Ein junger Vater hält seine neugeborene Tochter ans Gesicht.

Papa im Gebärsaal: «Die Geburt von Amelia war überwältigend»

Was vor etwa dreissig Jahren kaum verbreitet war, ist heute oft selbstverständlich: Viele Väter sind bei der Geburt ihrer Kinder hautnah dabei. Auch Adam Burzanowski aus Vogelsang hat seine Frau Melania im Gebärsaal begleitet und unterstützt. Ein Gespräch über Anspannung, Ohnmacht und Vatergefühle.

Am 2. Mai 2021 ist es so weit: Die kleine Amelia erblickt im Kantonsspital Baden das Licht der Welt. Ein spezieller, gar unvergleichlicher Moment für die Eltern Melania und Adam, die ihre Kleine an jenem Sonntag um exakt 13.47 Uhr zum ersten Mal in den Händen halten dürfen. Die Geburtsschmerzen der Mama weichen augenblicklich einem Lächeln. Und auch dem frischgebackenen Papa fallen Lasten von den Schultern, die kaum mit anderen Drucksituationen vergleichbar sind. Für den KSB-Blog schaut Adam Burzanowski auf die Geburt seiner Tochter zurück – aus dem Blickwinkel eines «Teampartners», einer Begleitperson, die zwar «nur» dabei ist, aber trotzdem eine wichtige Rolle hat.

Herr Burzanowski, woran denken Sie, wenn Sie auf den Geburtstag Ihrer Tochter zurückblicken?

Da kommen viele Erinnerungen auf. Angefangen hat es mit intensiven Wehen in der Nacht. Meine Frau hatte starke Schmerzen, die Wehen traten im Drei-Minuten-Takt auf. Also fuhren wir am Morgen ins KSB, und etwa sechs Stunden später waren wir zu dritt.

Das klingt alles ziemlich reibungslos …

Das kann man rückblickend so sehen. Aber es gab im Vorfeld der Geburt durchaus herausfordernde Momente. Zum Beispiel hatten wir einige Tage zuvor einen «Fehlalarm». Auch da verspürte meine Frau in der Nacht starke Wehen. Auf Anraten der Hebamme gingen wir ins Spital, wo dann die Wehen plötzlich weg waren. Nach einigen Untersuchungen und Gesprächen mit den Ärzten entschieden wir uns, wieder nach Hause zu fahren. Das war etwa um sechs Uhr in der Früh, wir waren beide völlig platt von der ganzen Aufregung.

Beschreiben Sie uns die Stunden vor der Geburt noch etwas genauer?

Gerne. Bei der Ankunft im Spital konnte meine Frau vor Schmerz kaum mehr laufen. Also habe ich sie gefragt, ob ich ihr für die Strecke vom Parkplatz bis zum Spitaleingang – das sind etwa dreissig Meter – einen Rollstuhl besorgen solle. Erst lehnte sie ab. Zwei, drei Schritte später ging es aber doch nicht mehr. Diese wenigen Meter bis ins Spitalinnere dauerten eine gefühlte Ewigkeit. Die Stunden bis zur Geburt hingegen vergingen rückblickend wie im Fluge.

Gründe, warum Männer bei der Geburt dabei sind

  • Gemeinsames Erlebnis, überwältigende Momente
  • Beruhigende Wirkung auf die Frau
  • Körperliche Nähe/Unterstützung der Frau
  • Bindeglied zwischen der Gebärenden und dem Personal

Weshalb empfanden Sie das so?

Vermutlich, weil die Zeit im Gebärsaal sehr intensiv war. Meine Frau hat oft die Position und die Unterlage gewechselt. Mal war sie in der Wasserwanne, mal auf dem Bett. Es war also immer etwas los.

Welcher Moment war für Sie persönlich am eindrücklichsten?

Als ich realisiert habe, dass Amelia – lassen Sie mich das so sagen – bald «rausflutschen» wird. Kurze Zeit später war es so weit. Für einige Sekunden hat es sich angefühlt, als bliebe die Zeit stehen. Mit dem ersten Schrei unserer Tochter ist eine grosse Last von mir gefallen. Dann ging es ziemlich schnell. Unsere Hebamme hat Amelia in ein Tuch gewickelt und sie meiner Frau auf die Brust gelegt. Die Erleichterung und die Freude waren in diesem Moment unglaublich intensiv.

«Ich habe höchsten Respekt vor der Leistung meiner Frau.»
Adam Burzanowski

Welche Momente haben Sie am meisten herausgefordert?

Als Begleitperson fühlst du dich teilweise schon sehr ohnmächtig. Wenn du deine Frau leiden siehst und nichts dagegen unternehmen kannst, ist das bedrückend. In solchen Extremsituationen kommen viele Fragen in einem auf: Wie lange dauert es noch? Halten wir das aus? Wie intensiv wird es noch? Aber unsere Hebamme hat einen starken Job gemacht, eine wahnsinnige Leistung. Sie hat uns durch die Geburt geführt, sodass wir uns dabei möglichst sicher fühlen konnten.

Wie hat sie das geschafft?

Sie hat uns beispielsweise laufend informiert, in welcher Phase der Geburt wir gerade steckten. Dabei hat sie viel Ruhe und Zuversicht ausgestrahlt, was natürlich auch uns beruhigt hat. Wir fühlten uns vom gesamten Personal sehr gut begleitet.

Sie sprechen von einer gewissen Ohnmacht, die Sie als Begleitperson spürten. Konnten Sie Ihre Frau bei der Geburt denn auch irgendwie unterstützen?

Mein Ziel war es, meiner Frau, so gut es ging, beizustehen, sie zu motivieren und dabei nicht allzu emotional zu werden. Mehr konnte ich eigentlich nicht tun.

Weshalb wollten Sie keine Emotionen zulassen?

Vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Ich habe einfach versucht, ein Ruhepol zu sein, die Fassung zu bewahren und keinesfalls auf Panik zu machen. Meine Frau ist der Meinung, dass sich meine geduldige und vielleicht auch pragmatische Haltung durchaus positiv auf die Geburt ausgewirkt hat. Insofern war es eine Art Teamwork, denn auch ich hatte meine Aufgabe.

Hatten Sie Bedenken, im Gebärsaal etwas Falsches zu tun oder zu sagen?

Nein, ich fühlte mich sehr sicher. Meine Frau und ich sind seit vierzehn Jahren zusammen. Wir haben uns mental gut auf die Geburt vorbereitet und uns schon während der Schwangerschaft viel und intensiv ausgetauscht. Das hat uns im Ernstfall sicher geholfen.

Haben Sie im Vorfeld einen Geburtsvorbereitungskurs besucht?

Nein, aber wir hatten eine Beleghebamme, die uns die wichtigsten Infos rund um die Geburt nähergebracht hat. Sie hat uns zu Hause besucht und erklärt, worauf wir uns einstellen sollen und wie die ganze Prozedur ablaufen könnte. Gleichzeitig war es ihr wichtig, dass wir uns keine falschen Vorstellungen machen, da jede Geburt anders ist.

Inwiefern spielte «Doktor Google» bei der Vorbereitung eine Rolle?

Ich persönlich habe es vermieden, allzu viel zum Thema Geburt zu googeln. Denn egal, wonach du suchst, oft ist es so, dass dich die Suchresultate unnötig verunsichern. Uns war der gemeinsame Austausch viel wichtiger als irgendwelche Berichte im Internet.

War eigentlich von Anfang an klar, dass Sie bei der Geburt dabei sein werden?

Ja, für uns war es selbstverständlich, dass ich meine Frau bei der Geburt unterstütze. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich unglaublich dankbar bin, diesen Moment miterlebt zu haben. Ich habe höchsten Respekt vor der Leistung meiner Frau.

Wie haben Sie die ersten Monate mit Amelia verbracht?

Die Tage und Wochen nach der Geburt verliefen mehrheitlich problemlos – auch wenn sich der Alltag mit einem Kind natürlich stark verändert hat. Meine Frau und ich unterstützen uns gegenseitig und lernen täglich neu dazu. Ob das erste Lächeln oder die Freude, wenn sie unsere Stimmen hört: Es ist sehr eindrücklich, die Entwicklungsschritte der Kleinen zu beobachten. Amelia bei uns zu haben, erfüllt mich mit Stolz und grosser Dankbarkeit. Es ist ein enormes Glück und gleichzeitig eine grosse Verantwortung.

Wie sieht die Arbeitsteilung auf?

Die ersten fast vier Wochen war ich zu Hause. Da konnten wir unsere Tochter kennenlernen und alle anfallenden Arbeiten gemeinsam machen. Grundsätzlich machen wir beide alles: anziehen, wickeln, ins Bett bringen. Nur beim Stillen bin ich etwas eingeschränkt. (Schmunzelt.)

Gibt es etwas Schöneres als die Geburt des eigenen Kindes?

(Überlegt kurz.) Nein, emotional gesehen sicher nicht.

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