Hände einer alten Frau von oben.

Mit 82 das Karpaltunnelsyndrom operiert

Anne-Marie Aepli hat sich mit 82 Jahren das Karpaltunnelsyndrom operieren lassen: erst an der rechten Hand mit der klassischen Regionalanästhesie, danach an der linken mit der WALANT-Anästhesie. Welches Verfahren sie bevorzugte, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Eigentlich war Anne-Marie Aepli im März 2021 wegen ihres Herzens im Kantonsspital Baden. Doch dieser Termin wurde zum Auftakt ihrer Handtherapie: Denn ausgerechnet in jenen Tagen wurde das Kribbeln in den Fingern unerträglich, «richtig eklig», wie die 82-Jährige es ausdrückt. Das Taubheitsgefühl hatte sie schon länger geplagt. Nun kamen auch noch Schmerzen im Arm hinzu. Aepli vermutete deshalb ein Problem mit dem Herzen. Tatsächlich kann das Kribbeln unterschiedlichste Ursachen haben. KSB-Neurologe Alexander Tarnutzer diagnostizierte schliesslich ein Karpaltunnelsyndrom. Würde eine OP nötig sein?

Karpaltunnelsyndrom-OP mit klassischer Regionalanästhesie

Mit dieser Frage erschien Anne-Marie Aepli zur ersten Konsultation beim Handchirurgen Patrik Schmid. Er riet ihr zu einer Operation beider Hände. Diese würde dem Kribbeln ein Ende setzen. Die ehemalige Psychologin – sie hatte noch bis vor drei Jahren ihre eigene Praxis geführt – willigte ein. Schliesslich hatte sie noch einiges vor, obwohl sie nicht mehr praktiziert. Zum Beispiel wollte sie ihre Praxis samt umfangreicher Bibliothek räumen – ein unmögliches Unterfangen mit schmerzenden Händen.

Als Erstes war die rechte Hand dran. Sie war stärker betroffen als die linke. Beim ambulanten Eingriff wurde eine klassische Regionalanästhesie durchgeführt. Damit die Wunde nicht blutet, presst der Arzt dabei mit einer Art Gummiverband das Blut aus dem Arm – «den Arm auswickeln» nennen Mediziner diesen Vorgang. Dazu kommt eine Blutsperre am Oberarm. Beides fand die Patientin äusserst unangenehm.

Dank Adrenalin blutet die Wunde weniger

Auf das Armauswickeln wollte Aepli bei der zweiten OP daher gerne verzichten. Gab es eine Alternative? Ja, meinte Patrik Schmid, die WALANT-Anästhesietechnik (Wide Awake Local Anaesthesia, No Tourniquet). Dabei ist keine Blutsperre nötig. «Wir mischen dem Betäubungsmittel Adrenalin bei. Das zieht die Blutgefässe zusammen. So blutet die Wunde weniger», erklärt er. Das klinge gut, fand Aepli. Sie entschied sich, das Karpaltunnelsyndrom an der zweiten Hand mit der WALANT-Technik operieren zu lassen.

Schlank, schnell, unkompliziert: Die Vorteile der WALANT-Anästhesie

Es gibt sie schon seit längerem, doch jetzt kommt sie wieder auf: die WALANT-Anästhesie. Aufwand und Zeitbedarf sind geringer als bei der klassischen Regionalanästhesie. Das sind die Vorteile im Detail:

  • Der Patient darf vor der OP essen und trinken
  • Er kann nach der OP sofort wieder nach Hause
  • Nur die Hand wird betäubt – der Patient kann seinen Arm stets spüren und bewegen
  • Keine Blutsperre und dadurch kein schmerzhafter Druck am Arm
  • Spitalkleidung ist für die OP nicht nötig
  • Die Vorbesprechung mit dem Anästhesisten entfällt; der operierende Arzt setzt die Betäubungsspritze selbst

Am Operationstag reiste Anne-Marie Aepli nach dem Frühstück ans KSB. Auch das ein Vorteil der WALANT-Anästhesie – sie brauchte nicht nüchtern anzutreten. Zudem durfte sie ihre Alltagskleidung anbehalten und musste nur einen OP-Kittel überziehen. Ein bisschen nervös war sie: «Ich war gespannt, wie es sein würde, ohne Anästhesisten.» Anders als bei der klassischen Regionalanästhesie betäubt der Handchirurg die Hand bei der WALANT-Technik selbst. Ober- und unterhalb des Handgelenks setzte Patrik Schmid eine Spritze. «Die spürte ich schon», berichtet Anne-Marie Aepli direkt nach der Operation. Sie sitzt jetzt in einem Ruheraum und bekommt einen Kaffee serviert.

Während der Karpaltunnelsyndrom-OP mit der Pflegerin geplaudert

Ansonsten habe sie keine Schmerzen gespürt. Nach der Spritze hiess es warten, etwa eine Dreiviertelstunde. So lange dauert es ungefähr, bis die lokale Betäubung wirkt. Die OP selbst war in einer Viertelstunde vorüber. Die Patientin bekam davon wenig mit. Eine Pflegerin unterhielt sich mit ihr, während der Handchirurg arbeitete. Das hält die ehemalige Psychologin für ein geschicktes Manöver: «Das Gespräch lenkte mich ab vom operativen Geschehen.»

«Ich war gespannt wie es sein würde, ohne Anästhesisten.»
Annemarie Aepli, Patientin der Handchirurgie am KSB

Eine solche Konversation wäre während der ersten OP nicht möglich gewesen. «Da war ich von vielen Leuten umgeben», erinnert sich die Patientin, «dem Chirurgen, dem Anästhesisten und Pflegefachfrauen.» Umso mehr schätzte sie die Ruhe bei der zweiten Operation.

Das Telefon klingelt. Aeplis Bekannte sei da, um sie nach Hause zu fahren, meldet eine Pflegefachfrau. Nach etwa zweieinhalb Stunden kann die Patientin das Spital bereits verlassen. In sechs Wochen wird sie zur Nachkontrolle zurückkehren. Wenn alles gut ist, wird sie das Thema Karpaltunnelsyndrom nicht mehr beschäftigen. Der Räumung der Fachbibliothek sollte also nichts mehr im Weg stehen. Und sie wird ohne Handbeschwerden ihre Praxis räumen.

Handchirurgie am KSB

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