Seitliche Röntgen-Aufnahme eines Fusses mit Knick-Senkfuss.

Knick-Senkfuss: Unterschätztes Problem

Knick-Senkfüsse sind häufig. Aber ebenso häufig werden sie unterschätzt. Warum Sie die Schmerzen ernst nehmen sollten, weshalb aber Senkfüsse bei Kindern fast normal sind, erklärt KSB-Fusschirurg Christopher Lenz. Und Physiotherapeut Uwe Hallmann nennt Übungen, die gesunde Füsse stärken.

Am Anfang bemerkt man meist nichts. Doch irgendwann schmerzt es beim Spaziergang oder Einkaufsbummel in den Füssen. Die Beine ermüden schnell. Oder die Fussknöchel schwellen an und schmerzen. Grund kann ein Knick-Senkfuss sein. Er zählt zu den häufigsten Fehlstellungen der Füsse.

Dennoch gehen viele Patienten erst zum Arzt, wenn das Problem weit fortgeschritten ist. «Ein Knick-Senkfuss entsteht oft über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Zum Beispiel aufgrund einer familiär bedingten Bindegewebs- oder Muskelschwäche oder einer Überlastung der Sehnen», sagt Fusschirurg Christopher Lenz. Der Oberarzt am Kantonsspital Baden sieht dann häufig Patienten mit deutlich ausgeprägter Fehlstellung und starken Schmerzen.

Knickfuss wegen zu schwacher Muskulatur

Wenn die Muskulatur zu schwach ist, um das Quer- und Längsgewölbe des Fusses zu stabilisieren, dann sinkt das Skelett des Fusses ab. Es kommt zum sogenannten Senkfuss. Meist tritt er in Verbindung mit einem Knickfuss auf. Beim Knickfuss sind die Fersen nach innen geknickt, sodass der Knöchel auf der Innenseite deutlich hervorsteht. Bei Kindern bestehen zudem häufig X-Beine.

Nicht immer muss ein Knickfuss Anlass zur Sorge geben. So ist es bei Kindern ganz normal, dass sie zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr leichte Knick-Senkfüsse entwickeln. Dies ist in den meisten Fällen keine krankhafte Veränderung.

Mit Einlagen und Übungen den Knick-Senkfuss korrigieren

«Bei der Behandlung des Knick-Senkfusses setzen wir zunächst auf konservative Massnahmen», sagt Lenz. «Zum einen hilft oft schon das Tragen von passgenauen Einlagen in den Schuhen. Diese passen wir zusammen mit unserem Technikerteam von Balgrist PartnerOrtho an.» Die Orthopädietechniker arbeiten auf dem gleichen Stockwerk wie die Fusschirurgie im Partnerhaus des KSB.

Diese Übungen halten gesunde Füsse fit

Wenn Ihr Fuss schmerzt, sollten Sie nicht auf eigene Faust Kräftigungs- und Dehnungsübungen machen. Physiotherapeut Uwe Hallmann mahnt: «Es ist zentral, zuerst die Ursache für die Beschwerden zu klären. Schlimmstenfalls schädigt man den Fuss mit den Übungen sonst zusätzlich, weil der Körper die Bewegung nicht gewohnt ist. Wir nennen das Belastungsschädigung.» Denn die Ursachen für die Schmerzen sind vielfältig: Vielleicht ist es eine Fehlstellung des Knochens, vielleicht ist die Sehne gereizt oder sind die Faszien überlastet. «Und auch wenn man von aussen sieht, dass das Fussgewölbe gesenkt ist, ist dieser Senkfuss nicht zwingend der Grund für die Schmerzen.»

Folgende Übungen empfiehlt Uwe Hallmann zum Training der Füsse, wenn sie keine Beschwerden verursachen. Sie stärken das Fussgewölbe und dehnen die Sehnen.

Übungen für gesunde Füsse

Mit den Zehen greifen

Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie ein Handtuch auf den Boden. Nun greifen Sie mit den Zehen nach dem Handtuch, heben es auf und lassen es wieder fallen. Sie können den Fuss auch über einen Tennisball rollen oder die Zehen abspreizen. Beides kräftigt die Muskulatur im Fuss.

Auf Zehenspitzen stehen

Stehen Sie aufrecht und gerade. Dann stehen Sie abwechslungsweise für einige Sekunden auf die Zehenspitzen, auf die Fersen sowie auf die Innen- und Aussenkante der Füsse. Das kräftigt die Wadenmuskulatur und dehnt die Sehnen im Fuss.

Dehnen

Stehen Sie mit dem vorderen Teil des Fusses auf eine Stufe. Lassen Sie dann die Ferse sinken. Sie sollten dabei keine Schmerzen verspüren. Diese Übung dehnt die Wadenmuskulatur und die Fusssohle.

Für einige Patienten empfiehlt Lenz einen Serienschuh, bei anderen stellt eine Orthese das beste Therapiemittel dar. «Dies ist eine Schiene, die den Fuss stabilisieren soll. Sie wird ebenfalls von einem Orthopädietechniker angepasst», so der Fussexperte weiter. «Damit erreichen wir oft deutliche Verbesserungen.» Auch Physiotherapie ist begleitend sinnvoll. Das Ziel: mit aktivierenden Übungen die Muskeln in Fuss und Wade stärken.

Manchmal sind die Fehlstellung und die damit einhergehenden Beschwerden jedoch sehr stark ausgeprägt. Wenn Einlagen und Übungen mit der Physiotherapie die Probleme nicht verbessern, ist eine korrigierende Operation nötig. «Danach können die Patienten wieder annähernd normal und ohne Beschwerden auftreten», erläutert Lenz.

Kann man einem Knick-Senkfuss vorbeugen? Tipps vom Fusschirurgen

«Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Knick-Senkfusses sind zahlreich und weiterhin Gegenstand der Forschung», sagt Lenz. «Ich empfehle aber, möglichst oft barfuss zu laufen. Dies stärkt die Fussmuskulatur. Und: bitte nicht die Füsse von Kleinkindern zu früh in festes Schuhwerk zwängen. Die Schuhe sollen genügend gross sein, eine flexible Sohle und eine gut eingefasste Ferse haben. Zudem kann Übergewicht einen Knick-Senkfuss begünstigen. Deshalb sollte man möglichst ein Gewicht im Normalbereich anstreben.»

Eine Operation als letzter Ausweg

Es gibt zwei Arten von Fehlstellungen: eine bewegliche Fehlstellung und eine fixierte. «Die bewegliche Fehlstellung können wir so korrigieren, dass das Gelenk erhalten bleibt», sagt der Fusschirurg. Hier ist in aller Regel eine Korrektur am Knochen und an den Weichteilen notwendig. «Auf der Innenseite des Fusses befreien wir die Rückfusssehne von geschädigtem Gewebe und verstärken sie mit der Zehenbeugersehne. Zudem verschieben wir am Fersenbein den Achillessehnenansatz, um den ‹Knick› im Rückfuss zu korrigieren. Dies geschieht mittels einer sogenannten Sliding-Osteotomie. Ziel ist es, ein Gleichgewicht der beanspruchten Sehnen zu erzeugen. Dadurch lassen sich erneute Überlastungen vermeiden», sagt Christopher Lenz.

Diese Operation am Fersenbein erfolgt heutzutage minimalinvasiv, also über einen kleinen Schnitt. In manchen Fällen ist es sinnvoll, zusätzlich den Knochen am Fussaussenrand zu verlängern (Evans- oder Hintermann-Osteotomie). Dadurch richtet sich die Fusslängswölbung auf.

Die fixierte Fehlstellung lässt sich nur schwer korrigieren. Eine Möglichkeit sind gelenkversteifende Eingriffe (Arthrodesen). «Dies lindert zuverlässig die Beschwerden», so Lenz.

Nach der Operation die Belastung langsam steigern

Zunächst müssen Patienten den Fuss und das Sprunggelenk hoch lagern und mit einem Gips (Softcast) ruhigstellen. Auch darf der Fuss während der ersten sechs Wochen nach der Operation nur wenig belastet werden. In den folgenden sechs Wochen ist es weiterhin sinnvoll, Fuss und Sprunggelenk mittels Softcast zu schonen. Jetzt dürfen die Patienten den Fuss zusehends stärker belasten. Zudem bilden Bewegungsübungen mit der Physiotherapie einen wichtigen Baustein der Rehabilitation.

Fusschirurgie am KSB

Haben Sie eine Fussfehlstellung oder sind Sie auf der Suche nach passenden Übungen? Denken Sie, dass Sie Einlagen benötigen? Melden Sie sich für eine Sprechstunde in der KSB-Fusschirurgie an oder lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt überweisen.

Zur Fusschirurgie





Mehr zum Thema:

Top

Flop

Sie haben für diesen Artikel abgestimmt.

Sie haben gegen diesen Artikel gestimmt.

Newsletter Anmeldung