Rettungssanitäter Lukas Frey vor dem Ambulanzfahrzeug

Rettungssanitäter – der wahrgewordene Kindheitstraum

Seit über 20 Jahren ist Lukas Frey als Rettungssanitäter im Dienst. Er weiss nie, was ihn bei einem Notruf erwartet. Trotzdem muss er ruhig Blut bewahren. Das zeigt auch das Video, das Lukas Frey während 12 Stunden im Dienst begleitet.

Lukas Frey wischt sich den Schweiss von der Stirn. Obwohl es noch vor 10 Uhr am Morgen ist, drückt die Hitze des Tages bereits jetzt. Frey ist stellvertretender Leiter des Rettungsdiensts im Kantonsspital Baden. Mit strahlenden Augen erzählt er, dass er Rettungssanitäter werden wollte, seit er ein kleines Kind war: «Jeder vorbeifahrende Rettungswagen war ein Highlight für mich.» Der Weg zum stellvertretenden Leiter des Rettungsdiensts führt ihn zwar über Umwege, die er jedoch keineswegs missen möchte. Er macht zunächst die Ausbildung zum Krankenpfleger. An seinem damaligen Arbeitsplatz hat er anschliessend die Möglichkeit, ab und an mit der Ambulanz mitzufahren. Das bestätigt ihn in seinem langjährigen Berufswunsch. Er hängt eine Ausbildung zum Anästhesiepfleger und anschliessend zum Rettungssanitäter an, die er 2010 abschliesst.

Wie werde ich Rettungssanitäter?

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter setzt in der Regel eine abgeschlossene, mindestens dreijährige berufliche Grundbildung voraus, eine Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität oder einen Fachmittelschulausweis. Zudem sollten Anwärter den Führerausweis Kategorie B besitzen. Auch eine Eignungsabklärung ist nötig. Dabei testen die Verantwortlichen unter anderem die psychische Belastbarkeit, die Gesundheit und die Ausdrucksfähigkeit. Die Ausbildung zum diplomierten Rettungssanitäter HF dauert drei Jahre. Sie umfasst unter anderem die theoretische und die praktische Ausbildung in der Schule, letztere zusätzlich in Praktika direkt beim Rettungsdienst.

Abwechslungsreicher Alltag als Rettungssanitäter

Seit 2004 fährt Lukas Frey nun mit der Ambulanz des KSB aus. Die 12-Stunden-Dienste erfordern neben einem hohen Mass an Konzentration auch Flexibilität. «Kein Arbeitstag gleicht dem anderen», sagt Frey. «So handelt es sich bei den Rettungsdiensteinsätzen teilweise um Notfälle, aber auch um Krankentransporte, bei denen wir Patienten von einer Institution in eine andere fahren.» Zudem fällt für Frey als stellvertretenden Rettungsdienstleister auch einiges an administrativen Arbeiten an.

«Meine Hauptangst war, ob ich die Leute auf der Bahre überhaupt tragen kann.»
Lukas Frey, Rettungssanitäter, über seinen ersten Einsatz

Sich morgens auf den Arbeitstag vorbereiten? «Das ist eigentlich gar nicht möglich», sagt Frey. Durch Erfahrung weiss er aber: Im Allgemeinen setzt sich sein Arbeitsalltag durch seine Führungsposition zur einen Hälfte aus Administration und zur anderen aus Einsätzen im Rettungsdienst zusammen. Richtig vorbereiten kann man sich nicht. Der Sanitäter hat allerdings im Lauf der Jahre gemerkt, dass gewisse Hinweise auf den Verlauf des Arbeitstages schliessen lassen. Finden in der Region grössere Feste statt oder ist das Wetter besonders schön, erwarten seine Einheit und ihn mehr Freizeitunfälle als üblich.

Eintönig werden die Aufgaben dabei nie: «Das sowohl städtische als auch ländliche Einsatzgebiet des KSB-Rettungsdiensts sorgt für einen abwechslungsreichen Alltag. «Wir hatten zum Beispiel einen Einsatz bei einer Bäuerin, die beim Füttern in ein Silo gefallen war und sich das Bein gebrochen hatte. Bevor wir die Frau richtig behandeln konnten, mussten wir sie herausholen», sagt Frey. «Solche Einsätze hat man in einem rein städtischen Einzugsgebiet natürlich nicht.»

Beim ersten Mal fast die Treppe heruntergefallen

Ein breites medizinisches Wissen, das immer auf dem neuesten Stand ist, Flexibilität, Organisationstalent und ein Gespür dafür, wie der Patient tickt – diese Qualitäten zeichnen laut Frey einen guten Rettungssanitäter aus. Diese eigne man sich auch durch Erfahrung an. Frey erinnert sich auch heute noch gut an seinen ersten Einsatz – damals noch als Krankenpflegeschüler und zusätzlich zur regulären Gruppe auf dem Rettungswagen: Er wird zu einem – wie sich später herausstellt – relativ harmlosen Verkehrsunfall gerufen. Frey ist allerdings so nervös, dass er fast die Treppe herunterfällt. Der junge Krankenpflegeschüler befindet sich damals noch in seiner Ausbildung. Trotzdem drehen sich seine Ängste mehr um das Rundherum als um das Medizinische: «Meine Hauptangst war, ob ich die Leute auf der Bahre überhaupt tragen kann.»

«Als Kind war jeder vorbeifahrende Rettungswagen ein Highlight für mich.»
Lukas Frey, Rettungssanitäter

Die Gefahren, die der Beruf mit sich bringt, sieht Lukas Frey gelassen. Sein Arbeitsalltag sei nicht gefährlicher als der anderer Jobs, erklärt er. Man müsse sich der Gefahren eben bewusst sein. Dabei handelt es sich beispielsweise um fliessenden Verkehr oder potenziell aggressive Patienten. «Gerade der Umgang mit Gefahrenpotenzial ist ein Aspekt, der in den letzten Jahren verstärkt in die Ausbildung eingeflossen ist», sagt Frey. Fachkräfte des Rettungsdiensts würden gezielt darauf geschult, Gefahrenquellen zu erkennen. Sie lernen, sich nicht blind ins Geschehen zu stürzen, sondern Sicherheit vor Tatendrang zu stellen. Die Schulung seiner Mitarbeiter ist ihm wichtig: Jeder muss jährlich vierzig Stunden Weiterbildung machen.

Erfahrungen, die belasten und aufwühlen

Trotz aller Ruhe, die man bewahrt – die Einsätze hinterlassen bei den Rettungskräften oft Spuren. Die schlimmsten sind für Lukas Frey oft diejenigen, bei denen Kinder oder junge Familien involviert sind. «Häufig sind die Einsätze in meinem Kopf mit dem Einsatzort gekoppelt. Wenn ich also privat unterwegs bin, dann denke ich oft an bestimmten Stellen an den Auftrag, den ich dort hatte.»

Manchmal kann auch der Notfallsanitäter nichts ausrichten

Seine Stimme wird ernst, als er einige der für ihn schwerwiegendsten Einsätze schildert: «Nicht nur die medizinisch gravierenden können zur Belastung werden, sondern ebenfalls die, bei denen die Umstände traurig stimmen – beispielsweise die Verlegung einer älteren Person von ihrer eigenen Wohnung in ein Pflegeheim.» Frey berichtet eindringlich von einem Notfall, bei dem ein Kind beinahe in der Schule an einem Stück Wurst erstickt ist. Von einem Mann, der in die Starkstromleitung der SBB geraten ist. Und einem anderen, dem bei einem Autounfall die Beine abgetrennt wurden und der während der Erstbehandlung am Unfallort gestorben ist. Seine Geschichten verdeutlichen die emotionale Belastung, die der Beruf mit sich bringt: das Wissen darum, möglicherweise die letzte Person zu sein, mit der ein Patient spricht, alles zu tun, was in der eigenen Macht steht, und dennoch manchmal nichts ausrichten zu können.

Emotional und leidenschaftlich

In der Regel blende man dieses Wissen während des Einsatzes jedoch aus und verarbeite die Situation erst im Nachhinein emotional. Das Wichtigste sei dann der Austausch. Frey und seine Leute pflegen deshalb eine starke Kommunikationskultur: «Nach traumatischen Einsätzen gibt es Debriefings, bei denen die Mitarbeiter darüber sprechen können, was sie als belastend empfunden haben.» Auch der Morgenrapport zu den Geschehnissen der letzten 24 Stunden diene unter anderem dazu, mögliche emotionale Belastungen frühzeitig zu erkennen und den Mitarbeitern psychologische Nachbetreuung anzubieten. Frey und seine Vorgesetzte Esther Meier versuchen, ihrem Team jederzeit Unterstützung zu bieten.

Als unentbehrlich sieht Frey ausserdem den Ausgleich zum Beruf an. Während viele seiner Mitarbeiter ihre Freizeit mit Sport oder Musik verbringen, ist er selbst ein leidenschaftlicher Hobbykoch. Aber auch privat engagiert er sich nebenbei noch bei der freiwilligen Feuerwehr. Beruflich besteht sein grösster Antrieb darin, Leuten zu helfen. «Ich finde den Beruf aber auch unwahrscheinlich spannend. Sowohl fachlich, wenn es darum geht, Diagnosen zu stellen, als auch zwischenmenschlich, weil man wirklich so viele verschiedene Menschen trifft – ein Querschnitt durch die Gesellschaft sozusagen.»

Der Rettungsdienst des KSB

Jeden Tag, rund um die Uhr – der Rettungsdienst ist immer auf Achse. Jährlich zählt er über 8500 Einsätze. Nicht alle davon sind ein Notfall. Manche sind auch geplante Krankentransporte. Haben Sie Fragen zum Leistungsangebot des Rettungsdiensts? Wir helfen Ihnen gerne weiter.

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