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Vestibulitis: Schmerzen beim Sex individuell behandeln

Tut es weh beim Sex? Eine Vestibulitis kann der Grund sein. Sie kommt zwar häufig vor, ist aber schwierig zu diagnostizieren. Gynäkologe Martin Heubner erklärt, wie er das Vestibulitis Vulvae Syndrom erkennt und welche Behandlungen in Frage kommen.

«Schmerzen im Bereich der äusseren Scheide, der Vulva, sind nach wie vor ein Tabuthema. Und das, obwohl schätzungsweise zehn Prozent aller Frauen einmal in ihrem Leben darunter leiden», sagt Martin Heubner, Chefarzt für Gynäkologie am KSB. In vielen Fällen liegt diesem Problem ein sogenanntes Vestibulitis Vulvae Syndrom zugrunde, oft nur Vestibulitis Vulvae oder Vestibulitis genannt.

Symptome einer Vestibulitis Vulvae

Die Erkrankung beeinträchtigt die Lebensqualität stark. Sie äussert sich vor allem darin, dass Betroffene während des Liebesakts starke Schmerzen an der äusseren Scheide haben. Dabei schmerzen sogar Berührungen an der betroffenen Stelle. Die Schmerzen werden durch eine Überempfindlichkeit ausgelöst. Die genauen Ursachen dafür sind unbekannt. Auch Jucken oder Brennen sind mögliche Anzeichen. Allerdings ist es schwierig, diese Symptome einzuordnen (siehe Box). «Vestibulitis ist eine von vielen möglichen Gründen für Schmerzen beim Sex», sagt Martin Heubner. «Im Gegensatz zu den anderen Erkrankungen wird eine Vestibulitis aber oft übersehen.»

Wie diagnostiziert der Arzt eine Vestibulitis?

Frauen mit einer Vestibulitis Vulvae weisen meistens keine sichtbaren Merkmale oder Veränderungen an der Scheide auf. Deshalb ist eine gründliche Abklärung sehr wichtig. «Bei der Anamnese ist ein ausführliches Gespräch zentral», sagt Martin Heubner. «Im Gespräch muss ich oft nachhaken, denn manche sprechen nicht gerne darüber.» Entsprechend häufig sind Fehldiagnosen. «Viele Betroffene werden jahrelang auf Pilzinfektionen behandelt und erhalten Crèmes, die wirkungslos sind», so Martin Heubner.

Und: «Nimmt der Arzt die Leiden der Patientinnen nicht ernst, kann er keine korrekte Diagnose stellen.» So geschehen beispielsweise bei Sarah Kramer (Name geändert). Sie wandte sich nach jahrelangen Schmerzen ans KSB und erhielt endlich die richtige Diagnose. Hinzu kommt, dass viele medizinische Lehrbücher Vestibulitis Vulvae kaum oder gar nicht thematisieren. Grund dafür ist das diffuse Krankheitsbild, das sich keiner genauen Ursache zuordnen lässt.

Vaginismus, Vulvodynie und weitere Erkrankungen

Das Vestibulitis Vulvae Syndrom ist nur eine von vielen Krankheiten der weiblichen Genitalien. Eine weitere nennt sich Vaginismus. Dabei verkrampft sich die Vaginalmuskulatur während des Geschlechtsakts stark. Diese Verkrampfung verunmöglicht Sex oder führt zu starken Schmerzen. Unter Vulvodynie versteht man brennende und eventuell stechende Schmerzen an den äusseren, primären Geschlechtsorganen. Der Grund dafür ist oft nicht bekannt. Ähnliche Beschwerden löst eine bakterielle Vaginose aus. Dabei besiedeln krankmachende Bakterien die Scheide. Aber auch übelriechender Ausfluss ist ein mögliches Symptom.

Oft bleibt eine Vestibulitis unerkannt

Wie viele Frauen unter Vestibulitis Vulvae leiden, zeigte sich, nachdem Sarah Kramer ihre Geschichte publik gemacht hatte. «Vorher hatte ich vielleicht alle drei Wochen eine Patientin mit Vestibulitis in meiner Sprechstunde, danach waren es zwei bis drei pro Woche», erzählt Martin Heubner. «Viele litten schon seit Jahren unter Schmerzen und hatten bereits verschiedene Ärzte erfolglos konsultiert. Sie schätzten es sehr, dass wir uns eingehend mit ihren Beschwerden auseinandergesetzt und sie ernst genommen haben.»

Crème oder Operation? Was bei einer Vestibulitis hilft

Viele Betroffene sind bereits erleichtert, wenn sie wissen, was sie haben. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, je nach individueller Situation. Dazu gehören beispielsweise Crèmes mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Einige Substanzkombinationen sind nicht als Fertigpräparate erhältlich und müssen in der Spitalapotheke zubereitet werden. Auch eine weitergehende Begleitung, zum Beispiel mittels Physiotherapie oder Psychotherapie, ist in einigen Fällen sinnvoll.

Tritt durch diese Behandlungen keine Besserung ein, kommt eine Operation in Frage. «Dabei entfernen wir das schmerzhafte Hautareal chirurgisch», sagt Martin Heubner. «Der Eingriff hat gute Erfolgsquoten und hinterlässt kaum sichtbare Spuren.» Nach erfolgter Wundheilung ist für viele erstmals nach Jahren wieder ein normales Alltagsleben ohne Schmerzen möglich.

Frauenheilkunde am KSB

Haben Sie Schmerzen beim Sex oder an der äusseren Scheide? Lassen Sie sich in der gynäkologischen Sprechstunde am KSB abklären.

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