Ein Arzt renkt die ausgekugelte Schulter einer Patientin wieder ein.

Schulterluxation: Selbst einrenken oder zum Arzt?

Wer sich die Schulter ausgekugelt hat, mag versucht sein, sie selbst wieder einzurenken. Meist ist das keine gute Idee, weiss Karim Eid, Chefarzt Orthopädie am KSB. Doch die Ausnahme bestätigt die Regel.

«Eine Schulterluxation tut höllisch weh», sagt Karim Eid, Cheforthopäde am KSB. Schmerzen sind das eine Symptom einer ausgekugelten Schulter. Das andere: Immobilität. Denn der Oberarmkopf ist aus der Gelenkspfanne gesprungen – also «luxiert» – und drückt von aussen auf das Gelenk. Aus dieser Position lässt er sich praktisch nicht bewegen.

Das passiert bei einer Schulterluxation

Wenn die Schulter luxiert, springt das obere Ende des Oberarmknochens aus der Schultergelenkspfanne. In 95 Prozent der Fälle nach vorne unten, selten nach hinten. Häufig luxiert die Schulter, wenn sich Patienten bei einem Sturz abstützen wollen. Oder aber bei Hebelwirkungen in Sportarten wie Handball, Basketball oder Windsurfen. Ist der Oberarmkopf aus dem Schultergelenk gesprungen, lässt sich der Arm fast nicht mehr bewegen.

«Mit einer Schulterluxation geht man am besten zum Arzt», sagt Eid. Denn die Spezialisten wissen, wie der Oberarmkopf möglichst schonend den Weg zurück ins Gelenk findet. Nach Möglichkeit sollten Patienten möglichst schnell in den Notfall, um die Schulter einzurenken.

Porträt Karim Eid
«Mit einer Schulterluxation geht man am besten zum Arzt.»
Karim Eid, Chefarzt Klinik für Orthopädie und Traumatologie

Denn je länger man damit wartet, desto stärker versteift sich die Auskugelung. Und desto schwieriger wird das Einkugeln, die sogenannte Reposition.

Schulter selbst einrenken nach der Matter-Methode

Wenn die Umstände aber keinen Spitalbesuch innert nützlicher Frist erlauben, empfiehlt Karim Eid die Methode nach Matter: «Manchen Leuten gelingt es, die Schulter mit der Matter-Methode selbst wieder einzurenken.» Dazu setzt man sich hin und verschränkt die Hände vor dem Knie auf der Seite der Luxation. Dann lehnt man sich langsam zurück und legt den Kopf in den Nacken. Das Ziel ist, dass die ausgekugelte Schulter ins Gelenk zurückspringt. Allerdings gibt es für diese Methode keine Erfolgsgarantie.

Nach einer Auskugelung sollten Patienten die Schulter drei Wochen lang schonen und vorerst auf Physiotherapie verzichten. Dann kann man langsam anfangen, sie vorsichtig zu bewegen. Auf sportliche Aktivitäten sollten Patienten laut Karim Eid etwa drei Monate lang verzichten.

Ursachen für die Luxation

Damit der Oberarmkopf aus der Gelenkspfanne springt, braucht es in den meisten Fällen eine Hebelwirkung. Diese entsteht zum Beispiel, wenn man sich bei einem Sturz mit Hand oder Arm abstützen will. Oder aber, wenn der Arm in einer schwungvollen Bewegung plötzlich blockiert wird, wie das etwa beim Handball häufig geschieht. «Eine weitere Ursache für die Schulterluxation ist die Hyperlaxizität», sagt Karim Eid. Menschen mit dieser Eigenschaft haben von Natur aus elastischere Bänder. Häufig können sie auch die Finger oder das Handgelenk bis nach ganz hinten durchbeugen.

Gegen beides ist man relativ machtlos. Eid sagt: «Wenn man stürzt, ist es nun mal natürlich, sich reflexartig abzufangen.» Deshalb ist es besonders schwierig, einer Schulterluxation vorzubeugen.

Fragen an Karim Eid

Haben Sie sich selbst schon einmal eine Schulter ausgekugelt?

Ja, tatsächlich! Als ich etwa 22 war, hielt bei einem Handballmatch ein Gegner mitten in der Wurfbewegung meinen Arm fest. Die Hebelwirkung brachte meinen Oberarmknochen dazu, aus der Gelenkspfanne heraus- und gleich wieder hineinzuspringen. Erst Jahre später bemerkte ich auf einem Röntgenbild die Anzeichen dafür, dass meine Schulter damals kurz ausgekugelt gewesen war. Im Moment hatte ich einfach grosse Schmerzen.

Soll man eine ausgekugelte Schulter operieren?

Das ist eine Frage, die man im Einzelfall klären muss. Manchmal ist die Operation der geeignete Weg, manchmal eher nicht. Grundsätzlich rate ich jungen, sportlichen Patienten eher zur OP als älteren.

Welcher Patient ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Ich hatte mal einen Patienten, der nach sechzig, siebzig Luxationen immer noch keine Operation wollte. Als er mir in der Sprechstunde eine Bewegung vorzeigen wollte, sprang seine Schulter prompt aus dem Gelenk. Unbeirrt legte er die Schulter über die Stuhllehne und renkte sie deutlich hörbar wieder ein. Seine Meinung bezüglich OP änderte er nicht. Es gibt aber auch das Gegenteil: Kürzlich berichtete mir ein Kletterer, den ich operiert hatte, dass er beim Sport überhaupt nicht mehr eingeschränkt sei und alle Bewegungen machen könne. Das freut mich natürlich.

OP bei der Schulterluxation

«Wiederholte Luxationen vergrössern das Risiko einer Schulterarthrose», warnt Karim Eid. Deshalb erwägt der Orthopäde in einigen Fällen eine Operation. Damit senkt er das Risiko, dass die Schulter erneut luxiert. Eid führt in den allermeisten Fällen die OP nach Latarjet durch. Dabei entnimmt er der Schulter ein kleines Knochenstück und setzt es wie eine Barriere an die Stelle der Gelenkkapsel, wo der Oberarmkopf herausspringen könnte. So blockiert er die Auskugelung.

Haben Sie schon einmal eine Schulter ausgekugelt?

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