Vorsorgeuntersuchung bei Kindern: Ein Arzt hört bei einem Kleinkind das Herz ab

Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern: Das müssen Sie wissen

Wann und wie oft sollten Kinder in der Schweiz zur Vorsorgeuntersuchung kommen? Wie geht der Kinderarzt dabei vor? Wir haben den kleinen Keano und seine Mutter bei einem Kontrolltermin am KSB begleitet.

Ein Nachmittag im Ambulatorium des Kantonsspital Baden. Fabienne Curtis ist mit ihrem Sohn Keano zur Neunmonatsuntersuchung gekommen. Für den bald zehn Monate alten Keano ist es die sechste von insgesamt sieben empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen im ersten Lebensjahr.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen überprüft der Kinderarzt das Wachstum

Zuerst misst eine diplomierte Pflegefachfrau die Körpergrösse und den Kopfumfang des Jungen. Anschliessend kontrolliert sie sein Gewicht. Geduldig lässt Keano alles mit sich geschehen und beobachtet neugierig, was die Pflegefachfrau so macht. Diese trägt alle Daten in Keanos Gesundheitsbüchlein ein.

Danach geht es weiter zu Urs Lässer. Er ist Leitender Arzt Kinder und Jugendmedizin am KSB. Wie schon bei den vorherigen Vorsorgeuntersuchungen prüft der erfahrene Pädiater, ob das Baby regelgerecht wächst und gedeiht. Darüber hinaus liegt der besondere Fokus auf der motorischen Entwicklung des Kindes.

Verläuft die Entwicklung altersgemäss?

«Was hat Keano in letzter Zeit Neues gelernt?», erkundigt sich der Kinderarzt. «Er kann mittlerweile alleine aufstehen, sich hinsetzen, geht an der Hand und ist flink unterwegs», erzählt Fabienne Curtis. Urs Lässer ist zufrieden mit seinem kleinen Patienten.

Urs Lässer, Kinderarzt
«Viele Kinder haben am Anfang Mühe mit Nahrung, die nicht flüssig ist.»
Urs Lässer, Leitender Kinderarzt

Als nächstes folgt die körperliche Untersuchung. Der Pädiater hört mit seinem Stetoskop den Herzschlag und die Atmung. Anschliessend tastet er Bauch und Hoden ab. Danach prüft er, ob Keano schon krabbelt, frei sitzen und sich hochziehen kann. Er legt seinem kleinen Patienten das Stetoskop ans Ende der Liege. Ein spannendes Objekt für Keano. Er versucht, es sogleich zu erreichen. Der sogenannte Pinzettengriff gelingt dem Kleinen dabei schon. Hierbei greifen Kinder mit Daumen und Zeigefinger nach einem Gegenstand.

Die Vorsorgeuntersuchung mit neun Monaten: Wie klappt’s mit der Ernährung?

Anschliessend fragt Urs Lässer die Mutter nach dem Essverhalten. «Keano findet Essen interessant. Auch wenn er es immer wieder ausspuckt», berichtet Fabienne Curtis. «Denn mit der der Konsistenz hat er noch etwas Mühe.» Urs Lässer weist darauf hin, dass so etwas in diesem Alter häufig vorkomme. «Viele Kinder haben am Anfang Mühe mit Nahrung, die nicht flüssig ist.» Doch da Keano genügend zunehme, sieht Lässer hier keinen Grund zur Sorge.

Vorsorgeuntersuchungen in der Schweiz

Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie empfiehlt mehrere Vorsorgeuntersuchungen vom Tag der Geburt bis ins Teenageralter. Die Vorsorgeuntersuchungen sind in der Schweiz nicht verpflichtend. Jedoch sollten insbesondere die Untersuchungen in den ersten 24 Lebensmonaten nicht ausgelassen werden. Denn so kann der Kinderarzt die altersgerechte Entwicklung und die Gesundheit des Babys und Kleinkindes überprüfen und Auffälligkeiten schnell bemerken. Die erste Untersuchung erfolgt bereits am Tag der Geburt: Hat sich das Kind erfolgreich auf das Leben ausserhalb des Mutterleibs umgestellt? Gibt es Fehlbildungen? Die weiteren Untersuchungen erfolgen im Wochenbett, mit einem Monat, zwei Monaten, vier Monaten, sechs Monaten, neun Monaten, zwölf Monaten, 18 und 24 Monaten. Hierbei überprüft der Kinderarzt die Entwicklungsfortschritte, das Gewicht und die Längenmasse sowie das allgemeine Gedeihen. Auch die Impfungen können in der ärztlichen Praxis währenddessen durchgeführt werden. Weitere obligatorische Vorsorgeuntersuchungen finden im Kindergartenalter mit etwa fünf Jahren und im Oberstufenalter mit 13 bis 14 Jahren statt. Je nach der Gesundheit und des Entwicklungsfortschrittes Ihres Kindes kann der Arzt weitere Verlaufskontrollen in Absprache veranlassen.

Jedoch empfiehlt er, Keano allmählich den Schoppen in der Nacht abzugewöhnen. «Versuchen Sie, die Milch gegen Wasser oder ungesüssten Tee auszutauschen.» So lerne sein Körper, dass er nachts keine Nahrung mehr braucht. Auch wenn es nicht einfach für die Eltern werde: «Keano wird dies anfangs nicht akzeptieren. Es wird zum Machtkampf kommen. Doch diesen sollte er nicht gewinnen», fügt Lässer schmunzelnd hinzu. Stattdessen rät er, einen letzten Einschlaf-Schoppen als Ritual einzuführen.

Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln

Am Ende der Untersuchung gibt es noch einen Piks. Keano bekommt die Dreifach-Impfung. Diese Impfung enthält einen Lebendwirkstoff gegen Masern, Mumps und Röteln. «Keano wird in den nächsten Tagen eine Art Mini-Infektion mit den Erregern durchmachen.», erläutert Urs Lässer. «Es ist auch möglich, dass er in den nächsten zehn bis vierzehn Tagen Fieber und einen Ausschlag bekommt.» Die zweite Impf-Dosis erhält der kleine Junge mit etwa zwölf Monaten.

Der Kinderarzt setzt die Spritze an. Keano sitzt auf dem Arm seiner Mutter. Beim Piksen verzieht er nur leicht den Mund. Geschafft! Urs Lässer notiert alle Daten im Vorsorge-Büchlein. Nun darf Keano mit seiner Mutter wieder nach Hause gehen. Die nächste Vorsorgeuntersuchung-Untersuchung ist die Einjahresuntersuchung mit zwölf Monaten. Die letzte Vorsorgeuntersuchung wird Keano als Teenager im Alter von 14 bis 16 Jahren haben.

Entwicklungspädiatrie am KSB

In der entwicklungspädiatrischen Sprechstunde bieten wir auf ärztliche Zuweisung eine entwicklungspädiatrische Abklärung und Beurteilung sowie Follow-up Kontrollen für frühgeborene Kinder an.

Kontakt und weitere Infos:

Entwicklungspädiatrie – Kantonsspital Baden KSB

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