Künstliches Implantat der Hüfte

Implantate: Mobil dank künstlicher Gelenke

Wenn ein Gelenk stark abgenutzt oder beschädigt ist, hilft ein künstlicher Ersatz. Die Implantate ersetzen das natürliche Gelenk zuverlässig und langfristig. Aber wie lange genau? Und wie fixieren Chirurgen die Metalle?

Es ist, als würden Chirurgen Jahr für Jahr der ganzen Badener Bevölkerung ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk verpassen. Zumindest sagt das die Statistik: Rund 20 000 Hüft- und Knieprothesen setzen orthopädische Chirurginnen und Chirurgen schweizweit jedes Jahr ein. Und das entspricht ziemlich genau der Einwohnerzahl von Baden. Dieser Gelenkersatz, in der Fachsprache Endoprothese genannt, verbessert häufig die Beweglichkeit, lindert die Schmerzen und steigert die Lebensqualität der Betroffenen.

Wir beantworten die häufigsten Fragen, die sich vor einem Eingriff stellen.

Woraus bestehen Implantate?

Künstliche Gelenke bestehen aus Metallen wie chirurgischem Stahl, Titan oder Kobalt sowie aus Keramik und Polyethylen. Polyethylene sind widerstandsfähige Kunststoffe. Ein Zusammenspiel dieser Materialien sorgt beispielsweise bei einer Knieprothese dafür, dass die Metallfläche des Implantats vom Oberschenkelknochen nicht direkt auf dem Schienbeinknochen aufliegt. Denn dazwischen liegt – anstelle der Menisken – eine Kunststoffscheibe, das sogenannte Polyethylen-Inlay. Ähnlich ist es bei Hüftgelenken. Dort gleitet ein Keramikkopf in der Hüftpfanne. Diese Kombination von Metall oder Keramik mit dem Kunststoff minimiert die Abnutzung und verlängert die Lebenszeit der Prothesen.

Übrigens: Die hochwertigen Materialien sorgen zwar für reibungslose Bewegung, machen sich aber auf der Waage bemerkbar. Denn eine Hüft- oder Knieprothese ist bis zu 300 Gramm schwerer als das natürliche Gelenk.

Welche Gelenke werden ersetzt?

Für beinahe jedes Gelenk gibt es einen künstlichen Ersatz. Am häufigsten werden Hüft- und Knieprothesen eingesetzt. Es gibt aber auch Implantate für die Schulter, das Sprunggelenk, den Ellenbogen oder die Finger.

Wie lange halten Implantate?

Eine Hüftprothese hat eine Lebensdauer von 15 bis 25 Jahren, eine Knieprothese wird nach 15 bis 20 Jahren ersetzt, eine Schulterprothese hält etwa 15 Jahre.

Die Lebensdauer eines Implantats hängt stark von dessen Belastung ab. Sportarten mit ruckartigen Stop-and-Go-Bewegungen führen zu einem grösseren Verschleiss und Abrieb der Materialien. Das wiederum begünstigt eine Lockerung des Gelenks. Allenfalls wird ein Prothesenwechsel nötig, eine sogenannte Revision. Diese Operationen sind meistens aufwändiger als die ursprüngliche OP, weil mit jedem künstlichen Gelenk gesunde Knochensubstanz verloren geht. Das Fixieren eines zweiten Implantats ist deshalb schwieriger.

Wie fixieren Chirurgen die Implantate?

Das ist abhängig von der Qualität der Knochen. Wenn diese gesund sind, klemmen die Chirurgen das Implantat im Knochen ein. Dieser wächst in die poröse Oberfläche des Implantats und fixiert es.

Wenn die Knochen nicht mehr ausreichend stabil sind, beispielsweise bei Osteoporose, wird das Implantat mit Zement befestigt.

Schrauben werden vor allem bei Knochenbrüchen verwendet, um stabilisierende Platten oder den Knochen selbst zu fixieren.

Was passiert, wenn sich ein Implantat löst?

Das ist abhängig von der Ursache für die Lockerung. Möglicherweise löst der Abrieb des Keramikkopfs eine Gewebereaktion aus, die zu einer Lockerung des Implantats führt. Dieser gelockerte Teil wird während einer Revisionsoperation ausgetauscht.

Aber auch eine Infektion im Gelenk kann die Prothese lockern. Dabei befallen Bakterien das Gewebe und das Implantat. In diesem Fall muss meistens das ganze Gelenk ersetzt werden.

Nicht zuletzt ist auch ein Knochenbruch ein möglicher Grund, dass sich das Implantat oder Teile davon lockern und ausgetauscht werden müssen.

Was ist dran an den Implantat-Skandalen?

Verunreinigte oder fehlerhafte Implantate sind immer wieder Thema in den Medien. So machten 2018 die «Implant-Files» Schlagzeilen. Dabei ging es vor allem um Missstände bei der Zulassung von Medizinprodukten wie Implantaten.

In der Schweiz führt die Schweizerische Stiftung zur Qualitätssicherung in der Implantationsmedizin SIRIS ein Register. Darin sind alle Patientinnen und Patienten mit Hüft- und Knieprothesen vermerkt. Das hilft, in einem Schadensfall Betroffene schnell zu identifizieren und wenn nötig Massnahmen zu ergreifen.

Insgesamt sind solche Vorfälle aber sehr selten.

Bin ich mit einem Implantat genauso beweglich wie vor der OP?

Wie beweglich ein künstliches Gelenk ist, hängt davon ab, wie beweglich die Patientin oder der Patient vor dem Eingriff war. Ebenso spielt die Ursache für die Operation eine Rolle.

In vielen Fällen ist Arthrose der Grund für ein Implantat. Patienten sind nach einer Operation meistens beweglicher als zuvor.

Wie lange dauert die Rehabilitation?

Bei Hüft- und Knieprothesen dauert die Reha rund sechs Wochen. Während dieser Zeit erholen sich die Muskeln vom Eingriff und geben dem künstlichen Gelenk mehr und mehr Halt. Nach etwa drei Monaten sind schonende Sportarten wie Walking, Radfahren und Tanzen möglich.

Eine Schulterprothese ist nach etwa drei Monaten alltäglichen Bewegungen gewachsen.

Welche Sportarten sind mit einem künstlichen Gelenk noch möglich?

Möglich ist nahezu alles – empfohlen aber nicht. Denn starke Belastungen begünstigen eine frühere Lockerung des Gelenks. Gut eignen sich:

  • Spaziergänge, Walking
  • Velofahren
  • Schwimmen (am besten mit Kraulbeinschlag)
  • Tanzen

Besser verzichten sollten Personen mit einem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk auf:

  • Joggen
  • Tennis, Squash
  • Fussball
  • Kampfsport

Implantate am KSB

Leiden Sie an Gelenkschmerzen? Wenden Sie sich an die Klinik für Orthopädie und Traumatologie am KSB. Die Spezialisten helfen Ihnen gerne weiter.

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