Illustration von Myomen der Gebärmutter

Sonata-Methode: Myome entfernen ohne Operation

Myome sind gutartige Tumore der Muskulatur der Gebärmutter. Um sie loszuwerden, mussten sich Frauen bisher unters Messer legen. Dank der neuen Sonata-Methode erübrigt sich nun eine grössere Operation meistens.

Ähnlich wie eine Operation, aber ganz ohne Schnitt und Narben. Was sich anhört wie Zauberei, ist die Sonata-Behandlung für Myome. Die gutartigen, aber unangenehmen Gewächse in der Gebärmutter kommen häufig vor: Ab 40 Jahren findet man Myome der Gebärmutter bei fast jeder zweiten Frau. Oft machen Myome keine Beschwerden und sind Zufallsbefunde. Aber je nach Lage und Grösse verursachen sie Symptome wie eine starke Menstruation und Schmerzen. Kleinere Tumore behandelte man bis anhin mit Medikamenten. Grössere erforderten oft eine Operation per Bauchspiegelung oder gar Bauchschnitt. Das ist nun in vielen Fällen nicht mehr nötig: Das Kantonsspital Baden bietet als eines von nur sechs Spitälern in der Schweiz die innovative Sonata-Methode an. Sie kommt ganz ohne Schnitt aus.

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Myome in wenigen Minuten behandeln

Bei der neuen Behandlung spielen Ultraschall und Hitze zusammen. Martin Heubner, Chefarzt für Gynäkologie, erklärt, wie sie funktioniert: «Über die Scheide führen wir eine kleine Ultraschallsonde in die Gebärmutter ein. Via Monitor suchen wir das Organ dann nach den Myomen ab.» Sobald Heubner eines entdeckt, fährt er per Knopfdruck feine Nadelelektroden aus der Sonde aus und platziert diese direkt im Myom. «Über die Nadeln gelangt hochfrequenter elektrischer Strom ins Gewebe. Dieses wird dadurch erhitzt und stirbt ab. Die Zellen werden praktisch verkocht.»

Portraitbild Martin Heubner, Chefarzt Gynäkologie
«Bei einer normalen Operation folgt immer eine Schonzeit. Diese fällt mit Sonata komplett weg.»
Martin Heubner, Chefarzt für Gynäkologie

In den nächsten Monaten schrumpft das Myom infolge des abgestorbenen Gewebes. «Nach einigen Wochen folgt die erste Nachkontrolle. Häufig bessern sich Blutungsstörungen sehr schnell nach dem Eingriff. Die Grösse der Myome ist bei der ersten Kontrolle zwar oft noch unverändert. In den folgenden Wochen und Monaten verkleinern sie sich dann aber meistens deutlich», sagt Heubner. Bei etwa 90 Prozent der Frauen lindere die Sonata-Methode die Symptome bereits so gut, dass keine weiteren Massnahmen mehr nötig seien, sagt der Gynäkologe. Andernfalls kann man die Behandlung mit Sonata wiederholen oder auf eine andere Therapie ausweichen.

Myome natürlich behandeln – geht das?

Dr. Google weiss selbstverständlich auch bei dieser Frage Rat. Diverse Quellen empfehlen eine angepasste Ernährung. Lebensmittel, die pflanzliches Östrogen enthalten, beeinflussen den Hormonspiegel. So stoppten sie das Wachstum der Tumore oder brächten sie gar zum Verschwinden, heisst es. Dazu zählen etwa Soja und ölhaltige Samen wie Sesam oder Vollkorngetreide. Martin Heubner sieht das kritisch: «Obwohl es gutartige Tumore sind, sollten Frauen sie ernst nehmen. In einem Anfangsstadium können Frauen unter ärztlicher Aufsicht so einen Versuch starten. Aber wenn sich keine Verbesserung zeigt, empfehle ich dringend eine medizinische Behandlung. Die Datenlage zu solchen Eigentherapieversuchen ist leider nicht besonders gut.»

Die Sonata-Methode bringt viele Vorteile

Für die Therapie mit der Sonata-Methode ist eine Teil- oder Vollnarkose nötig. Das ist aber schon das Einzige, was sie mit einer normalen Operation gemeinsam hat, denn: Die Frauen verlieren kein Blut. Pro Myom benötigen die Spezialisten nur knapp zehn Minuten. Gleich nach dem Eingriff sind die Frauen wieder auf den Beinen. Martin Heubner: «Bei einer normalen Operation folgt immer eine Schonzeit. Diese fällt mit Sonata komplett weg.» So dürfen sich die Patientinnen sofort wieder körperlich belasten und sogar Sport treiben. Schmerzen sind nach der Behandlung selten.

Risiken und Grenzen der Behandlung

Die Methode kommt zudem fast ohne Risiken aus. Allergische Reaktionen auf Produktmaterialien sind ebenso möglich wie Blutungen oder Hautverbrennungen. «Ich habe aber bei keiner meiner Patientinnen bisher etwas Derartiges beobachtet», sagt Heubner. Dass sich die Behandlung negativ auf künftige Schwangerschaften auswirke, erscheine nach aktuellem Kenntnisstand unwahrscheinlich. Es gebe immer mehr Berichte von Patientinnen, die nach der Sonata-Behandlung eine problemlose Schwangerschaft und Geburt erlebten. Sowohl die Gebärmutterschleimhaut als auch die Gebärmutterwand werden bei dieser Methode besser geschont als bei klassischen Operationsverfahren. Deshalb sind Nebenwirkungen wie Infektionen entsprechend unwahrscheinlich.

So behandeln Ärzte Myome in der Gebärmutter

Für Myome greifen Gynäkologen nebst der Sonata-Methode auf weitere Behandlungsmöglichkeiten zurück. Diese Übersicht zeigt die Vor- und Nachteile der anderen Therapien und erklärt, wann sie zum Einsatz kommen und wann sie ungeeignet sind.

Medikamente

Tabletten mit Hormonen – zum Beispiel die klassische «Pille» – regulieren die Menstruation. Auch eine Hormonspirale hilft, Blutungsprobleme zu lindern. Ebenfalls tragen sogenannte Gerinnungsaktivatoren zu einer schwächeren Periodenblutung mit weniger Blutverlust bei.

Vorteil: sanfte Methode, Gebärmutter bleibt intakt, Schwangerschaft im weiteren Verlauf möglich.
Nachteil: funktioniert nicht immer, Grösse der Myome ändert sich normalerweise nicht massgeblich, eignet sich aufgrund von Risiken und Nebenwirkungen (zum Beispiel Thrombose) nicht für alle Patientinnen.
Geeignet bei: Myomen mit Blutungsstörungen.
Ungeeignet bei: grossen Myomen mit Druckbeschwerden.

Embolisation

Über die Gebärmutterarterie führt der Radiologe einen Katheter ein. Er spritzt feine Kunststoffkügelchen in die Blutgefässe, die das Myom mit Blut versorgen. Die Kügelchen verstopfen die Versorgung des Myoms, es stirbt ab.

Vorteil: sanfte Methode, Gebärmutter bleibt intakt. Myome schrumpfen innerhalb des ersten Jahres nach der Behandlung, Blutungsstörungen bessern sich recht schnell.
Nachteil: Weil diese Methode die Durchblutung der Gebärmutter beeinträchtigt, raten Ärzte anschliessend von einer Schwangerschaft ab. Vor allem bei jungen Patientinnen ist ein erneutes Wachstum mit Notwendigkeit einer erneuten Therapie relativ häufig.
Geeignet bei: Patientinnen, die eine Operation vermeiden wollen.
Ungeeignet bei: sehr jungen Patientinnen, Kinderwunsch, sogenannten gestielten Myomen.

Ausschälung

Bei der Ausschälung (Myomenukleation) werden die Myome mittels einer Gebärmutterspiegelung oder einer Bauchspiegelung (selten per Bauchschnitt) aus der Gebärmutter ausgeschält.

Vorteil: Schwangerschaft möglich, allgemeine Operationsrisiken sind bei minimalinvasiven Verfahren gering.
Nachteil: Es können sich im weiteren Verlauf neue Myome bilden, allgemeine Operationsrisiken (gering, insbesondere bei minimalinvasiven Verfahren).
Geeignet bei: jungen Patientinnen mit Kinderwunsch, dringendem Wunsch nach Organerhalt.

Gebärmutterentfernung

Bei der Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) wird die Gebärmutter operativ entfernt.

Vorteil: Mit der Gebärmutter sind auch die Myome weg, die Gefahr von neuen Myomen ist praktisch null. Blutungsstörungen sind definitiv kein Thema mehr. Allgemeine Operationsrisiken sind bei minimalinvasiven Verfahren gering.
Nachteil: Schwangerschaft unmöglich, allgemeine Operationsrisiken (sind bei minimalinvasiven Verfahren gering). Selbst sehr grosse Gebärmütter werden am KSB mittels Bauchspiegelung (Schlüssellochtechnik) entfernt.
Geeignet bei: starken Beschwerden, Scheitern anderer Massnahmen, Wunsch nach definitiver Lösung.
Ungeeignet bei: Kinderwunsch.

Sonata-Methode bei Myomen am KSB

Leiden Sie unter einer starken und langen Menstruation? Oder wissen Sie bereits von Ihren Myomen und sind auf der Suche nach der passenden Behandlung? Die Experten des KSB beraten Sie gerne zu den verschiedenen Möglichkeiten.

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