«Bin ich schwanger?»: So funktioniert ein Schwangerschaftstest
Ob gewollt oder ungewollt: Kommt eine mögliche Schwangerschaft in Frage, bietet sich ein Schwangerschaftstest an. KSB-Gynäkologin Franziska Lenz erklärt, worauf es bei einem solchen Test ankommt und was es zu beachten gilt.
Es gibt kaum einen Test, der ähnlich grosse Auswirkungen auf den weiteren Verlauf mehrerer Leben hat wie der Schwangerschaftstest. Entscheidend ist dabei die Perspektive der getesteten Person und von deren intimstem Umfeld. Denn auf einen Schwangerschaftstest – egal, wie er ausfällt – gibt es grob zusammengefasst zwei fundamental unterschiedliche Reaktionen: Ist der Test positiv, ist die Freude bei Menschen mit Kinderwunsch natürlich gross. Falls aber andere Umstände wie ungenügende oder gar fehlende Verhütungsbemühungen überhaupt erst zu einem positiven Test führen, macht sich wohl nur in den seltensten Fällen Erleichterung breit. Genau umgekehrt verhält sich die Gemütslage bei den beteiligten Personen, wenn der Test negativ ausfällt. Aber wie genau funktioniert ein Schwangerschaftstest, und ab wann ist eine Schwangerschaft überhaupt nachweisbar? Welche Tests sind zuverlässig, und was taugen Schnelltests aus dem Snackautomaten? KSB-Gynäkologin Franziska Lenz liefert anhand von möglichen Fragen die wichtigsten Antworten.
Die Schwangerschaftsanzeichen
Es gibt viele erste Anzeichen, die auf eine Schwangerschaft hindeuten könnten. Häufige Übelkeit gehört dazu. Allerdings, lieber Markus, heisst das noch lange nicht, dass deine Frau schwanger ist. Die Frage ist in erster Linie, ob weitere Symptome feststellbar sind. Das Ausbleiben der Menstruation, Brustspannen, Müdigkeit oder häufigeres Wasserlösen sind ebenfalls Anzeichen, die im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft stehen können. Ein Schwangerschaftstest zum richtigen Zeitpunkt schafft Klarheit. Wenn deine Frau nicht schwanger ist, aber weiterhin unter starker Übelkeit leidet, sollte sie sich unbedingt untersuchen lassen.
Der Testzeitpunkt
Liebe Samantha, bevor ich deine Frage beantworte, möchte ich kurz das Thema Verhütung ansprechen, da beim ungeschützten Geschlechtsverkehr auch Krankheiten übertragen werden können. Deshalb ist die Verhütung – gerade, wenn es scheinbar «zufällig» zum Sex kommt – doppelt wichtig. Zu deiner Frage: Ein Schwangerschaftstest macht ab etwa 14 Tagen nach der möglichen Befruchtung Sinn. In über 95 Prozent der Fälle ist eine Schwangerschaft also am ersten Tag der ausgebliebenen Menstruation nachweisbar. Bei einem zu frühen Test kann die Hormonkonzentration im Urin die Nachweisgrenze unterschreiten. Die Folge ist ein falsch negatives Ergebnis. Bleibt die Menstruation aber weiterhin aus, sollte der Test nach einer Woche wiederholt werden.
Das Testverfahren
Bei einem Schwangerschaftstest, liebe Lena, geht es um den Nachweis des Schwangerschaftshormons Humanes Choriongonadotropin, kurz HCG. Dieses kann im Urin oder im Blut nachgewiesen werden. Ein Urintest ist durchaus zuverlässig und ohne grossen Aufwand zu Hause durchführbar. Dabei wird der Teststreifen einige Sekunden in den Urinstrahl gehalten oder in den gesammelten Urin getunkt. Ist das Schwangerschaftshormon im Urin enthalten, kommt es zu einer immunologischen Reaktion auf dem Teststreifen. Der Bluttest ist etwas aufwendiger und erfordert einen Besuch bei deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin. Mit beiden Methoden kann eine Schwangerschaft noch vor einer Ultraschalluntersuchung bestätigt werden.
Schwangerschaftstest: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die beste Tageszeit für einen Schwangerschafts-Frühtest zu Hause ist der Morgen. Dann ist der HCG-Spiegel (humanes Choriongonadotropin) im Urin am höchsten. Manche Hersteller empfehlen, den Teststreifen direkt in den Urinstrahl zu halten. Hier ist die – hygienischere und zuverlässigere – Anleitung für einen Test, bei dem Sie den Urin in einem Glas auffangen.
- Einen Behälter (sauberes Glas oder Becher) bereithalten
- In den Behälter pinkeln
- Die Hände waschen
- Den Test aus der Packung nehmen und sofort für einige Sekunden in den Urin halten
- Das Testergebnis ablesen: Bei einem positiven Test erscheinen zwei Streifen – der Teststreifen und der Kontrollstreifen. Bei einem negativen Test erscheint nur der Kontrollstreifen. Bei einem ungültigen Test ist kein Streifen sichtbar.
- Den Schwangerschaftstest entsorgen
Die Verkaufsstellen
Mach dir keine Sorgen, lieber Viktor. Schwangerschaftsschnelltests sind frei verkäuflich in jeder Apotheke, in Drogeriemärkten, im Versandhandel oder sogar an Snackautomaten erhältlich. Letztere Möglichkeit hat den Vorteil, dass du den Test anonym kaufen kannst und bei einer vermuteten Schwangerschaft rasch Gewissheit hast. Zugelassene Tests sind grundsätzlich zuverlässig, sofern sie korrekt angewendet werden. Das heisst aber auch, dass bei zu früher Testung möglicherweise ein falsch negatives Resultat vorliegt.
Der Testpreis
Liebe Anna, herkömmliche Strichtests sind relativ günstig und ab etwa zehn Franken erhältlich. Digitaltests hingegen sind etwas teurer. Es gibt sie in der Apotheke und in der Drogerie ab zirka zwanzig Franken.
Der Arztbesuch
Liebe Simona, der Nachweis eines Embryos im Ultraschall kann bei guten Ultraschallbedingungen frühestens ab der 6. Schwangerschaftswoche erbracht werden. Ein Besuch bei deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen ist also vorerst nur nötig, wenn gewisse Symptome auftreten. Das können vaginale Blutungen sein, Unterbauchschmerzen oder die Vorgeschichte einer Eileiterschwangerschaft. Grundsätzlich aber geht es spätestens jetzt darum, die Risikofaktoren für eine Schwangerschaft zu minimieren. Solche Faktoren sind beispielsweise ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und auch Stress. In der Frühschwangerschaft, idealerweise bereits vor der Befruchtung, ist zudem die Einnahme eines Folsäurepräparats empfohlen. Bei Einnahme von verschreibungspflichtigen oder gar fruchtschädigenden Medikamenten sollte eine Beratung beim Frauenarzt frühzeitig, am besten bereits vor Eintritt der Schwangerschaft, erwogen werden. Solltest du dich diesbezüglich unsicher fühlen oder Fragen haben, kannst du dich natürlich jederzeit an eine Fachperson wenden.
Der Fehltest
Es gibt tatsächlich Situationen, liebe Mira, in denen falsch positive Resultate vorliegen. Beispielsweise bei einer fehlenden Weiterentwicklung einer Frühschwangerschaft in den ersten Tagen nach der Befruchtung. In einem solchen Fall kann ein positives Testresultat angezeigt werden, das später nicht mehr nachweisbar ist. Sehr selten können auch Medikamente oder Tumorerkrankungen ein positives Testergebnis bewirken, ohne dass eine Schwangerschaft vorliegt. Falls du gerne schwanger werden möchtest und es einfach nicht klappen will, empfehle ich dir eine Vorstellung in einer gynäkologischen Sprechstunde. Je nach Alter und Situation ist auch ein Besuch im Kinderwunschzentrum Baden sinnvoll.
Die Anlaufstellen
Lieber Fabio, danke, dass du dich meldest. Das Wichtigste ist nun, ruhig zu bleiben. Denn auch wenn deine Freundin tatsächlich und unerwünscht schwanger ist, lassen wir euch nicht allein. Ich empfehle in eurem Fall eine frühzeitige Vorstellung in der Konfliktschwangerschafts-Sprechstunde zur Beratung und Bestätigung der Schwangerschaft. Bei einer ungeplanten Schwangerschaft wird häufig reflexartig an einen Abbruch gedacht. Ein solcher Schritt sollte aber gut überlegt sein. In einem eingehenden Beratungsgespräch erhaltet ihr den Leitfaden für weitere Beratungs- und Hilfsangebote. Auch über einen allfälligen Schwangerschaftsabbruch werdet ihr informiert. Zudem wird das Thema einer Adoption behandelt. Ein medikamentöser Abbruch ist bis zum 49. Tag nach der letzten Menstruation möglich. Für welchen Weg ihr euch auch entscheidet, eine professionelle Beratung und Begleitung ist sehr wichtig.
Von Fröschen und Getreidesamen: «Schwangerschaftstests» zu Ururgrosis Zeiten
Noch vor 100 Jahren gab es keine zuverlässigen Verfahren, eine Schwangerschaft nachzuweisen. Eine historische Methode war, den Urin von potenziellen Schwangeren über Getreidesamen zu giessen. Keimten die Samen, ging man von einer Schwangerschaft aus, was aus heutiger Sicht eher mit Aberglauben als mit medizinischem Wissen zu tun hat. In den 1930er-Jahren injizierten britische Forscher den Urin von Frauen in weibliche Krallenfrösche. Waren die Probandinnen schwanger, so laichten die Frösche nach einem Tag. Dieser Froschtest galt bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zum Schwangerschaftsnachweis.
Gynäkologie am KSB
Von Verhütung über Schwangerschaft bis zu Brustthemen und Vorsorgeuntersuchungen: In der KSB-Abteilung Gynäkologie stehen Gesundheit und Wohl der Frau in allen Lebensabschnitten im Zentrum. Unsere Expertinnen und Experten analysieren Ihre Situation nach neustem Stand medizinischer Erkenntnisse und Technik und helfen Ihnen gerne weiter.
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