Eine Frau in High Heels und Jupe

High Heels: Warum Absätze nicht zwingend ungesund sind

Wieso nicht einmal High Heels tragen? Gemäss Philipp Stirnimann können Sie das bedenkenlos tun. Der Orthopädie-Schuhmachermeister räumt mit verbreiteten Mythen auf.

«Jeder Schuh hat seine Berechtigung», findet Philipp Stirnimann. Er ist Orthopädie-Schuhmachermeister und leitet die Balgrist PartnerOrtho AG im KSB-Partnerhaus. Mit Schuhwerk kennt sich Stirnimann bestens aus. Schliesslich hat er schon Tausenden Menschen mit orthopädischen Versorgungen geholfen. «High Heels sind nicht per se schlecht für den Fuss. Barfuss gehen ist nicht unbedingt ratsam», erklärt Stirnimann.

Hier räumt der Orthopädie-Schuhmachermeister mit verbreiteten Mythen über Schuhe auf.

Philipp Stirnimann, Orthopädie-Schuhmachermeister und Leiter Balgrist PartnerOrtho AG
«Absätze bis zwei, drei Zentimeter sind weitgehend unbedenklich.»
Philipp Stirnimann, Orthopädie-Schuhmachermeister und Leiter Balgrist PartnerOrtho AG

High Heels verursachen Hallux valgus oder verkürzte Wadenmuskeln.

«Das ist korrekt, aber nur, wenn man oft hohe Absätze trägt. Gehen Menschen regelmässig und über längere Zeit mit hohen Absätzen, drohen Hallux valgus, Knie- und Ballenprobleme. Auch der Achillessehne schadet es.» Wie viel Absatz noch gesund ist, betrachtet Stirnimann differenziert: «Absätze bis zwei, drei Zentimeter sind weitgehend unbedenklich. Ab etwa fünf Zentimetern ist Vorsicht geboten.»

Das hält Philipp Stirnimann von unseren Alltagsbegleitern:

Flache Schuhe verursachen Plattfüsse und Senkfüsse.

«Das stimmt nicht. Plattfuss und Senkfuss sind meistens angeboren oder die Folge einer Erkrankung. Tragen Patienten konsequent Schuhe mit gutem Fussbett, verschlimmern sich die Fehlstellungen weniger schnell. Generell ist ein gutes Fussbett entscheidend.»

Was ein gutes Fussbett ausmacht

Das Fussbett liegt direkt unter der Fusssohle im Schuh. Häufig besteht es aus Kork oder Leder. Seine Funktion ist, den Fuss zu stützen. Es passt sich mit seinen Wölbungen und Einbuchtungen dem Fuss an und dämpft Stösse. «Wichtig ist, dass das Fussbett stabilisiert und der Fuss im Schuh genug Halt hat. Ganz flache, dünne Polster bringen dementsprechend nichts. Bei einem guten Fussbett spürt man auf der Fussinnenseite eine Aufwölbung, die sich an den Fuss anschmiegt», sagt Philipp Stirnimann.

Trägt man immer den gleichen Schuh, erlahmt die Fussmuskulatur.

«Die Fussmuskulatur erlahmt dadurch nicht. Aber der Schuh wird einseitig abgelaufen. Das kann mit der Zeit zu Fehlstellungen oder Arthrose führen. Ich rate dazu, immer wieder zwischen verschiedenen Schuhpaaren abzuwechseln. So haben sie genügend Zeit, durchzulüften. Das wiederum verringert Gerüche. Sind die Schuhe stark abgenutzt, sollte man sie reparieren lassen oder entsorgen.»

Barfuss laufen ist am gesündesten.

«Unsere Füsse sind dafür gemacht, auf weichem Untergrund zu gehen. Ein Barfussspaziergang auf der Wiese oder im Sand tut also sicher gut. Aber Böden wie Stein, Teer oder Parkett sind zu hart für die Füsse. Die Schläge werden nicht gedämpft. Das kann die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen. Zu Hause sind Hausschuhe ratsam, aber auch ein Teppich dämpft Stösse.»

Gesunde Schuhe sehen abscheulich aus.

«Diese Scheinweisheit kommt noch von früher. Doch heute stehen uns viel mehr Materialien, Farben und Modelle zur Verfügung. Zudem sind die heutigen Versorgungen wesentlich leichter im Gewicht als noch vor einigen Jahren. Allerdings muss man berücksichtigen: Bei einem orthopädischen Schuh ist der höchste Anspruch, dass er dem Träger wieder mehr Mobilität zurückgibt. Also dass er stützt, dämpft und möglichst wenige Druckstellen aufweist.»

Orthopädische Massschuhe sind teuer.

«Im Vergleich zu normalen Schuhen stimmt das. Unsere Schuhe sind Massprodukte, die auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sind. Zum Verfahren gehört unter anderem ein Podogramm, also eine Fusssohlenausmessung. Zusätzlich machen die Orthopädie-Schuhmachermeister ein Gipsnegativ und durchlaufen weitere aufwendige Arbeitsschritte wie Folien- und Lederproben. Bei ärztlicher Verordnung durch einen Spezialisten beteiligt sich die Versicherung meistens an den Kosten.»

Fussorthopädie am KSB

Wo drückt bei Ihnen der Schuh? In der Orthopädieklinik des KSB und in der Balgrist PartnerOrtho AG kümmert sich ein interdisziplinäres Team von Orthopäden und Orthopädie-Schuhmachermeistern um Ihre Füsse.

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