Sie bereits Beschwerden haben, lässt sich Arteriosklerose behandeln – dies, indem Sie Ihren Cholesterinspiegel mit Bewegung und Ernährung senken. «Wenn dies nicht ausreicht oder wenn Patienten schon ein Ereignis, zum Beispiel einen Schlaganfall, hatten, kommen Medikamente ins Spiel», sagt Nicolas Gérard.

Statine und ihre Nebenwirkungen: Wie gefährlich sind sie wirklich?

Nicolas Gérard, Statine hatten vor einigen Jahren schlechte Presse. Warum?

Zum einen zweifelten Fachleute ihre Wirksamkeit an. Zum anderen überschätzten sie die Nebenwirkungen. Sie fürchteten zum Beispiel, dass der Körper durch die Therapie zu wenig LDL-Cholesterin produziert. Mittlerweile ist sich die Fachwelt einig, dass es durch die Medikamente nicht zu einem Cholesterinmangel kommt.

Haben Statine überhaupt Nebenwirkungen?

Ja, am wichtigsten sind einerseits Muskelbeschwerden, andererseits Leberentzündungen und ein leicht erhöhtes Diabetesrisiko.

Wie hoch ist das Risiko der Nebenwirkungen verglichen mit dem Risiko für einen Schlaganfall?

Statin erhöht die Überlebenschancen von Risikopatienten erheblich. Die Muskelbeschwerden sind gewöhnlich harmlos. Wir empfehlen deshalb, die höchste verträgliche Dosis zu nehmen.

Was tun Sie bei Nebenwirkungen, etwa Muskelbeschwerden?

Zunächst prüfen wir, ob sie mit dem Statin zusammenhängen: Wir setzen das Medikament ab oder reduzieren die Dosis. Wenn dies nicht hilft, wechseln wir das Präparat. Daneben muss mittels Blutentnahme eine der seltenen, gravierenden Muskelentzündungen ausgeschlossen werden.

Welche alternativen Wirkstoffe gibt es?

Bei uns zugelassen ist ein Medikament, das die Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung bremst. Dieses funktioniert gut zusammen mit Statinen. Allein nützt der Wirkstoff wenig, da unser Körper den Grossteil des Cholesterins selbst produziert und nur wenig über das Essen aufnimmt. Zudem gibt es Antikörpertherapien, die das «schlechte» Cholesterin (LDL-Cholesterin) im Blut stärker als Statine senken können. Sie sind relativ neu, teuer und nur für bestimmte Patienten gedacht: solche, die eine cholesterinsenkende Therapie brauchen, aber auf Statine in Kombination mit oben erwähntem Medikament nicht genügend ansprechen oder schwere Nebenwirkungen entwickeln.

Wie cholesterinsenkende Medikamente wirken

Statine senken den Cholesterinspiegel, indem sie die körpereigene Produktion von LDL-Cholesterin hemmen. Dieses entsteht in der Leber. Sie benötigt dazu ein bestimmtes Enzym. Statine fahren die Funktion des Enzyms herunter, sodass die Leber weniger Cholesterin produziert und damit weniger Cholesterin im Blut zirkuliert.

Angiologie am KSB

Leiden Sie unter der Schaufensterkrankheit? Ist zu befürchten, dass Gefässe zu Ihrem Gehirn oder Ihrem Bauch verengt sind? Die Angiologie des KSB verfügt über die Technologien, um Gefässe bildlich darzustellen. Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt überweisen.

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