Ein Arzt misst den Bauchumfang einer Patientin.

Neue Erfahrung nach Schlauchmagen-OP: «Ich kann nicht mehr alles aufessen»

Maria Meunier leidet an krankhaftem Übergewicht und hat sich deshalb einer Schlauchmagen-Operation in der KSB-Chirurgie unterzogen. Hier erzählt die 39-Jährige von ihrer Erfahrung: Wie geht es ihr nach der Operation und wie steht es um ihr Essverhalten?

«Ich bin froh, dass die Operation gut verlaufen ist.» Mit diesen Worten begrüsst uns Maria Meunier (Name geändert) drei Tage nach ihrer Schlauchmagen-OP (Sleeve-Gastrektomie) in ihrem Mehrbettzimmer auf der chirurgischen Station des KSB. Ihr gehe es soweit gut, sie sei jedoch immer noch sehr müde und schlafe viel. Dies aufgrund der Nachwirkungen der Anästhesie und der Schmerzmittel.

Marias Erfahrungen vor der Magen-OP

Wir haben Maria bereits am Vorabend ihrer Schlauchmagen-Operation besucht und mit ihr über ihre Abnehmversuche, die Beweggründe für den Eingriff und ihre Ängste gesprochen. Hier lesen Sie den Artikel.

Nach Schlauchmagen-OP wieder schlucken lernen

Obwohl sich ihr Magen manchmal noch schmerzhaft zusammenzieht, konnte Maria ihre Schmerzmittel inzwischen absetzen. Ihr behandelnder Arzt und Chirurg, Dr. Fabian Deichsel, sagt: «Heutzutage operieren wir fast alle Baucheingriffe mit der Schlüssellochtechnik, der Laparoskopie. Ein Vorteil dieser Technik sind die viel geringeren Schmerzen. Die meisten Patienten brauchen beim Austritt nur noch Schmerzmittel in Reserve.» Auch die Infusion, die sie bislang mit Flüssigkeit versorgt hatte, wurde am Morgen abgenommen. «Jetzt muss ich lernen, wieder selbst zu schlucken.» Und dies ist gar nicht so einfach. Am Anfang habe sie das Wasser nur teelöffelweise zu sich nehmen können. «Es ist normal, dass Patienten nach dem Eingriff nur noch kleine Portionen zu sich nehmen können – sowohl Speisen als auch Getränke», sagt Fabian Deichsel zur Ernährung mit dem Schlauchmagen.

Proteine gegen den Muskelabbau

Eine noch grössere Herausforderung stellt für die Patientin das Schlucken ihrer Nahrungsergänzungsmittel dar. Auf Marias Nachttisch stehen zwei Gläser mit Vitamin- und Proteintabletten. Ein notwendiges Übel. Denn: «Wird der Körper des Patienten nicht genügend mit Proteinen versorgt, greift er seine eigenen Eiweissspeicher an – die Muskeln», erläutert Fabian Deichsel. Doch gerade die Muskelmasse spielt beim Abnehmen eine entscheidende Rolle. «Muskeln verbrauchen Kalorien nämlich schon durch ihr blosses Vorhandensein, sprich: sogar im Ruhezustand.» Nach der Operation kann der Körper die Vitamine und Mineralstoffe jedoch nicht mehr in ausreichender Menge über die Nahrung aufnehmen. Daher müssen Patienten entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

«Zum Glück helfen mir die Pflegefachkräfte: zum Beispiel, indem sie mir die Tabletten zerkleinern.»
Maria Meunier

Schlauchmagen schützt vor Diabetes

Allerdings hat die Tatsache, dass der Darm Nährstoffe nun anders verwertet, auch positive Seiten. «Es hilft natürlich einerseits zusätzlich, der Fettleibigkeit  des Patienten entgegenzuwirken», so der Chirurg. «Zudem bietet die veränderte Verwertung aber auch einen gewissen Schutz vor Diabetes, einer bei Adipositas häufig auftretenden Begleiterkrankung.» Den Grund dafür sehen Wissenschaftler unter anderem in der Abnahme der Insulinresistenz des Körpers nach bariatrischen Eingriffen wie einer Operation des Magens.

Gute Stimmung im Mehrbettzimmer

Maria ist froh, dass sie vom Pflegepersonal am KSB tatkräftig bei der schwierigen Einnahme ihrer Arzneien unterstützt wird. «Zu Hause wäre ich ganz auf mich allein gestellt und wüsste gar nicht, wie ich die Medikamente überhaupt runterkriegen sollte», sagt die Französin. «Zum Glück helfen mir die Pflegefachkräfte, zum Beispiel, indem sie mir die Tabletten zerkleinern.»

«Ich muss nun tatsächlich lernen, dass ich nicht immer alles aufessen kann, was auf dem Teller ist.»
Maria Meunier

Erst vor Kurzem ist sie mit ihrer Familie in die Schweiz gezogen und spricht daher noch kein Deutsch. Die Verständigung geschieht denn meist auf Englisch, Italienisch oder eben Französisch. «Ich bin wirklich erstaunt, wie vielsprachig die Ärzte und Pflegenden am KSB sind.» Auch mit den anderen Patienten klappe die Verständigung gut. Mit ihrer Westschweizer Bettnachbarin spricht sie Französisch, mit den älteren Patientinnen auch mal mit Händen und Füssen. Oder einfach einem netten Zulächeln. «Ich hatte anfangs Bedenken, in einem Mehrbettzimmer zu liegen», so die 39-Jährige. Aber die Erfahrung lehrte sie eines Besseren: «Mittlerweile bin ich aber sehr froh über die Gesellschaft und würde mich immer wieder so entscheiden.» Denn: «Es ist ständig etwas los, und man fühlt sich nicht so allein.»

Die Waage zeigt erste Erfolge

Dann ist es Zeit für die tägliche Gewichtskontrolle. Eine Pflegefachfrau rollt hierzu einen Stuhl mit integrierter Waage ans Bett, auf dem Maria Platz nimmt. Vor der Schlauchmagen-OP wog sie 107 Kilo bei einer Grösse von 1,60 Metern – laut BMI extremes Übergewicht. Nun zeigt die Waage 105 Kilo an. Zwei Kilo weniger. Immerhin. «Am Tag nach dem Eingriff hatte die Waage allerdings sogar ein Kilo mehr angezeigt», so die Patientin. Enttäuscht sei sie jedoch nicht gewesen. «Manche nehmen ja in den ersten Wochen bereits bis zu 15 Kilo ab. Aber mir ist ein schneller Gewichtsverlust gar nicht so wichtig. Denn ich weiss, dass ich langfristig auf jeden Fall abnehmen werde – und das ist Erfolg genug.» Der Chirurg Fabian Deichsel bestätigt dies: «Der Gewichtsverlauf ist so individuell wie jeder Mensch selbst: Bei manchen Patienten geht dies sehr schnell, das niedrigste Gewicht ist aber auch schnell erreicht. Bei anderen Patienten geht es viel langsamer. Man sollte sich nicht laufend mit anderen vergleichen. Was zählt, ist das Gewicht am Ende der Abnehmphase, nach 18 bis 24 Monaten.»

«Ich weiss, dass ich langfristig auf jeden Fall abnehmen werde.»
Maria Meunier

Kaum noch Hunger mit Schlauchmagen

Um 17.00 Uhr gibt es Abendessen. Für Maria wurde das Brot zu einer Mousse vermischt. «Zum Glück etwas Herzhaftes», freut sich die Mutter einer zweijährigen Tochter. «Dabei ist ja eigentlich das Dessert die Krönung für mich.» Aber seit der Magenoperation mache sie sich gar nichts mehr aus Süssem. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kam sie am Vorabend, als es Joghurt mit Müesli und Vanillecrème gab. «Davon mochte ich nur wenige Löffel essen. Mein Mann war darüber so erstaunt, dass er das Joghurt daraufhin selbst probierte – ihm schmeckte es ausgezeichnet», lacht die Patientin. «Ich muss nun tatsächlich lernen, dass ich nicht immer alles aufessen kann, was auf dem Teller ist.» Denn Hunger verspüre sie, trotz der kleinen Nahrungsmengen, die sie momentan zu sich nimmt, kaum mehr. Für Maria ein bis anhin unbekanntes Gefühl. Aber eines, das sich gut anfühlt.

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